Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Linz und die Donau Hertha Schober „Linz, o Linz am Donaustrom . . hat nicht nur Raabe gesungen, und nicht nur Eichen dorff hat begeistert den prachtvolien Anblick des sich öffnenden Donautales nach der Kürnbergenge geschildert. . die Schön heit von Linz steht und fällt nun einmal mit der Donau. Sie umschmeichelt gleichsam das Gebiet der alten Stadt, so behutsam umschließt sie es in weitem Bogen, ange fangen schon bei St. Margarethen, am Schloß vorbei, bis hinunter gegen das ein stige St. Peter-Zizlau. Steigt man auf einen der ,,Berge" um Linz, dann gewinnt dieses Bild, das schon die Landkarte ausdrückt, farbiges Leben, am eindrucksvollsten wohl vom Pöstlingberg aus oder auch vom Luftenberg. Nicht von ungefähr wohl hat Oskar Kokoschka sich diesen Platz ausgewählt für sein Porträt der Stadt. Und die Stadt selbst, sie wollte und sie will auch heute noch nicht allzuviel wissen von dieser feuchten Liebe, die für sie einer Art Haßliebe gleichkommt; o ja, man bedient sich gerne des schmückenden Stromban des - auch im Wappen hat man es verwen det -, aber man rückt immer wieder ein we nig ab von den Wassermassen, wenn es um tägliche Tatsachen geht; durch Jahrhun derte zeigte man dem Fluß gegenüber eine abweisende, verschlossene Front. Hat die Stadt zu schlechte Erfahrungen mit diesem naturgegebenen Partner gemacht? Fast scheint es so. In den Hochwassern drängte die Donau immer wieder nach näherer Be rührung mit der Ansiediung der Menschen, sie grub Arme ins Stadtgebiet, bildete Inseln und zerriß sie wieder und ließ dann, hatte man sich an solch ein Nebengerinne ge wöhnt, es sich zunutze gemacht, dieses versanden; sie erschien willkürlich und lau nisch. Und doch liegt der Grund der reser vierten Haltung der Stadt wohl in dem ererb ten, aber gar nicht mehr bewußten Erkennen der Grenzsituation des Flusses, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder effektiv wurde. Der Boden von Linz ist geschichtsträchtig, wie man so schön sagt, und die Donau ist es auch. Natürlich wußte kein Kelte, kein Rö mer und kein Bajuware, daß die Donau mit ihren 2864 km Länge der zweitgrößte Strom Europas ist, er hätte damit auch nichts anzu fangen gewußt, selbst der Begriff Europa hätte ihm nichts gesagt. Die Mächtigkeit des Stromes aber war imposant, war furchterre gend und gab Sicherheit zugleich. Er war auch Grenze und Verbindungsglied bereits in früher Vorzeit. Er war Grenze gegenüber dem weitgehend mit Wald bestandenen und dadurch Ungewissen Hügelland jenseits des Stromes, aus dem zuweilen unbekannte Völkerschaften auftauchten, er war aber auch Handelsweg in jeder Richtung, entlang seines Laufes und auch ihn querend. Und gerade dieser Platz bot sich wie nicht viele dazu an. Die günstige Verkehrslage war es ja schließlich, die das Linzer Becken schon früh zum Siedlungs- und Handelsplatz wer den ließ und das Wachsen der Stadt immer wieder begünstigte. Der Zwiespalt, der der Donau anhaftet, aber blieb bestehen, denn auch weiterhin war der Strom immer wieder auch einmal Grenze, selbst gegenüber der Siedlung am anderen Ufer. Natürlich funk tionierte der,,kleine Grenzverkehr", offiziell aber war man auf der Hut - den anderen Herrschaften, deren Untertanen gegenüber. Die Tatsache, daß Linz und Urfahr durch all die Jahrhunderte getrennte Verwaltungs komplexe waren, daß sie erst in unserem Jahrhundert zu einer Einheit zusammen fanden, war letzten Endes wohl auch die Ur sache, daß speziell auf der Linzer Seite das Ufergelände so stiefmütterlich behandelt wurde, zumindest was das Wohnen betrifft; für diverse gewerbliche Einrichtungen, für Vergnügungen auch, griff man gerne auf diese Flächen zurück. Und natürlich hat sich die Donau selbst, wie schon kurz erwähnt, nicht überall besonders einladend gezeigt, vor allem wieder auf der Linzer Seite, bedingt durch die Strö mung. Nach dem engen Durchbruch zwi schen dem Pöstlingbergmassiv auf der ei nen und dem von Kürnberg und Freinberg auf der anderen Seite atmet der Strom gleichsam befreit auf, dehnt sich wohlig, schickt in dem flachen Becken Arme aus, Sand- und Schotterbänke bildeten sich zu Halbinseln oder auch zu selbständigen In seln, wie z. B. die Straßerinsel; diese ent stand durch das Hochwasser des Jahres 1572, durch einen neuen Donauarm, den späteren Fabriksarm. Ein weiteres, viel leicht das bedeutendste Nebenwasser war V ■ Linz mit Urfahr vom Freinberg gesehen. Litho graphie von Johann Hardinger aus der litho graphischen Anstalt Josef Hafner in Linz, um 1835. - OD. Landesmuseum, Graph. Sammlungen, Inv.-Nr. OA Linz I 2/33. Aufnahme: M. Eiersebner

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