Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Linz: Industriestadt bewahrte kulturelle Eigenständigkeit Die oberösterreichische Landeshauptstadt Linz stand lange Zeit in dem Ruf, ausschließlich Indu striestadt zu sein. Dennoch war Linz zu keiner Zeit nur eine Stadt der Arbeit, immer gab es hier auch kulturelle Aktivitäten. Mit der Aufbauarbeit nach dem Krieg wurde zunehmend Freiraum für kultu relles Wachstum erwirtschaftet. Schon 1945 be stand im Keim die städtische Kulturverwaltung. Markante Akzente setzten in der Folge die Neue Galerie, die Musikschule, die frühere Kunstschule und das Stadtmuseum Nordico. Die feierliche Er öffnung des Brucknerhauses im Frühjahr 1974 war ein Ereignis, mit dem sich Linz im internationalen Kulturgeschehen großartig präsentierte. Im Sep tember desselben Jahres folgte als eigens konzi pierte Großveranstaltung das erste Internationale Brucknerfest. Seine jährliche Wiederkehr ist nun schon eine fixe Institution. In erster Linie gilt es na türlich den Werken Anton Bruckners, dem größten heimischen Tonschöpfer. Weltweit anerkannte Di rigenten und Orchester besuchten im Rahmen die ser Veranstaltung Linz. Namen wie Herbert von Karajan, Leonard Bernstein, Claudio Abbado, die Wiener Philharmoniker oder die Bamberger Sym phoniker scheinen in diesem Kreis der Großen am Sektor Klassischer Musik auf. Die Linzer Veranstaltungs Ges.m.b.H. ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, auch nach neuen Wegen der Wür digung Brucknerscher Tonkunst zu suchen. Viel bestaunte Ergebnisse dieses Strebens waren 1978 die ,,Missa Universalis" einer Popgruppe und 1979 die ,,ars electronica". Der Musikfreund findet mit dem Brucknerkonser vatorium des Landes Oberösterreich und der städ tischen Musikschule in Linz hervorragende Aus bildungsstätten. Die Musikschule hat seit Herbst des Vorjahres in dem mit einem Aufwand von 24 MüHonen Schilling restaurierten Prunerstift ein neues Domizil gefunden. Die 106 Lehrer unterrich teten im abgelaufenen Schuljahr 4000 Schüler. 2017 interessierten sich für die Singschule, der Rest für Instrumentalmusik und Sologesang. Ebenfalls im Vorjahr konnte mit der Verlegung der Neuen Galerie in den Hochhauskomplex Lentia 2000 ein bedeutender Impuls auf dem Sektor der bildenden Kunst gesetzt werden. Dieser Übersied lung kommt eine weitreichende Bedeutung zu. Das neue Heim ist zugleich vielstöckiges Wohnund Geschäftshaus, in dem auch eine Schule und ein Kindergarten untergebracht sind. Damit eröff nen sich echte Chancen, die Neue Galerie aus dem etablierten Musemnsschema herauszulösen. Es bestehen dort beste Voraussetzungen für vielsei tige Kontakte, eine echte Begegnung zwischen Be völkerung und Kunst. Mit den drei Museen und den etwa 20 Galerien bietet die Landeshauptstadt darüber hinaus allen Interessenten ein abwechs lungsreiches Programm an Ausstellungen und Vemissagen. Von der Hochschule für künstleri sche und industrielle Gestaltung kommen gerade für eine Industriestadt wertvolle Anregungen und Ideen. Das ,,Forum Metall", die einzigartige Aus stellung von Metallgroßplastiken im Donaupark, und das „Forum Design" als Sammlung einer mu stergültigen Verbindung zwischen Kunst und In dustrie stärken das Ansehen von Linz. Foto: Begsteiger Bürgermeister Franz Hillinger: Erfolgreiche Leistungsgesellschaft Linz hat mit dem Brucknerhaus eine der modernsten Konzerthallen Österreichs ge schaffen und mit den Brucknerfestspielen ein musikalisches Ereignis kreiert, das be reits weit über die Grenzen unseres Landes hinaus Beachtung und Zuspruch findet. Besonders erfreulich an den kulturellen In stitutionen in Linz ist das große Engage ment der Bevölkerung. Der Linzer ist also kein bloßer Arbeitnehmer und Konsument, sondern ein gemütsbetonter Mensch, der sich den Sinn für das Schöne und Erbauli che bewahrt hat. Der große Arbeitseifer und die Tüchtigkeit der Linzer Bevölke rung haben dazu geführt, daß diese Stadt in den vergangenen drei Jahrzehnten ihr Antlitz von Grund auf verändern kormte und den Anschluß an die künftige Entwick lung gefunden hat. Linz hat sich aber nicht nur städtebaulich entfaltet. Hier expandiert nicht nur die Wirtschaft, auch das Kulturund Geistesleben erfaßt in freier Entfaltung immer größere Bevölkerungskreise. Dar über bin ich besonders glücklich, denn wir erleben gerade in Linz das schöne Beispiel einer erfolgreichen Leistungsgesellschaft, die ihre Verwurzlung in der angestammten ländlichen Umgebung nicht verloren hat und den physisch-geistigen Ausgleich in den vielfältigen kulturellen Regungen die ser Stadt findet. Kultur für das gesamte Stadtgebiet Derzeit bemühen sich der städtische Kulturrefe rent Vizebürgermeister Prof. Schanovsky und die Kulturverwaltung, bestehende kulturelle Vereine für gemeinsame Kontakt- und Veranstaltungsstel len zu gewinnen. Wenn konkrete Vorschläge ein langen, ist die Stadt bereit, finanzielle Starthilfe zu geben. Die Kulturverwaltung erarbeitet eine Fibel mit wertvollen Tips, die besonders kleinen Verei nen, die Veranstaltungen durchführen, zugute kommen sollen. Parallel dazu entsteht ein Kultur stättenplan mit allen denkbaren Veranstaltungslo kalen, vom Extrazimmer eines Gasthauses bis zum Volkshaus oder Pfarrsaal. 30. ODO Besucher Das im Juni 1978 eröffnete Musische Zentrum am Hauptplatz erfreute in den ersten zwei Spieljahren 30.000 junge Besucher. Die Stadt Linz hat dafür die erforderlichen Räumlichkeiten im Haus Haupt platz 33 des Rathausgeviertes bereitgestellt. Eine jährliche Subvention in der Höhe von 40.000 Schil ling unterstützt den Spielbetrieb. Für die Kleinen ab dem dritten Lebensjahr wartet eine Puppen bühne auf. Das Theater des Kindes und das Kin derkino bieten ein Programm für die Pflichtschü ler. Schulneubauprogramm abgeschlossen Weitere Grundzüge für den künftigen Lebensweg unserer Jugend und für ihr Kulturverständnis vermitteln die Schulen. Die Ausbildung erfolgt aber nicht nur an der Kunsthochschule, an der Ka tholisch-theologischen Hochschule oder an der Johannes-Kepler-Universität, für deren Bau die Stadt Linz bisher 180 Millionen Schilling bereitge stellt hat. Von größter Bedeutung ist vielmehr der erste Schritt am Bildungsweg, nämlich der an den Volks- und Hauptschulen. Wie hat nun Linz, eine Stadt, deren Einwohnerzahl sich in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat, das Schulbauprogramm bewältigt? Seit 1945 hat die Landeshauptstadt 33 Schulen neu errichtet, zahlreiche Zubauten ge schaffen und mehr als 30 Tumsäle gebaut. Damit ist das Schulneubauprogramm abgeschlossen, der Schulraumbedarf voll abgedeckt. Die Kosten dafür beliefen sich auf 566 Millionen Schilling. Jüngste Zeugnisse städtischen Schulbaues sind die Bertha-von-Suttner-Schule im Biesenfeld, die achtklassige Hauptschule Auhof mit zwei Turnsälen und ein neunklassiger Zubau bei der Jahnschule in Urfahr. Dieses 80Jahre alte Schulhaus wird, diesen Zubau mitgerechnet, um insgesamt 64 Millionen Schilling saniert. Wohl bedeutendstes Vorhaben war die vor einem Jahr eröffnete Sporthauptschule Kleinmünchen. Sportbegeisterte finden dort eine ideale Ausbildungsstätte. Die 250 Schüler, zwei Drittel Buben und ein Drittel Mädchen aus Linz und den Randgemeinden, sind begeistert. Sieben Turnstunden mehr unterscheiden sie von ,,ge wöhnlichen" Hauptschulen. Vier Stunden davon sind den Neigungssportarten der Jugendlichen wie Fechten, Schwimmen, Skilaufen, Leichtathle tik usw. gewidmet. Die körperliche Ertüchtigung kommt aber auch in

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2