Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Weil gerade vom Geld die Rede ist: Wäh rend der vergangenen zehn Jahre hat die Linzer Stadtverwaltung mit ihren Gesell schaften rund 42 Milliarden Schilling abge wickelt, eine gewiß eindrucksvolle Summe, die in Form von Investitionen oder auf indi rektem Weg der heimischen Wirtschaft zu gute gekommen ist und zu deren Belebung beigetragen hat. Geld spielt in einem Gemeinwesen immer seine Rolle. Nachholbedarf und Entfal tungsstreben haben die Linzer jahrelang nach dem Mammon schielen lassen, dergar nicht schnöde genug sein kann, wenn man ihn braucht, um sich sozusagen am eigenen Zopf aus dem vom Krieg hinterlassenen Schutthaufen wieder emporziehen zu kön nen. Die schweißtreibenden Kraftakte des Wiederaufbaues liegen mittlerweile weit zu rück. Geblieben ist vielleicht ein wenig von der zuvor zwangsläufig materiellen Betrach tungsweise des städtischen Lebens. Linz ist vielfach auch nach seiner Finanzkraft beur teilt worden, die im Schatten der Preis kämpfe auf den internationalen Märkten längst ihren trügerischen Glanz verloren hat, zumal notwendige Investitionen und arge Gewinneinbußen den Steuerfluß äus den Betrieben zu einem Rinnsal reduziert haben. Dennoch besteht kein Grund zur Resigna tion, zumal sich das städtische Budget nach wie vor ausweitet, wenngleich sein Wachs tum weit hinter dem des Landesbudgets zu rückblieb, mit dem es vor Jahren durchaus vergleichbar gewesen ist. In den Nachkrlegsjahren war allerdings wesentlich we niger Geld unter den Leuten, als dies heute der Fall ist, und die gestärkte Kaufkraft der Linzer Konsumenten tut sicherlich das Ihre, um Handel und Wandel in der Stadt zu bele ben und in Schwung zu halten. Die Haupt geschäftsstraße von Linz ist der sichtbare Ausdruck für diesen Wandel. Von früh bis spät drängen einander Menschentrauben über den Asphalt. Hübsche Linzerinnen in modischen Kleidern, gut angezogene Her ren aller Altersklassen und Schichten, bei den Damen wollen wir ja vom Alter nicht re den. Aus den Geschäftsportalen quillt es hervor, drängt es hinein, ein Kommen und Gehen, ein Hasten und Kaufen. Seit die Landstraße mit gewissen Nebenstraßen fußgeherfreundliche Zone geworden ist, hat sich dort die Einkaufstätigkeit noch mehr konzentriert, sind die Umsätze der Kaufäuser und Läden beträchtlich gestiegen. Vörden Konditoreien, Restaurants und Ca fes sind schmucke Sitzgruppen mit Topfpfianzen arrangiert worden. Dort läßt man sich, vom Einkaufsbummel ermüdet, nieder und stärkt den Leib mit Speis und Trank. Es duftet nach gebratenen Würsten, nach hei ßem Leberkäs Oder gebackenem Fisch. Bier schäumt aus bereitgestellten Fässern in Gläser und Krüge, und die Wespen umla gern die Obstberge in den Verkaufsbuden. Die fußgeherfreundliche Zone in der Land straße ist das Ergebnis eines großangeleg ten Konzeptes der Verkehrsentflechtung in der Innenstadt. Voraussetzung dafür war die Fertigstellung der Stadtautobahn, der Donaubrücke und des großen Verkehrskno tens im Bereich der VOEST-Alpine und Chemie Linz AG. Dazugekommen ist ein darauf abgestimmtes Einbahnsystem, so daß der Linzer Stadtkern heute vom Individualverkehr weitgehend umfahren werden kann. Offen ist noch eine Lösung für die Unten: Noch leben Alt-Linz und Alt-Urfahr. Blick von der Unteren Donaulände auf die Urfahrer Pfarrkirche hl. Josef in der Veriängerten Kirchengasse. Aufnahme: W. Entlicher Westeinfahrt, wenn man von dem Proviso rium durch die Sandgasse und die Kapuzi nerstraße absieht. Hier zeichnet sich nach jahrelangen Diskussionen, Begutachtungen und Planungsvarianten eine Lösung weiter im Westen der Stadt mit einer zusätzlichen Donaubrücke im Raum Puchenau-Ottensheim ab. Linz hat es aiso verstanden, sich zumindest in der Innenstadt den Individualverkehr vom Leib zu halten. Ein weiterer Vorteil dieser Verkehrspolitik, die für Linz unerhört revolutionär gewesen sein muß, wenn man bedenkt, daß die Land straße noch vor wenigen Jahren die Haupt verkehrsader der Stadt gewesen ist, kam dem altehrwürdigen Hauptplatz zugute. Er konnte von parkenden Autos befreit und für Rechts oben: An der Linzer Johannes-Kepler-Unlversität für Sozial-, Rechts- und Natur wissenschaften studieren mehr als 5000 junge Menschen. Aufnahme: Magistrat der Landeshauptstadt Linz, Amt f. Presse u. Fremdenverkehr

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