„Trinkhalle" in Hall, Lithographie von L. Czerny, um 1860. Oö. Landesmuseum, Inv. Nr. OA I 106/8 Seite 88: ,,Badhaus" in Haii, Lithographie von L. Czerny, um 1860. Oö. Landesmuseum, inv. Nr. OA I 106/7. Aufnahme: Franz Gangi im Jahr 1925 in Landesbesitz. Dies wurde zur Voraussetzung zum vordringlich gewor denen Bau weiterer, anschließend an das alte Badehaus geschaffener Bäderanlagen sowie einer neuen Kesselanlage und eines Werkstättengebäudes. Einem Ausbau des aus dem Armenbadespital hervorgegange nen Landschaftlichen Krankenhauses folgte 1927 ein Anbau an das Neue Badehaus mit Bade- und Inhaiationsanlagen, die nach dem Standard dieser Jahre sogar als luxu riös galten. Der Bohrtrupp der Landeskuranstalten un ter Bohrmeister Kunzmann brachte in den Nachkriegsjahren im Park, neben dem Ba dehaus und auf der Guntherhöhe Bohrun gen nieder, welche die Kuranlagen mit den dringend notwendigen zusätzlichen Heil wassermengen versorgten. Eine neue wirt schaftliche Blütezeit schien für das Heilbad gekommen; rege Bautätigkeit der privaten Fremdenverkehrswirtschaft ließ die Zahl der verfügbaren Betten auf 2563 anwachsen, und trotzdem konnte in der Hochsaison die Nachfrage nach Gästezimmern nicht befrie digt werden. Die in den Jahren 1927/28 nach Plänen von Professor Clemens Holz meister erfolgte Erweiterung der Trinkhalle zu einer vorbildlich schön gestalteten Kon zert- und Wandelhalle schloß die bauliche Entwicklung im engeren Kurzentrum ab. Die Planung eines besonderen ,,Hauses des Kurgastes" - die erhaltenen Projektskizzen von Professor Clemens Holzmeister, Archi tekt Balzarek und Oberbaurat Schulte, Graz, belegen die Großzügigkeit dieses Baukonzeptes - wurde leider aus finanziel len Erwägungen ebensowenig verwirklicht, wie der Gedanke eines im Ortskern zu schaffenden Krankenhauses. Noch 1929 bot Bad Hall in der sich vom Mai bis in den Herbst erstreckenden Kursaison das Bild eines blühenden Kurortes mit leb haftem Besuch. Ein vielseitiges geselliges und kulturelles Programm, so regelmäßige Vorstellungen eines ständigen Theateren sembles, erfreute die Gäste, die nicht nur aus Österreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie, sondern auch aus Deutsch land, Rußland, Polen, Westeuropa und Übersee kamen. Ab 1930 wirkte sich die Weltwirtschaftskrise mit Bankenzusam menbrüchen und ständig wachsender Zahl von Arbeitslosen auf die Fremdenverkehrs wirtschaft Bad Halls zunehmend aus. Die allein auf pharmakologische Jodwirkung ausgerichtete Balneotherapie Halls geriet damals auch in den Einflußbereich einer akuten Krise der Medizin und damit zuneh mend in Mißkredit. Nur allmählich erwuchs dem Heilbad mit den sich abzeichnenden Möglichkeiten einer erfolgreichen Behand lung von Schäden an Herz und Kreislauf ein neues Aufgabengebiet. Trotzdem wurde die Nachfrage privater Gäste zunehmend ge ringer, die Kursaison immer kürzer, das kul turelle Programm und die geselligen Veran staltungen laufend spärlicher. Viele derein stigen Privatgäste hatten in einem der acht fast durchwegs neugeschaffenen Sozial89
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