Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

^■1 Gudrun Saudisch in den dreißiger Jahren bei der Arbeit in ihrem Atelier in der „Wiener Werkstätte" Unten: Archiv der Wiener Werkstätte, Modellbuch K 9, Nr. 5800, Entwurf einer Vase, Aufnahme: Photoabteilung österreichisches Museum für angewandte Kunst (Ingrid Schind ler) 9/ '-t r aufzubauen. Eine Fülle von Talenten und Begabungen waren tätig, deren künstleri sche Leistungen eher der Monarchie ange messen waren, als der kleinen und um ihren Bestand ringenden Alpenrepublik. Diese Werkkultur der zwanziger Jahre war in erster Linie den führenden Lehrer- und Künstlerpersönlichkeiten zu verdanken, die seit Jahren die Wiener Kunstszene be herrschten und die das Museum und die Kunstgewerbeschule zu Institutionen von europäischem Rang gemacht hatten. Zu den Leistungen der zwanziger Jahre, die eine besondere Beachtung verdienen, ge hören vor allem die kunstkeramischen Ar beiten, die aus der Künstlerwerkstätte der Wiener Werkstätte ab 1917 hervorgingen. Hier waren in den zwanziger Jahren rund 60 Künstler tätig gewesen, die zumeist aus den Klassen Hoffmanns und Powoinys an der Wiener Kunstgewerbeschule stammten. Über diese Produktion seit dem Jahre 1920 sind wir durch das dokumentarische Mate rial im Archiv der Wiener Werkstätte bestens unterrichtet. Zu den zahlreichen und zumeist weiblichen Mitarbeitern der keramischen Entwurfsab teilung stieß im Jahre 1926 Gudrun Baudisch, eine junge Künstlerin, die ihre kera mische Ausbildung in den Fachklassen für Bildhauerei und Keramik des Professors Adametz an der Kunstgewerbeschule Graz erfahren hatte. Sie blieb bis zum Jahre 1930, in dem der Zusammenbruch der Wie ner Werkstätte sich bereits abzuzeichnen 72

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