Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

dürfnisse und Besonderheiten ausgeführt, bestanden sie auch in ihrem Kern aus einem Typus, der immer wieder wiederholt wurde: einfache, symmetrische Bauten mit Sattel dach, verputzt, durch Lisenen und Gesimse rasterartig gegliedert, an der Gleisseite eine offene Veranda, ein- und zweigeschossig. Das Bahnhofsgebäude in Ischl besaß (wie Gmunden) einen angebauten Hofsaion, der sich einzig durch Laubsägedekorationen am Dachfirst und ein Wappen über dem Ein gang von den übrigen Stationsgebäuden unterscheidet. Die Einrichtung befindet sich heute im Schloßmuseum Linz^s. 1893 wurde die Lokalbahn Ischl-Salzburg eröffnet. 1807 erhielt Ischl eine eigene Poststation, die im Gasthaus zum Goldenen Hirschen untergebracht war. Als der Postmeister Franz Koch aus Ebensee die Poststation übernahm, errichtete er 1828 einen Neubau, in dem auch Nächtigungsmögllchkeiten vorgesehen waren, aus dem sich das heu tige Hotel Post entwickelte. Nach weiteren Disciozierungen entstand erst verhältnis mäßig spät ein selbständiges Post- und Te legraphenamt. Der Bau wurde nach den Im Büro für Postbauten im Handelsministerium ausgearbeiteten Plänen von den Bauunter nehmern Robert Starke und Friedrich Brunn ausgeführt und Ende Oktober 1895 vollendet''°. Er gehört einem Typus an, der für die Post ämter der Monarchie entwickelt worden waH^ und durch dem Palastbau entnom mene Formelemente, wie die französische Dachform, die Obelisken als markante Ab schlüsse der Gebälkzone, die hohen, die gliedernden Horizontallinien im Mittelrisalit durchbrechenden Säulen einerseits, durch die bekannte. Immer wiederkehrende Ge stalt und den gelben Anstrich andererseits die Würde und Macht des Staates reprä sentiert. Die vier allegorischen Figuren im Obergeschoß des Mittelrisalits versinnbild lichen wohl die vier Möglichkeiten der Post beförderung: auf dem Schienenweg, auf dem Luftweg durch Telegraph, Rohrpost, Telefon, auf dem Landweg und zu Wasser. Die heute entstellte Schalterhalle Ist von ei nem Glasdach überdeckt, über dem ein Lichthof liegt. Der hintere Teil des Gebäu des schließt sich um einen weiteren, glas gedeckten Lichthof, um den ein sehr elegan tes Stiegenhaus läuft, von dem die Amts räume und Wohnungen zu erreichen sind. Anmerkungen: 1 Für zahlreich wichtige Gespräche, Hinweise, Anregungen danke ich Herrn Fachlehrer Franz Stöger. Die Grundlage zu dieser Darstellung bilden, so weit nicht anders angegeben: Heinrich Prohaska, Geschichte des Badeortes Ischi 1823-1 923, Linz 1924, und Käthe Hammer, Vom Salzmarkt zum Kurort, in: Bad Ischl. Ein Heimatbuch, Bad ischl 1966. 2 A.-Stifter-Kai 5.1865 abgebrannt, als Gisela bad wiederaufgebaut. 3 Wien 1842. 4 Heute Trinkhalle. 5 1801-1885, aus Lössls Wiener Tätigkeit, die ,,ganz im Banne klassizistischerTradition stand", sei auf das alte Musikvereinsgebäude in den Tuchlauben und das interessante Projekt zum Kaiser-Ferdinands-Bau vor dem Kärntner Tor hingewiesen. Vgl. Renate Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jahrhundert, passim, Wien 1970. 6 Ailg. Bauzeitung 1836, Nr. 7, S. 49-50, Ta fel XIII, Fig. 1-3. 7 Laut Edwin Zellweker, Bad Ischl, Werden - Wesen - Wandlung, Wien-Bad Ischl 1 951. 8 Im Rudolfsgarten, ungefähr auf der Stelle des heutigen Kurmittelhauses. 9 Am Traunkai, hinter dem Badehaus. 10 Ferdinand Fellner d. J. 1847-1916, Her mann Helmer1849-1919. 11 In der Marie-Valerie-Straße, heute Kur hausstraße. Der Bautechniker 1903, XXIII. Jg., Nr. 48, S. 1065ff. 12 Siehe 1 Prohaska, S. 12, bei der Johannes brücke und 7 Zellweker, S. 76, in der Mastalier gasse 4, heute Molkenwirt. 13 Dem späteren Hotel Austria. 14 Vorher Stefan Fadinger. 15 Erbauer von Hotels, Brücken, Eisenbahnen und Straßen, so 1842 die Straße über den Semmering, 1845 die Brücke von Mestre nach Vene dig. Vgl. 7 Zellweker, S. 94. 16 Signatur auf der Grundrißzeichnung, deren Foto sich im Besitz des Bundesdenkmalamtes, Linz, befindet. Bahnhof, Hofsalon, Aufnahme aus der Fotosammiung Frank, Bad Ischl Seite 37: Post- und Telegraphenamt. Aufnahme: Oskar Anrather 36

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