Villa Vockner, heute Haenel-Pancera-Famllienmuseum, Rauchzimmer. Aufnahme: Oskar Anrather Ii ad 4) Die stärkste Veränderung und Erwei terung des Ortsblldes bewirkte eine neue, bisher unbekannte Bauschöpfung - die Sommervilla, die sich manch ein Gast jetzt bauen ließ. Als eines der frühesten Beispiele dieser neuen Bauaufgabe sei die Villa des Wiener Advokaten Dr. Eitz genannt: Am Fuß des Jainzen, knapp über dessen Abbruch zur Ischl gelegen, verfügt sie über eine weite Aussicht über den Talkessel von Ischl zu den dahinter aufragenden Bergen. Der von Symmetrie und Regelmäßigkeit bestimmte, einfache kubische Baukörper mit Walm dach, portikusähnlichem, schwach risalitar tig vorspringendem Mittelteil, großen Fen stern, die Licht und Luft ins Innere lassen, entspricht dem repräsentativen Landhaus des Biedermeier, wie es sich der Bürger in Stadtnähe erbauen ließ. Als Erzherzogin Sophie die Villa Eitz, die in zwischen ihren Besitzer gewechselt hatte, käuflich erwarb und im Jahr 1854 Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth zum Geschenk machte, war dies wiederum ein für die Geschichte Ischls entscheidendes Ereignis: es blieb während der nächsten 60 Jahre Sommerresidenz des Kaisers. Franz Joseph liebte die Gegend, die zur Jagd ein lädt, und er liebte das Flaus, in dem er nach den nötigen Umbauarbeiten ,,sehr heimlich zu wohnen" hoffte^^. Die Umgestaltung der Villa Eitz zur kaiser lichen Sommerresidenz wurde Antonio Legrenzi, seit 1848 k. .k. Leibkammerdiener, nach dessen Tod im Jahr 1858 dem von An fang an mit der Gartengestaltung und der Errichtung der notwendigen Nebengebäude betrauten k. k. Flofgarteninspektor Franz Rauches übertragen. In Zusammenhang mit seinem langen Studienaufenthalt in Eng land ist es durchaus einsichtig, daß die An lage der Kaiservilla an englischen Vorlagen orientiert ist. Das Hauptgebäude entstand aus oben ge nannter Villa Eitz und symmetrisch dazu an gefügten Seitentrakten. Die Innenräume wurden schlicht, nobel, ohne Anschein von Repräsentation ausgestattet. Von größerer Originalität und Phantasie spricht die Gar tenanlage mit ihren malerisch gruppierten Bäumen, verschlungenen Wegen, Ruheund Aussichtspavillons, ihrem Cottage^", das ein einzigartiges und kostbares Beispiel der Neogotik In Österreich darstellt. Es ist nicht so sehr der hohe Adel, der dem Kaiser in die Sommerfrische folgt. Das wohlhabende Bürgertum und vor allem die Künstlerschaft nehmen während der Som mermonate hier Quartier oder lassen sich eigene Villen errichten. Es kommen die Leitenberger, Bösendorfer, Lobmayer, Reithofer, Theyer, Dumba, Albrecht, Schotterer. Von den zahlreichen und berühmten, im sommerlichen Ischl weilenden Künstlern siedeln sich unter anderem Theodor Leschetizky, Ignaz Brüll, Johann Strauß, Franz Lehär, Johann Nestroy, Alexander Girardi, Katharina Schratt, Pauline Lucca hier an. Die meisten dieser neu erbauten Sommer villen wurden nicht von prominenten Archi tekten errichtet; sie gehörten, wie schon eingangs erwähnt, dem Typus des Schwei zerhauses an, der das Ortsbild von Ischl be herrschte; symmetrischer Grund- und Auf riß, verputztes Mauerwerk, Satteldach, De korationselemente in Laubsägearbeit an Veranden, Balkonen, Dachfirst. Als e/n Beispiel sei die in den Jahren 1889/90 vom Wiener Stadtbaumeister Fer dinand Wendeler für den Brucknerschüler und Organisten Josef Vockner erbaute Sommervilla^® erwähnt, zumal sie auch über eine bemerkenswerte Innenausstattung verfügt, die einen einzigartigen Kanon des Stilpluralismus des 19. Jahrhunderts dar stellt. ad 5) Auch auf kirchlichem Bereich waren Restaurierungsarbeiten und Neuerungen notwendig geworden, zumal nicht nur der Pfarrhof prominente Gäste beherbergen mußte, wie Erzherzog Rudolf, Erzbischof von Olmütz, Kaiserin Witwe Karolina Augusta, Kaiser Ferdinand, Erzherzog Franz Karl und Erzherzogin Sophie, sondern in der 1771 bis 1780 neuerbauten Pfarrkirche 34
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