Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

i ih' i:i' mwM irrimirii Theater in Ischl, Detail aus; Alois Souvent und Fr. Welss, Plan von Ischl mit Randbildern, 1839 Seite 33: Kalservllla, Cottage (Marmorschlößl), Detail der Außenansicht. Aufnahme: Oskar Anrather zum erfolgreichen Gebrauch der Heilquel len und Bäder gehörige Zerstreuung gewähren^i." Das erste Etablissement dieser Art in Ischl war das (alte) Casino am Traunkai^^. Es wurde nach Angaben Josef von Lohrs durch den Salinenarchitekten Emanuel Tschann^s 1840 errichtet und durch einen großen Ball von Erzherzogin Sophie eröffnet. ,,Das Ge bäude war in zwei Hauptabteilungen ge schieden, zwischen welche die Einfahrt ge führt wurde. In der vorderen, gegen die Traun gekehrten Abteilung befanden sich zwei vornehm eingerichtete Lese- und Kon versationssäle, in dem rückwärtigen ein ge räumiger Speisesaal. Nach einigen Jahren eröffnete hier Johann Zauner, ein Zucker bäcker aus Wien, der mit Wirer gut befreun det war, seine Traiterie^"." Als mit dem zu nehmenden gesellschaftlichen Aufstieg Ischls die vorhandenen Räumlichkeiten zur Abhaltung der zahlreichen Konzerte und Bälle nicht mehr ausreichten, ließ man zwi schen 1872 und 1875 den (neuen) Kursaal vom Architekten Hyacinth Michails errich ten. Der große Saal, der in seiner äußeren Erscheinung durch sein kuppeiförmiges Dach den ganzen Charakter des Baues be herrscht, ist auch bestimmender Mittelpunkt des Grundrißsystems^s; um ihn gruppieren sich an der Südseite das Vestibül, Pförtner loge, Garderoben. Die Ostseite öffnet sich über eine gedeckte Halle auf eine große Ter rasse, von der man über eine Freitreppe in den Park gelangt. An der Nordseite liegt der Speisesaal mit einer gedeckten Halle. Da mensaal, Spiel- und Lesesäle liegen an der Westseite und sind auch vom Garten aus über eine Terrasse zu erreichen. Wegen der beschränkt vorhandenen Geldmittel mußten die Ausstattung und Dekorationen beschei den bleiben. Am 24. Juli 1875 fand das erste große Kon zert der berühmten Sängerin Patti statt; die ersten Parkfeste im neuen Kurpark wurden zu Ehren des Geburtstags des Kaisers und des Kronprinzen am 18. und 21. August ver anstaltet. Zur Unterhaltung, besonders an den zahl reichen Regentagen, waren Theaterauffüh rungen bei den Kurgästen sehr beliebt. Zu nächst war ein bescheidener, primitiver Theatersaal am Dachboden des Lukas-KrallHauses27 eingerichtet, in dem Dilettanten und umherziehende Theatergruppen vor al lem naive Possen spielten. Das Theater zeigte sich zu klein und überdies feuerge fährlich. So veranlaßte der große Förderer Ischls, Dr. Wirer, einen Neubau, indem er der Gemeinde ein Grundstück am Kreuz platz schenkte und eine Aktiengesellschaft zur Finanzierung der Baukosten bildete. Der Salinenarchitekt Franz Ferdinand Etangler^s errichtete das neue Theater^^ als ein fachen, kastenartigen Bau mit spätklassizi stischen Formelementen. Am 28. April 1827 wurde es mit einer Dilettantenvorstellung Kotzebues, ,,Der blinde Gärtner", feierlich eröffnet. ,,Die Ischler Bühne wird mehr und mehr zur Musterbühne einer Sommerresidenz^o." Fast alle Größen des Theaters tra ten hier auf. Im Repertoire sind Lustspiel, Posse, Volksstück, Operette und Oper, wo bei sich der Schwerpunkt immer mehr zur Operette verlagert. Zu den beliebten Vergnügungsstätten Ischls im 19. Jahrhundert zählte auch der soge nannte Prater am Fuß des Siriuskogels mit Schießständen, Kegelbahn und Gasthaus, wo am 9. September 1827 mit einem großen Volksfest die Genesung Erzherzog Rudolfs nach schwerer Krankheit gefeiert wurde. Der stilleren Erbauung und Zerstreuung dienten die zahlreichen Ruheplätzchen des Biedermeier, die oft auch einen architekto nischen Überbau oder Akzent erhielten^L und die aus der Vorliebe der Zeit für das Pa norama entstehenden Aussichtstürme, Bellevuen und Belvedere, wie der Kolowratsturm auf der Spitze des Hohen Pernecks, das Belvedere am Heischberg, das Karoli nenpanorama ober der Johannesbrücke, die Siriuskogelwarte. 32

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