Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

Oberösterreichs Queiiheiiigtümer Dietmar Assmann Der bekannte Wallfahrtsforscher Gustav Gugitz gibt In seiner Arbelt „Die Wallfahrten Oberösterreichs" Insgesamt 85 Kultstätten an, die mit Quellen oder Brunnen In Verbin dung stehen, wobei diese meistens auch In Irgendeiner Welse als hellkräftig erachtet wurden und einen wesentlichen Beweg grund für die Entstehung einer Wallfahrt ab gaben. Diese Zahl gibt etwa den Stand vor dem zweiten Weltkrieg wieder. Heute noch sind viele dieser Gnadenstätten durchaus als Wallfahrtsorte anzusehen, wenn auch die meisten davon mit einem nur lokalen Einzugsgebiet. Bezüglich des Begriffes ,,Wallfahrt" sei auf den Beitrag ,,lnnvlertler Wallfahrtsorte" In dieser Zeitschrift (Jg. 1978, Heft 4) verwiesen. Die Hochschätzung der Quelle, des Brun nens, überhaupt des Wassers Ist ganz all gemein In den verschiedensten Religions formen anzutreffen und als Archetypus ei nes Kultes anzusprechen. Wenn eine sol che Quelle zudem hellkräftig Ist, erhöhte dies die Wertschätzung In besonderer Welse und wurde diese Hellwirkung dem Walten einer göttlichen Macht zugeschrie ben. Solche Quellheiligtümer finden sich nicht nur In primitiven Religionsstufen, son dern auch In allen Hochreligionen. Wenn man die Gründungslegenden unserer Wallfahrtsstätten - auch der oberösterrei chischen - etwas näher betrachtet, so wird man bei den meisten einen engen Zusam menhang mit besonderen Steinformationen (den sogenannten ,,Spursteinen"), mit,,hei ligen" Bäumen oder aber mit besonderen Quellen finden. Sie gelten als Zeichen, die ,,numlnose Momente" genannt werden, well an der betreffenden Stelle Gott und seine Heiligen In besonderer Welse wirksam sind. Gelegentlich wirken auch mehrere solche Kräfte bzw. N um Ina zusammen, auch sind sie keineswegs nur auf die Entstehung älte rer Gnadenorte beschränkt. Als Beispiel sei Lourdes (1858) genannt, das seine hervor ragende Bedeutung neben den Mariener scheinungen dem plötzlichen Auftreten ei ner (Hell-)Quelle verdankt. Das Wasser nimmt darüber hinaus allgemein In der christlichen - und keineswegs nur In dieser - Symbolik (z. B. Taufe, Weihwasser) eine besondere Stellung ein und spielt auch Im Brauchtum eine große Rolle. Schon für die ältesten Zeugnisse christ licher Volksfrömmigkeit In unserem Lande werden In verschiedenen, zwar um einiges jüngeren Legenden Zusammenhänge mit Quellwundern hergestellt. Das betrifft auch die etwa Im 9. Jahrhundert entstandenen Erweiterungen der Florians legende: Als die Witwe Valeria den Leich nam des hl. Florian (am 3. Mal des Jahres 304 von der Brücke bei Laurlacum/Enns In den Fluß gestürzt) geborgen hatte, wollte sie Ihn an einem sicheren Qrt begraben. Am Wege dahin (wahrscheinlich dort, wo sich heute das prächtige Chorherrenstift St. Flo rian erhebt) ermatteten die Zugtiere und mußten rasten. Da entsprang plötzlich ne ben Ihnen eine Quelle. Der Überlieferung nach handelt es sich dabei um jene, die heute noch unter der alten Johanneskirche Im Markt St. Florian bei Linz entspringt und hinter der Kirche aus dem Wasserschaff (dem Attribut des Heiligen) einer hübschen St. Florian bei Linz, Fllialkirche hl. Johannes der Täufer im Markt, Quelle mit Brunnenplastik des hl. Florian. Aufnahme: Franz Gangl 19

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