Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 3, 1980

Alte Bäderherriichkeit in Oberösterreich Wolfgang Sperner Es mag heute für viele seltsam klingen, aber Weis war einst mit seinen Jodheiiquellen so berühmt, daß es im offizieiien österreichi schen Bäderbuch des Jahres 1928 Auf nahmefand, und Kirchschlag bei Linzgaitzu Anfang des vorigen Jahrhunderts als einer der berühmtesten Badeorte Österreichs, dem sogar um 1839 der einstige Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Andrew Jackson, einen Besuch abstattete. Alte Bäderherriichkeit in öberösterreich - es gibt sie, beziehungsweise es gab sie in der Tat und manche örte, von denen man es heute kaum mehr ahnen würde, waren vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten das Ziel vieler Heilungssuchender, lange bevor Ischl durch die kaiserlicher Freude über die Salz prinzen ,,hoffähig" wurde und weit eher als man in Schalierbach auf der Suche nach dem damals schon so begehrten ,,Petro leum" auf die riesige und so segensreiche Schwefeltherme stieß. Die Bedeutung der heutigen ,,Traditionsbäder" des Landes zu würdigen, ist einem anderen Beitrag vorbe halten, hier wollen wir uns vor allem jenen heute unbekannten, in Vergessenheit gera tenen Heilquellen und Badeorten widmen und man mag staunen, wo überall Im Lande Quellen mit Heilkraft entdeckt wurden, die es, wie etwa Bründl bei St. öswald bei Frei stadt oder Zell bei Zelihof an Radioaktivität, wenn auch nicht in der Schüttung, nahezu mit Gastein aufnehmen können. Als Im Jahre 1928 vom damaligen Bundes ministerium für soziale Verwaltung das offi zielle Handbuch derMineraiquelien, Kurorte und Kuranstalten Österreichs als ,,österrei chisches Bäderbuch" erschien, verzeich nete man mit gewisser Wehmut, daß Öster reich zur Zeit der iVlonarchie im Jahre 1914 laut seinerzeitigem Bäderwerk über nicht weniger als 273 Minderalquellenkurorte, 17 Moorbäder, 20 Meerbäder, 89 Luftkurorte und 360 Kuranstalten in 165 örten verfügte und so Aitösterreich damals zu den kurorte reichsten Ländern der Erde zählte. Nach dem ersten Weltkrieg gingen mit dem Ver lust der Adriaküste die Meerbäder verloren. ,,Ein schwerer Verlust in baineoiogischer Hinsicht", bedauerte man, doch tröstete man den Leser rasch mit dem Hinweis, daß als Ersatz für das Seeklima im Restöster reich Heiiorte mit ,,Luftreinheit" und ,,ultra violetten Strahlen von größter Intensität", sowie Quellen mit Salz-, Schwefel- oder Brom-Jod-Gehait bestehen. Unter den Mineralquellen des Landes Qberösterreich, die in jenem Bäderbuch des Jah res 1928 aufscheinen, findet man neben Bad Ischl, Bad Schalierbach und Bad Hall auch Goisern, Grünbrunn bei Freistadt, Hallstatt, Kirchschlag, Maria Bründi im sgdtiei: «iit» @efunli6runiieii in OtetSiierrci®. •) 1) ^Jefuntbrunntn uiib ©(bwcfct« SWinrralqucBt ober Öggl^of im ^iraunoiertel bei SBInbifA« garjlcn. 2) ©ai^mafTer im SJtarftc JpaU, 5 «SfHiifcen oon Ciiij miioeit uom gliiyd;cn (£jil3toctf. 3) ©ab jp ßcfclbru.u n iiidjt weit »om I>orfc ©anbei an ber öii|5er|len ©rdnie gegen JSd^men. 4) 2)30 Sab 'Äirtbfdjlag 3 ©funben üon finj ober ai^ilbberg mit einer ber fdjcnjlcii «Jußjlcbren, beforn texi am breiten ©teilt, in 2)ben'jlcnei£^ **), ö) 2)er 23rumieit QfDlaxia Jürunbl) 3« ^con' feiten. 6) 2)aS Sab 9)?ulla<fcn 3 ©tunbcn oon ?ni3 am Unfen 2>ona:mfer in einem angene(jmen Sbale ***). .7) Gt. Oßroalb'd 2Baf|"er iiß^jc am ®ad>e ?)?anufcrii?ten itnb cfem SDevfc: ©cfunbbrn»: ncnbcr öfterr. WUnarcftie von .^ctnricf)3oö. V. .Ui'flii 515icii bei 3or. Olerelb »IT?. ~ Scmolii iöaroii von ÄvitnH, j>crt Q'VtfciTin'^.t^ebcrcr in Srcvhirij Imücn ftrt) iint bte '^»nifniia niebrerct vcrbient sjeiiiacl't, tücicbe «n feinem Crfc an^fgcliCH njcröen wirf. •*) Stei'd!. ©dipl'cr fbcr 2irjitctfitnbc Tw i:i ^iuj) fwrie Sbr linitL';iii:3 \mi Dem Siabc jn Äii'ei,i"d;lasi Lei jiiiiA. ate Suft. Sntj idi7. Tk 35eftbrcil'iii!:t biefeiJ »rnd-cn Kjitv- unb ^^cllöaöetf riftlMCH .iiiLiiii im 3. «7ay UHCCC bctuiiiel: ij'outigr«- Benedikt Pillwein: Beschreibung der Provinzial-Hauptstadt Linz und ihrer nächsten Umge bung . . ., Linz 1824, Seite 31: Beginn eines Verzeichnisses der,,Bäder und Gesundbrun nen in Oberösterreich", das Insgesamt 22 Badeorte nennt. Exenhoiz bei St. Qswaid bei Freistadt, na türlich Bad Mühiiacken, aber auch ein Bad Scharten, Weis und Windischgarsten mit dem Püriglerbad. In seiner ,,Beschreibung der ProvinziaiHauptstadt Linz und ihrer nächsten Umge bung' widmet der bekannte Historiker Bene dikt Piliwein im Jahre 1824 ein eigenes Ka pitel den ,,Bädern und Gesundbrunnen in Qberösterreich" und zählt hier22 Bäder auf, von denen viele heute vergessen sind. Da verweist Pillwein gleich zu Beginn auf den ,.Gesundbrunnen und Schwefei-Mineraiquelle Egel- oder Eggihof im Traunviertei bei Windischgarsten", er hebt ,,das Bad Hackelbrunn, nicht weit vom Dorfe Sandel an der äußersten Grenze gegen Böhmen" hervor, nennt natürlich ,,Bad Kirchschlag, 3 Stunden von LinzoberWiidberg", er zitiert Maria Bründl bei Leonfelden, ferner Bad Mühiiacken, dann das ,,St. Qswaid's Was ser nahe am Bache Feistritz an der böhmi schen Gränze". Piliwein zählt aber auch das St.-Peters-Bad unweit Weis neben dem Pfarrorte Gunskirchen auf, dann das Puchrigier-Bad bei Windischgarsten, und er schreibt vom heilkräftigen Brunnen zu Putz leinsdorf, vom ,,M ineraiwasser Riendl in der Herrschaft Waidenfeis an der böhmischen Gränze". Ja sogar Linz hatte eine Heilquel le. und zwar laut Piliwein den ,.sogenannten Röhribrunnen im Landhause zu Linz, vom Freinberge am Binderdudelgute kommend". Damals gab es ferner ,,das Bad am Pihrn", die Mineralquelle zu Raab bei Schärding und den Sauerbrunn zu St. Thomas bei Ried im Innkreis. Eine ,,kalte Mineralquelle" be stand in Eberschwang, auch Öbernberg im Innviertel, wo heute wiederum fündige Boh rungen erfolgten, hatte damals Bedeutung als Mineralquelle. Es gab weiters im Schloßgarten zu Schlüßlberg bei Grieskir chen eine eisenhäitige Mineralquelle und die Schwefel hältigen Säuerlinge ,,am soge nannten Saurüßl bei Weichen" dienten un ter anderem ,,zum Abwaschen der Krätze". Ein kleiner Gesundbrunnen bestand in Weng bei Wiidshut und zuletzt verweist Pili wein noch auf das ,,Mineralwasser zu Thannbach im Mühlviertel" und auf das ..Hedwigsbründl bei Zell im Mühiviertel". Eine Landkarte von Qberösterreich, die alle Fundorte von Heilquellen und Gesundbrun nen aufzeigt, wäre erstaunlich dicht mit Qrtsnamen übersät, zählt doch dieses Bun desland laut dem österreichischen Heiiqueiienkataster nach Niederösterreich zu dem heiiquellenreichsten Teil Österreichs. Das hat seinen Ursprung vorwiegend in der geologischen Zusammensetzung des Lan des, und oftmals weisen bereits örtsbezeichnungen darauf hin, daß es hier einmal einen ,,Gesundbrunnen" gab oder gibt, wie etwa Riendi (von rinnen), Röhrlbrunn, Sikkerbrunn, Bründl, Heilbrunn oder Grün brunn. in der Literatur über die Balneologie (vom lateinischen baineum: die Wanne, das Bad) des Landes gibt es vor allem die Arbei ten des seinerzeitigen Hofrates deroö. Lan desregierung Dr. Johann Taub, des vielsei tig und bewundernswert umsichtigen Voikskundeforschers Hofrat Dr. Gommenda, aber auch mancherlei interessante, heute noch amüsant zu lesende ..Baineologlsche Reiseskizzen" oder vergilbte Schriften. Wenn wir hier aus der Fülle des Materials nur einiges herausgreifen, so mag doch schon die Aufzählung dieser Heilquellen und Gesundbrunnen zeigen, wie reich öberösterreich an - vielfach ungenützten - Plätzen für Kulturanlagen ist. Daß man bei den meisten Gesundbrunnen einst vor allem Augenbründl meinte, ergab sich aus der Kienspanbeieuchtung, die an langen Winterabenden die einzige, beißende Be leuchtungwar. Für die arg in Mitleidenschaft genommenen Augen suchte man Linderung durch heilende Quellen. Da aber auch zwi11

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