Epitaph für Richard B. Mein Großvater und ich Du hast das Land besungen die Bauern zwischen Heiden und Göttern angesiedelt selber an Dämonen geglaubt den Blumen schmeichelnde Namen gegeben und es im Land nicht ausgehalten Eine Zeit hob dich in die Höh Riesenmannsbild, das du warst leibhaftige Verkörperung eines kraftstrotzenden Geschlechts auf der Scholle für eine Nachwelt die deine Biografie nur unvollkommen kennt An dem Tag da der Papst alljährlich der Stadt und der Welt den Segen gibt denk ich jedesmal an meinen Großvater einen Innviertier Kleinbauern wie er am Peterstag immer vors Haus unter den großen Birnbaum ging um darunter niederzuknien Dein letztes Gedicht vor dem Tode zu dem du heimgekehrt bist zu Blut, Boden und Tränen spricht von einem azurnen Himmel und liegt als Kleinod im Heiligenschrein der Zunfttruhe der Gilde die dir und einer verwegenen Zeit nachtrauert der die Gegenwart den Atem verschlägt nicht wahrhaben will daß Rosse und Rauhnacht endgültig im Album eingeordnet sind Traktoren übers Land fahren Süos Dachfirste überragen eine neuer Mythos uns bannt Der Großvater lebt schon lange nicht mehr aber der Baum steht noch größer und mächtiger denn je und es ist mir da wieder die Birnen leuchten und das Laub rauscht als sei er schon immer und von jeher nur grün und kräftig gewesen und als hinge wenn ich darunter stehe sein Schatten wie ein Baldachin über mir und ich habe einen Augenblick lang das Verlangen das Gras zwischen den knorrigen Wurzeln mit meinen Knien zu berühren aber dann trete ich schnell in die Sonne und halte mir die Hand vor die Augen im Schmerz
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