des Gesamtniederschlages, der Anteil er höht sich bei 1450 m Seehöhe auf etwa 50 Prozent. Der Einfluß der Schneeschmelze auf das Abfiußverhaiten ist daher deutlich aus dem Jahresgang des Abflusses zu ent nehmen. Die geringsten Wasserfrachten treten in den Monaten Jänner und Februar auf. Die größten Monatswerte sind im obe ren Einzugsgebiet, mit großen Fiächenanteiien im aipinen Bereich im Juni, festzustel len, während sie im Unterlauf bereits im Mai auftreten. Um das Hochwassergeschehen kurz zu beschreiben, ist in der nachfolgen den Tabelle eine Zusammenstellung der Hochwasserhäufigkeit einiger charakteristi scher Enns- und Steyr-Pegei enthalten. Häufigkeit der Hochwasser an Enns und Steyr^)") Abflüsse in m^/sec. Pegel: Weng Kastenreith Steyr-Zwischenbrücken ohne Steyr mit Steyr MHQ 250 800 1020 1307 HQio 520 1370 1550 2000 HQioo 770 1900 2150 3000 HQsoo 920 2280 2600 3500 HQiooo 1000 2450 2800 3800 8.7.1572 — (3290?)*) 2600 3500 13.9.1899 — 1950 2340 3180 16. 8. 1949 — 1390 1630 2165 21.7.1959 — 1330 1700 2250 *) Extrapollerter Wert, verfälscht durch Verklausung; plausibler Wert ca. 2300 mVsec. Für das lOOjähriiche Hochwasserereignis errechnet sich somit für den Oberlauf eine Hochwasserabfiußspende von 291 i/s, km^, während sie für den Pegel Steyr (ohne Steyr) 430 i/s, km^ beträgt, was auf die ungleiche Niederschiagsverteiiung hinweist. Historische Hochwasseraufzeichnungen Die Befassung mit der Wasserstandsbeob achtung, insbesondere die Katalogisierung besonderer Ereignisse, läßt immer wieder Rückschlüsse auf das Kuiturniveau der Be völkerung zu. An der Enns reichen die Auf zeichnungen fast ein Jahrtausend zurück, der erste schriftliche Hinweis über ein derar tiges Ereignis dürfte vom Jahre 1012 sein. Die Annaien des Klosters Garsten berichten über das Hochwasser vom 30. Dezember 1210 mit dem Originaizitat:,,Pluvia maxima repente effusa, ac innundatione facta, die dominico, circa meridiem muiti homines perierunt." Ab dem 16. Jahrhundert finden sich in den ,,Annaies Styrenses"® nahezu lückenlose Aufzeichnungen über Hochwässer und Trockenperioden, so z. B. aus dem Jahre 1540, in dem es von Ostern bis Dezember an nur einem Tag, und da nicht länger als vier Stunden, geregnet hätte. Neben dem Hochwasserereignis von 1558:,,. . . in die sem Jahr thäten die angeloffenen Wasser abermahl großen Schaden; und weilen wie vormahis öffter, sonderlich aber anno 1551 beschehen, den Burgern von Steyer viel Holz verrunnen; . . .", wurden hier die Hochwässer von 1538, 1551 und 1567 be sonders hervorgehoben. Das wohl größte Hochwasser seit Menschengedenken er eignete sich im Juli 1572, weiches nach heute möglichen Rekonstruktionen etwa ei nem 500jähriichen Hochwasserereignis entspricht. Dieses Ereignis ist auch für die Enns-Hydrographie von bemerkenswerter Bedeutung, finden sich doch ab diesem Zeitpunkt an mehreren Steilen des EnnsFiusses Hochwassermarken. Die wichtig sten sind die an der Taverne am Kasten, dem heutigen Ennsflößermuseum in Kastenreith (Abb. 3), und jene am ehemali gen Wasserturm in Steyr-Zwischenbrücken (Abb. 4). Von 14 bzw. 16 Hochwasserereignissen in nerhalb eines Zeitraumes von 400 Jahren sind nicht weniger als acht korrespondie rende Marken festzustellen, von denen le diglich der Wasserstand des Hochwassers 1899 in der Stadt Steyr wesentlich über je nem an der Taverne ist. Dies ist auf das Zu sammentreffen der Hochwasserspitzen von Enns und Steyr bei diesem Ereignis zurück zuführen und deshalb auch die katastropha len Auswirkungen. Beim Hochwasser 1572, auf das noch etwas detaillierter eingegangen werden soll, wurde der Wasserstand bei der Taverne am Kasten fast 4,5 m über jenem des Hoch wassers 1899 aufgezeichnet, während die Spiegeidifferenz bei Zwischenbrücken le diglich ca. 1 m betrug. Es dürfte sich hier al ler Wahrscheinlichkeit nach um eine Ver klausung der Kastenreither Schlucht, an dessen Ausgang der ,,Flößer Friedhof" liegt, gehandelt haben. Dies ist leicht erklär bar, da sich am engen Schiuchteingang, nur wenige Meter über dem Mitteiwasserstand, ein Brückentragwerk befand. Dieses wegen der geringen Spannweite und der großen Wassertiefe sicherlich ohne Mitteipfeiierals Spreng- oder Hängewerk ausgestattete Brückentragwerk bildet bei einem derart großen Hochwasser allein schon ein bedeu tendes, rückstauverursachendes Abfiußhindernis, welches vermutlich noch durch Treibholz, insbesondere von der PresceniKiause der Salza, entsprechend verstärkt wurde. Die kurzzeitige Blockierung des Abfiußquerschnittes verursachte nun einen mehrere Meter hohen Aufstau, bis das Brückentragwerk nicht mehr standhielt und barst. Dieser Vorgang läßt sich aufgrund der Gelände- und Gefäiisverhäitnisse überschiägig reproduzieren: selbst bei Annahme eines 500 m rückwirkenden Aufstaues ent steht im engen Fiußtai von Kastenreith ein Retensionsraum von nur etwa 80.000 m^, der dem Katastrophenabfiuß von etwa 2300 m3/s bestenfalls eine halbe Minute Rückhalt bietet. Das Brückentragwerk mußte also nur ganz kurze Zeit dieser Bela stung standhalten, um den Aufstau zu er zeugen. Der verkiausungsbedingte, kurz zeitige, aber eben durch die Hochwasser marke belegte Aufstau ließe gemäß der Schiüsseikurve auf einen Abfluß von 3300 m^/s schließen. Die Annaien berichten ausführlich über die ses Hochwasser, bei dem alle Brücken und etliche Häuser weggerissen wurden. Die Stadtmauer, die zwei oberen Tore (das alte Neutor), sowie der rückwärtige Teil des Rat hauses und sämtliche Häuser am Grün markt bis zur Dominikanerkirche stürzten ein. im heutigen Postgebäude befand sich damals das protestantische Gymnasium, dessen 60 Schüler sich knapp vor dem Ein sturz in ein gegenüberliegendes Haus rette ten. Die ganze Enge und fast der halbe Stadtplatz standen unter Wasser und konn ten mit Zillen befahren werden. An den Müh len, Schleifen und Hammerwerksanlagen entstand Schaden im Ausmaß von mehre ren 1000 Gulden. Am Neutor ließ später der Magistrat durch den Rektor Mauritius, der auch über dieses Hochwasser ein Klagelied verfaßt hatte, die alte, noch sichtbare latei nische Inschrift® folgenden Wortlautes an bringen:
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