Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Landeskunde Die Hochwasser der Enns und Steyr Siegfried Radler Einleitung Die Enns als größter innerösterreichischer Fluß und deren Hauptzubringer, die Steyr, haben an der Kultur- und wirtschaftsge schichtlichen Entwicklung des Ennstales ei nen ganz maßgebenden Anteil. Wie fast alle historischen Stadtgründungen hat vor allem die Stadt Steyr ihren wirtschaftlichen Auf schwung im Mittelalter in erster Linie der Gunst der Lage am Fluß zu verdanken. Aber nicht nur Vorteile waren damit verbunden: die zahlreichen Hochwasserkatastrophen beider Flüsse haben immer wieder zu gro ßem Leid und schweren wirtschaftlichen Rückschlägen geführt, regten andererseits aber zu besonderen Kulturleistungen an. Zu der nachfolgenden Schilderung histori scher und aktueller Hochwasserereignisse möge eine kurze Zusammenfassung über Einzugsgebiet, Geologie und Nieder schlagsverteilung überleiten. Einzugsgebiet^ Der Flußlauf hat eine Länge von 254 km und entwässert ein Einzugsgebiet von 6091 km^, das hinsichtlich der Geologie, des Klimas und der Abflußverhältnisse eine sehr unter schiedliche Struktur aufweist. Der Ennsursprung liegt in Salzburg am Fuße des Kra xenkogels, in 1735 m Seehöhe, der soge nannten ,,Ennskraxen". Die Einmündung in die Donau erfolgt auf Höhe 236,6 m ü. A. (Abb. 1). Entsprechend dem geologischen Aufbau des Einzugsgebietes sind vier charakteristi sche Abschnitte zu unterscheiden: der SN-verlaufende Oberlauf erstreckt sich etwa bis in den Raum Altenmarkt i. P. Er hat Wild bachcharakter, mit einem Gefälle von teil weise mehr als 10%». Der Talboden ist durch postglaziale Erosion V-förmig ausge staltet und erweitert sich im Raum Flachau. Ursprünglich entwässerte dieser oberste Teil des Einzugsgebietes über das Fritz bachtal in die Salzach, erst durch die Schot terablagerungen am Ende der letzten Eis zeit wurde die Enns in die W-O-Richtung umgeleitet. Das Längstal der Enns reicht von Alten markt bis zum Eingang in das Gesäuse bei Admont. Nach der Enge von Mandling durchfließt die Enns ein breites Trogtal, in dem die Schwemmkegel der Zubringer deutlich erkennbar sind. Die Nebentäler weisen, bedingt durch den unterschied lichen geologischen Aufbau, verschiedene Erscheinungsformen auf. Während die linksufrigen Zubringer meist steile Gräben mit Schluchtcharakter durchfließen, zeigen die südlichen Täler einen deutlichen Stu fenbau, wobei die Bäche öfters treppenförmig übereinanderliegende Karseen durch fließen. Der dritte Abschnitt umfaßt das Durch bruchstal durch die Kalkalpen zwischen Admont und Steyr. Das Bild des Flußlaufes ändert sich schlagartig: nach dem breiten, stark versumpften Tal mit geringem Gefälle tritt nun die Enns ins Gesäuse ein, wo der Fels bis direkt an den Fluß herantritt. Das Gefälle beträgt bis zu 20 %o und dement sprechend hat sich der Fluß tief eingeschnit ten, ohne allerdings auf den gewachsenen Fels zu treffen. Typisch für die Gesäuse schlucht sind die großen Blöcke von Dach steinkalken, die von Vergletscherung oder Verstürzungen herrühren. Bei Hieflau än dert der Fluß abermals seine Fließrichtung ■§' ^ tt iü :o ■«a ^ _ at S "u w VI Q: :3 Uj o uj2 3: Uj ^, 0- V) < Lu ^ _hl s

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