Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Steyr, Pfarrgasse 3, vor und nacti der Restaurierung Aufnahme: Kranzmayr u I f haus mit zwei Geschossen, vier Fenster achsen und hohem Giebel. Der erste Stock ruht als Breiterker auf Konsolen. Die Fenster des Erkergeschosses besitzen gotisch pro filierte Steinrahmungen. Sgraffitodekoration im Bereich der Erkerbrüstung durch ho rizontales Gesimsband und Sockeln, die or namental oder grotesk gefüllt sind. Um die Fenster reiche gemalte Scheinarchitektur in Grisaille (1. Hälfte des 17. Jhdts.). Wiederhergestellt 1970. Im Hof desselben Objektes reizvolles Türm chen mit sgraffitierten Blattranken Anfang 17. Jhdt. 55 Stadtplatz 38, Gasthof ,,Zu den drei Allierten": In der Baugestalt so wie das Ne benhaus Nr. 36. Sgraffitorahmungen um die schwarz geschlemmten Steingewände der Fenster mit seitlichen Säulchen. Als Erker abschluß sgraffitierter ,,Laufender Hund". Anfang 17. Jahrhundert. Wiederhergestellt 1979. 56 Stadtplatz 39: Im Arkadenhof des Madlsederhauses (siehe auch Ennskai 34) begleiten sgraffitierte Blattranken (um 1600) die Bogenstellungen des Obergeschosses. Ein an der Stadtplatzfront 1975 aufgedeck ter Sgraffitodekor wurde wegen der schwie rigen Befundlage wieder zugeputzt. 57 Unterer Schiffweg 2: bei den Adaptierungsarbeiten an diesem Renaissancebau kam an der zur Enns gelegenen Giebelfront ein 1622 bezeichnetes Sgraffito zum Vor schein. Diamantierte Eckquader und scheinarchitektonische Fensterrahmungen. Besonders reizvoll ist das Fresko einer Hirschkuh und ein über dem Hauseingang sitzendes Wappen, das von großen Adlern flankiert wird. Wiederherstellung 1980 geplant. Zusammenfassend kann man schließen; Vor dem eigentlichen Sgraffito tritt eine sgraffitoähnliche Bemalung auf, die noch in der Tradition der gotischen Fugenmalerei steht (Lebzelter-Haus von 1567, Sierninger Straße 1; Herrenhaus von 1569, Sierninger Straße 115; Enge 31; Stadtplatz 28; Enns kai 26). Die frühesten Sgraffitofassaden stammen alle aus dem letzten Viertel des 16. Jhdts. (Berggasse 48 von 1586; Berg gasse 75 von 1587; Madlseder-Haus, Ennskai 34, vermutlich von 1579; Enns kai 33 von 1596; Stadtplatz 19 von 1592). In dieser Phase dominieren Eckquader mit halbrund eingezogenen Binnenfeldern (Ennskai 6, 33, 34; Enge 17, 24; Berggas se 73; Bergerweg 1; Stadtplatz 3), ,,Lau fender Hund" (Berggasse 48; Ennskai 27; Stadtplatz 38) und Fugenquader (Enns kai 6). Fabeltierfriese (Enge 11; Stadt platz 3; Stadtplatz 19) und Rankenbänder (Stadtplatz 3; 36 Hof, 39 Hof) gehören ebenfalls zur Stilstufe an der Wende vom 16. zum 17. Jhdt. Im ersten Viertel des 17. Jhdts. dominieren Friese und Fenster rahmungen mit volutenartigen Dekoratio nen (Grünmarkt 26; Bergerweg 1; Gleinker Gasse 46). Dazu gehören auch architekto nische Versatzstücke, wie kleine Turm oder Kuppelbauten (Grünmarkt 26; Kir chengasse 1; Pfarrgasse 4). In das zweite Drittel des 17. Jhdts. datieren Fensterbekrönungen mit Delphinen und Fächerroset ten (Ennskai/Stadtplatz 15 - Pfarrgasse 4, 6; Enge 4). Aus diesem kurzen typologischen Abriß geht hervor, daß das Steyrer Sgraffito, wie in der Einleitung bereits erwähnt, im wesentli-

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