Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Hans Gösta Nagl feierte am 16. April 1980 geschaffen. Neben der Landschaft hat er seinen 70. Geburtstag. Als Maler und GraphI- sich besonders der künstlerischen Dokumentaker hat er ein umfangreiches Lebenswerk tion von Industriebauten gewidmet. Neben den eindrucksvollen Baustellen der Ennskraftwerke fand er auch Zeit für historische Motive. Aquarellstudie des Künstlers vom „Kasten" Schiff zu den Hammerwerken an der Enns und nach Steyr. Die Steyrer hatten ja in ei nem fast zwei Jahrhunderte dauernden Rechtsstreit gegen Waidhofen obsiegt und schon 1287 von Herzog Aibrecht i. das be rühmte Stapeirecht verliehen bekommen, wonach aiie innerösterreichischen Eisen waren vorerst drei Tage lang den Steyrer In teressenten feilgeboten werden mußten, dann erst kamen andere Abnehmer zum Zuge. Ein kleinerer Teil des Eisengutes nahm, im Kasten zwischengeiagert und dort auf Fuhrwerke umgeladen, den Weg in die östliche ,,Eisenwurzen" nach Niederöster reich. Kein Wunder, daß der Kasten schon 1373 urkundlich als Eigentum des Klosters Gar sten aufscheint. Sicher ist er viel älter, da man dort, wie die Urkunde besagt, schon von ,,aitersher" anlegte! Kein Wunder auch die großräumige bauliche Form, die so reiz voll gestaffelte Gliederung, die geschickte Einbeziehung von Ländeplatz und Straße. Es stand ja nur ein schmaler üferbereich zur Verfügung und man mußte einen Teil des Hauses an den Steilhang lehnen. So ist eine malerische Einheit zwischen Fluß, Uferhang und Baulichkeiten entstanden, weiche die Künstler seit eh und je angeregt hat, den ,,Kasten" immer wieder zu konterfeien. Ein ,,Kasten", das war hier immer ein großes Lagerhaus, ein Speicher einerseits für das talwärts wandernde Eisen in allen seinen Formen, andererseits für die bergwärts be förderten, dringend notwendigen Lebensgü ter, die in dem rauhen Gebirgsklima nicht gediehen, vornehmlich Getreide, aber auch Salz, Wein und Krämerware. Der,,Kasten" enthielt zusätzlich auch eine Taverne, eine Gast- und Übernachtungsstätte für Flößer und Schiffieute, ferner Kanzleien für die Ab wicklung der Geschäfte, Pferdeställe und Betriebsräume für die Ländetätigkeit. Die ,,Ladstattordnung" von 1466 des Garstner Abtes Thomas Rauscher ist noch erhalten und gibt genauen Aufschluß über die Lager vorschriften, Floß- und Schiffahrtsregeiungen, Mautgebühren und dergleichen. Da während des ganzen Mittelalters die Ferntransporte fast nur auf Flößen erfolgten, die ja nicht mehr flußaufwärts zurückkamen, ergab sich um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein bedrohlicher Hoizmangei, zumal der einzige Brennstoff für die Erzverhüttung, Stahlerzeugung und Verarbeitung die Holzkohle war. Es gab damals somit auch schon eine echte ,,Energiekrise". Deshalb begann man 1559 mit dem Bau ei nes Treppelweges, der hier immer den Na men ,,Schiffweg" führte. Er war 1563 im obderennsischen Teil fertig und erreichte 1583 Hiefiau. Der Wasserbaumeister Hans Gasteiger und Lionhard Brandstetter sind seine Erbauer. Die baulichen Schwierigkeiten wa ren groß, die Kosten beliefen sich auf über 9000 Gulden. Leider wurden viele interesRechts: Ennsmuseum Kastenrelth/Weyer, Fresko auf der Wasserseite des Kastens mit Darstellung der Ennsschlffahrt (sogenanntes ,,Weyrer Schiff") - ein leeres Schiff, an der Lände zweifach verheftet, ein Schiffszug auf dem Schiffweg (Treppelweg), flußaufwärts von Steyr kommend, ein Schiff beim Überset zen der Zugpferde sante, in die Felsen eingehauene Teile des Schiffweges beim Bau der Ennskraftwerke überstaut. Ein besonders bemerkenswertes Feisstück mit einer vom Seiizug tief einge frästen Rille im Staubereich des Kraftwer kes Losenstein wurde geborgen und befin det sich im Museum. Sogleich nach Inbe triebnahme des Schiffweges setzte eine eif rige Schiffahrt auf der Enns ein. Das soge nannte ,,Weyrer Schiff" fuhr vom ,,Kasten" jeden Montag, Donnerstag und Samstag ab, nahm von den Ortschaften an der Enns Gä ste und Waren mit und legte im Zielort Steyr beim sogenannten ,,Eisenfioß" am Ende der Eisengasse neben der Marienkirche am lin ken Ennskai an. Die Befrachtung für die Bergfahrt, die stets am nächsten Tag war, geschah am Schiffweg kurz oberhalb des Neutores, wo sich hiefür eine Art Lände aus Holz befand. Für die Bergfahrt war ein soge nannter Schiffszug notwendig, der aus vier hintereinander gespannten Pferden, das er ste davon beritten, bestand. Bis Hieflau mußten diese Pferde vierzehnmai mit dem Schiff über den Fluß gesetzt werden, weil sich der Schiffsweg am anderen Ufer fort setzte. 1865, also knapp vor Inbetrieb nahme der Eisenbahn, fuhren 1350 (I) Per sonen mit dem Weyrer Schiff nach Steyr. Ein sehr schönes Freskogemäide aus dem Jahre 1699 auf der Wasserseite des ,,Ka stens" zeigt die Abwicklung dieses Schiffs verkehrs in einer sehr instruktiven Darstei-

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