Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Filialkirche St. Leonhard: Altarchor der Oberkirche befläche über der Orgel Totaiverlust, die Putzflächen mußten bis auf das Tuffstein gewölbe und die Steinwände abgeschlagen werden. Die neu gezogenen Stuckrahmen sind mit verzinkter Drahtverspannung und Verschraubung in Piastikdübein fest im Ge wölbe verankert. Mühsam genug war auch das Abscheren der Übermaiungen an den besser erhaltenen Flächen. Dazu kamen die Restaurierungen an den reich verkröpften Gesimsen, Stuckrahmen, Piiastern und Mauerkanten und besonders an den Stuck-Kapitellen, wo Tausende der Akanthusblätter verlorengegangen waren. Ein gangshalle und Seitenkapellen waren ebenso wiederherzustellen. Das Ergebnis erbrachte die Polychromie des Langhauses im Sinne Carlones. Der nächste Schritt war 1979 bis 1980 die Restaurierung der Fresken Altomontes im Chorbereich, wo es galt, Altersschäden zu beheben, Fehlstellen zu ergänzen, Brand veränderungen zu korrigieren, entstellende Verdunkelungen (durch Wassereintritte verursacht) zu beheben und Blauübermalungen in Gewandflächen abzunehmen. Es handelt sich allein bei diesem Auftrag um eine Fläche von 850 Quadratmetern, in de nen natürlich auch der Carlone-Stuck zu er gänzen war. Die Untersuchungen erbrach ten übrigens die Erkenntnis, daß auch der Chorraum von D. A. Carlone mit Raumglie derung, Stuck und Polychromie in gleicher Weise wie das Langhaus gestaltet worden war. Man hat schon dreizehn Jahre nach der Fertigstellung die hochbarocke Ausstattung im Chor zugunsten des neuen Ausmalungs konzeptes im Sinne des Rokoko aufgege ben. Unter der gesamten Malerei Altomon tes liegt der Stuckgrund Carlones . . . Der Erhaltungszustand der neuen Fresken Ist durch die brillante Technik Altomontes in den wichtigsten Teilen sehr gut, also ging es hier um keine eingreifenden Restaurie rungsmaßnahmen. Verschmutzungen und Altersschäden konnten durch eine gewis senhafte Reinigung behoben werden. Grö ßere Schwierigkeiten gab es auf der Fres kenfläche ,,Lauretanische Litanei mit der Lade des Alten Bundes" im querrechtecki gen Joch, sowie im Bereich der,.Dreifaltig keit" und bei der Architekturmalerei des Ma rienlobes im großen Gewölbefeld. Häßliche Wasserflecken entstellten und verdunkelten in diesen Bereichen die Malerei. Die Ver grauungen konnten entfernt und damit auch die Leuchtkraft der alten Farben wiederher gestellt werden. Eine Neubemalung erfor derten allerdings die Schäden an der Unter schicht des Triumphbogens, wo der Brand Farbveränderungen hervorgerufen hatte. Dazu kam eine Festigung der Freskenzonen mit Keim-Fixativ als umfassende Konser vierungsmaßnahme. Es Ist festzuhalten, daß der hohen Qualität der Malerei Altomontes durch diese sehr einfühlende Bearbeitung voll Rechnung ge tragen wurde. Einfügungen und Ergänzun gen sind in Trattegio-Strielmanier vorge nommen und somit eindeutig erkennbar. Die übrigen Maßnahmen sollen hier wenig stens aufgezählt werden, sie sind zum Teil noch im Gang: Die Restaurierung des gro ßen Abschlußgitters von Andreas Ferdinand Lindemayr durch Schmiedemeister Wolf gang Auer aus Braunau, die zeitraubende Wiederherstellung der Bänke und des Chorgestühls mit Ergänzung der Intarsien, die teilweise abgeblättert und verloren wa ren. Der alte Glanz der großartigen Arbelten Joachim Ertls aus dem Jahre 1769 kam an den Schauseiten wieder zutage, während Podeste und Kniebänke völlig erneuert wer den mußten. Von großer Bedeutung für die Gesamtwirkung des Raumes ist auch die Behandlung des Qrgelgehäuses aus der Zeit der Romantik, es handelt sich um den Ersatz für die beim Brand von 1841 verlo rengegangene alte Qrgel. Durch eine mehr farbige Fassung dieses Gehäuses wurde versucht, die Qrgel besser in den von Car lone gestalteten Kirchenraum einzubinden. Die Restaurierung der Kanzel sowie ihres Gegenstückes,,Hl. Johannes von Nepomuk in der Glorie" ist wie die der Seitenaltäre im Gang. Helmut Michael Berger, der mit seiner Beauftragung die Hauptverantwortung als Restaurator übernommen hatte und all die Jahre durchstand, verweist in seinem Ab schlußbericht noch einmal auf die beson dere Situation dieser Pfarre auf altem Stifts boden hin; die schwierige und durch die große Fläche gestellte Aufgabe war in die ser Zeit nur durch das vorbildliche Zusam menwirken vieler Helfer aus der Pfarrge meinde zu lösen, die vom stellvertretenden Qbmann des Pfarrgemeinderates und Bau hüttenleiters Ernst Humpel eingesetzt wur den. ,,... Diese Kirchen-Innenrestaurierung wird immer ein Zeichen des Zusammenwir kens einer Pfarrgemeinde bleiben, das Ge fühl der tiefen Verbundenheit mit ihrem Got teshaus hat die Gläubigen zu selbstlosem Einsatz verpflichtet und damit wurde die Schönheit eines herrlichen Raumes wieder errungen und für die Zukunft bewahrt."

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