Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Unten: Die einladende Fassade der von 1714 bis 1730 neu erbauten und nunmehr nach Rechts: Stiftskirche Spital am Pyhrn: Der in der ursprünglichen farbigen Erscheinung Westen orientierten Stiftskirche Spital am Pyhrn wieder hergestellte Innenraum ohne den harten Kontrast des seit 1841 mit nüchternem Weiß übermalten Langhauses, Der neuverlegte Steinboden aus dunklem Marmor und weißem Söikermarmor in Farbe und abwechselnder Diagonalverlegung entspricht dem Original boden des Langhauses öffnen sich mit Rundbogen in je drei Kapellen mit ausgerundeten Wandecken und schmalen Durchgängen durch die sie trennenden Pfeiler. Die über den Seitenkapellen angeordneten und durch Vierpaßfenster erhellten Emporen sind durch die Turmhäuser über dreiläufige, um offene Kerne geführte Treppen erreich bar. Kapellenbogen und Emporenbrüstun gen wölben sich - gleich der Orgelempore - in mehrfach abgesetzten Schwüngen in das Langhaus vor, während sich die Emporenarchivolten und das über den Doppelpiiastern der ungewöhnlich breiten Pfeilerstir nen verkröpfte Kranzgesims des hohen Ge bälkes in weicher Rundung zur Langhaus wand zurückschwingen. Wie in Knoten punkten durchdringt die große Horizontaibewegung des Gebälks - an den Pfeilerstir nen in voller Höhe - den Vertikalismus der Kompositpilaster, der Gebälkverkröpfung und der Kämpfer mit dem steigenden Akanthuslaub, über denen die Gurten der großen, den Langhausraum übergreifenden Tonnenbogen ansetzen. Die Einziehung der Wand neben den Piiastern geht über dem Gebälk um die hohen Schildbogen fort. Diese überhöhen mit ihren mächtigen Fen stern den vertikalen Wandaufriß um mehr als ein Drittel seiner Gesamthöhe. Einge spannt in das struktive Gerüst der durch das Gebälk verklammerten Tore aus Wandpfei lern und Tonnengurten öffnen sich die Ka pellen, Emporen und Fenster als dunkle und helle Durchbrechungen der Wand, über der als lichteste Zone die Platzigewölbe schwe ben. Das gegen den Altarchor und gegen die Vorhalle eingezogene Langhaus umschließt das ungewöhnlich bewegte Gebälk, das im Presbyterium, über den einfachen Piiastern verkröpft, fortläuft, um über dem letzten Pilasterpaar abzubrechen und die ganze Apsis mit ihrer Kuppelwölbung gliederungslos der Malerei zu überlassen. Zwei schmale und zwei breitere Oratorien, 1743 und 1748 von dem Bildhauer Karl Johann Gstöttenbauer aus St. Florian geliefert, sind mit ver goldeten Brüstungen und Gittern aus den rundbogigen Öffnungen der Chorseiten wände vorgezogen. Der ganze Altarchor wurde nach einem Kontrakt vom 11. Sep tember 1737 von Bartolomen Altomonte ausgemalt. Der Freskenschmuck, für den Altomonte den Betrag von 3100fl. erhielt, war 1740 vollendet." Diese Fresken zähien zu den bedeutend sten Schöpfungen des Meisters, der den Ar chitekturprospekt als Rahmen benützt, in dem die figürliche Darstellung dominiert. Die Himmelfahrt Mariens in der Chorapsis beherrscht den Raum, im Mitteistück ist die Bundeslade des Alten Testamentes von )^::i V/n 'Sl Darstellungen aus der Lauretanischen Lita nei umgeben, in dem Gewölbefeld des Chorraumes erscheint das Buch mit den sieben Siegeln aus der Geheimen Offenba rung, umgeben von den Allegorien der ma rianischen Lobpreisung und der Kardinaltu genden. Mit der übrigen Ausstattung des 18. Jahrhunderts ergibt dieser,.gemalte Hoch altar" eine wundervolle Einheit, die, wie ge sagt, durch die Einbuße der ursprünglichen Färbelung des Langhauses durch die Brandkatastrophe von 1841 gestört war, kann man heute formulieren, wo sie durch die letzte Restaurierung wiederhergestellt ist. Aber dies war ja nicht die einzige Kata strophe, die diesen Bau und dieses Stift im 19. Jahrhundert heimsuchte, nachdem alles mit dem Kirchenbau und seiner Ausstattung bis zu den Fresken Wolfgang Andreas Heindls in Sakristei und Schutzengelkapelle und zu den Altarblättern und Refektoriums bildern des Johann Martin Schmidt so schön vollendet war: 1807 wurde das Stift über kaiseriichen Beschluß aufgelöst und den Benediktinern von St. Blasien im Schwarz wald übergeben, die wegen der Säkularisa tion ihres Klosters eine Herberge suchten. Diese biieben nur zwei Jahre in Spital am Pyhrn und nahmen nach St, Paul im Lavanttal Bücher und Kunstschätze mit, so daß der Bestand an Werken des Kremser Schmidt arg schrumpfte. Erika Kirchner-Doberer hat 1951 in dieser Zeitschrift als Leistung der Gegenwart für die Erhaltung des vor Jahr-

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