Nebengebäude des Pfarrhofes! Dort befin det sich die bekannte Christkindler Krippe, das Werk eines gläubigen Handwerkers, der seine gesamten historischen und religiösen Vorstellungen in diesem Opus verarbeitet hat. Wie sonst wäre er erklärbar, daß neben einem kleinen, entzückenden Engeiorchester der Fenstergucker aus dem Wiener Stephansdom, Meister Pilgram, das Ge schehen betrachtet? Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Pfarrer HartI dieses Werk der Volkskunst für Christkindl erworben, vor einigen Jahren wurde es der Öffentlichkeit in würdiger Form zugäng lich gemacht. Dem Verfasser ist erinnerlich, daß die Krippe des Schlossermeisters Karl Klauda aus dem Sudentenland vorher in ei nem Bauernhof zwischen Sierning und Let ten, der sogenannten ,,Schweiz", stand. Die Klaudasche Krippe nimmt fast die ganze Breitseite des Saales ein, mit einem Rah men, dessen Entwurf vom Steyrer Stahischnittmeister Michael Biümelhuber stammt. Die tief nach hinten reichende Felseniandschaft zeigt im Hintergrund die Krip penstadt Bethlehem, die Krippe selbst befin det sich in der Mitte. An der Geburtsgrotte zieht in Reih und Glied eine wunderlich bunte Schar vorüber, angefangen von den zwölf Aposteln über Adam und Eva bis zu Kaiser Karl dem Großen und der Kaiserin Helena, die als Auffinderin des Kreuzes Christi gilt. Das Christkind dankt den Vor beiziehenden mit einer segnenden Bewe gung - und einer der Hirten zieht unentwegt den Hut. Handwerkerszenen, biblische Be gebenheiten, wie der Gang nach Emmaus, beleben die zauberhafte Bühne; auch eine Schafherde zieht ihre Kreise; alles wird be wegt durch einen Mechanismus von Fahr radketten, begleitet von märchenhafter Lei erkastenmusik. Wer zur Weihnachtszeit nach Christkind! kommt, besucht natürlich auch das Sonder postamt 4411 Steyr-Christkindl, das seit 1950, seinem ,,Geburtsjahr", in den Extra zimmern des Kirchenwirtes, dem Josef Werndi, der große Sohn der alten Eisen stadt, einen Beinamen gegeben hat, den man nicht ohne weiteres publizieren kann (erfragen Sie ihn an Ort und Stelle!), unter gebracht ist. Wir empfinden - auch vor und nach dem Fest - eine echte Weihnachtsstimmung, wenn wir die begehrten Sonderstempel von den liebenswürdigen Beamtinnen holen, die es gewohnt sind, extravagante philateiistische Wünsche zu erfüllen. (Es ist sicher nicht so leicht, einen Metallstempel, der aufgeklatscht werden muß, millimetergenau auf einen Briefumschlag oder eine Karte zu drücken.) Die Bediensteten um Amtsleiter Rauscher verrichten in der ,,stillsten Zeit" des Jahres Schwerarbeit: fast zwei Millio nen Abstempelungen pro Jahr sind sicher eine große Leistung. Pro Jahr gibt es zwei Sonderstempel, die stets eine künstlerisch hochwertige Gestal tung zeigen. Abgesehen von den postalischen Leistun gen müssen aber auch die menschlichen Dinge berücksichtigt werden. Sie, verehrte Leserschaft, können sich vorstellen, daß Kinder oft an das Ghristkindler Christkindl schreiben. Jedes Kind bekommt eine Ant wort, ob im In- oder im Ausland. Einen Teil
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