Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Westfassade der Pfarr- und Wallfafirtskirche ,,zum göttlichen Christkind" in Christkind! Aufnahme: E. Widder Hochaltar nach Entwurf von Jakob Prandtauer in der Pfarr- und WallfahrtskircheChristkind! Aufnahme:E. Widder f (i »I y- ' f •, ht _ A.- r Die Weihe der fertiget! Kirche nahm am 26. Juli 1725 Josef Dominik Kardinal Graf Lamberg, Bischof von Passau, höchstpersönlich vor. Daß Christkind! selbständige Pfarre wurde, ,,verdankt" es eigentlich den josephinischen Reformen, denn eine bloße Wallfahrt wäre mit Sicherheit geschlossen worden. Ehe 1787 die Erhebung zur Pfarre erfolgte, nahm man 1785 noch rasch eine Widmung zur Lokalkaplanei vor, um eben eine Schließung der Kirche zu verhindern. Über die weitere Entwicklung Christkindls sind keine außergewöhnlichen Tatsachen zu vermelden, außer daß Kirche und Pfarr hof in den Wirren der Franzosenkriege arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Naturge mäß nahm auch die Wallfahrt im Laufe der Zeit ab. Das trifft aber durchaus nicht für Christkindl zu. Die Wallfahrt in Form von Prozessionen mit Kreuz und Fahne ist im Laufe der Zeit praktisch erloschen bzw. an deren Formen gewichen. Daß der Zustrom nach Christkindl ungebro chen anhält, hat andere Gründe; doch da von später. Der,,große Sprung" nach vorn zur Bekannt heit in großen Teilen der Welt war sicherlich die Übertragung dör Weihnachtsmette vor einigen Jahren via Eurovision im Fernse hen. Weihbischof Wagner zelebrierte da mals und Pfarrer FlartI verlas in ,,seiner" Kir che die frohe Botschaft von der Geburt Chri sti. Neben der Wallfahrtskirche steht noch die sogenannte Loretokapelle, die ebenfalls ein vielbesuchtes Ziel von Pilgern war. Betreten wir nun die Kirche durch das Portal zwischen den beiden niedrigen Fassaden türmen, deren Obergeschosse Ende des 19. Jahrhunderts erhöht wurden, und werfen wir einen Blick hinauf zur steinernen Nachbil dung des Gnadenblldes in einer ebenfalls später zugefügten Nische. Über dem Portal steht ein Bibelzitat aus dem Ersten Buch Moses', Kapitel 42, Vers22: ,,Nolite peccare in puerum" (Versündigt euch nicht an dem Knaben!) Bevor wir aus der Eingangskoncha in den kreisrunden Raum treten, umfängt uns schon der Glanz des in der Apsis gegenüber dem Portal stehenden Hochaltares mit sei nem prachtvollen goldenen Wolkengerank. Er verkündet eindrucksvoll die Gründungs legende. Dem erfahrenen Kirchenbesucher fällt auf, daß der Altar bzw. das Gotteshaus nicht ge ästet ist. Das hat seinen besonderen Grund; der Fichtenbaum ist nämlich in den Sakral raum einbezogen, und zwar in den Altar raum. Da das Gelände hinter der Apsis steil abfällt, war keine andere Lösung möglich. Der Altar stammt etwa aus der Zeit um 1720, ist also etwas jünger als die übrige Einrich tung bzw. die Seitenaltäre. Möglicherweise war der Vorgänger, an dessen Rückseite der erste Sertische Votationsgegenstand, das Bild der ,,Freundschaft Christi", ange bracht war und dem eine sehr schlichte Form nachgesagt wird, von vornherein nur als Provisorium gedacht. Hinter diesem ersten Hochaltar ragte hoch der Fichtenbaum mit dem Gnadenkindl auf. Er besteht, wie geschildert, heute noch, ist aber ganz in den Altaraufbau einbezogen. Er wächst förmiich in den Himmel hinein, Wolken umgeben ihn bis hinauf zur Halb kuppel, wo dann Gottvater in einem mächti gen Strahlenkrenz, die linke Hand auf die

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