Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Anton Schossers Geburtshaus „Holz ober der Kirche" Aufnahme: K. Langensteiner Wie er aber zum Dichter wurde, darüber schreibt er selbst: ,,lch schrieb ursprünglich nur, um an Regentagen im Gebirge die freien Stunden auszufüllen und später auf Ansuchen der Gebirgsbewohner, um ihnen, wo ich einmai so heimisch wurde, bessere Gesänge, ais sie bisher besaßen, in die Hände zu geben. Indessen richtete ich mein Trachten auf das noch wenig betretene Feld des Gebirgslebens nach seiner Natur und in seinem ganzen Umfange. Mein Beruf ver schafft mir täglich Gelegenheit dazu, indem er mich in allen Gegenden unserer Alpen umherführt." So wurde er zum angesehenen Volksdichter in den Sangesrunden des Enns-, Aim-, Krems- und Trauntales. Besonders aber zog es ihn nach Gmunden, wo die ,,Demoiselie Fanni Holzinger" im Gasthaus ,,Zum goldenen Brunnen" seine Lieder vortrug. Eine Gedenktafel am heute zum Hotel auf gewerteten Gasthaus erinnert an Schossers Wirken. In Gmunden lernte er auch Herzog Max von Bayern kennen, der so großen Ge fallen an seinen Liedern fand, daß er 1848 deren Drucklegung ermöglichte. So fühlte sich Schosser in jenem Kreis geborgen, der ihn schätzte und ehrte und tiefer Friede erfülite seine Brust. Doch immer wieder er wachte plötzlich das Heimweh in ihm und er wurde mitten in der frohen Runde einsilbig und verträumt und der nächste Morgen sah ihn schon auf dem Weg nach seinem geiiebten Losenstein. Sicher sang man auch dort seine Lieder, aber es gab doch viele Leute, die ihm nicht verziehen, daß er den ehrsa men Schuldienst mit dem unsteten Wander leben eines Landvermessers vertauscht hatte. Dann fühlte er sich in der Heimat un verstanden und ausgestoßen, zog sich zu rück und suchte Trost in der Muttergotteskapeile an der Eisenstraße. Da sitz i bein Manschein, dö Enns rauscht dort unt. - Da failt ma halt ein, wias ganz anders sein kunnt! Im Schacherl saust 's Winderl, dö Ampel brinnt rot und sehen still tascherlt 's Bründerl so trauri und matt. Wenn ich an meine Kindertage zurückden ke, dann packt mich ein Sehnen nach jenen weihevollen, stillen Samstagabenden, an denen meine hochbetagte Großmutter die schmale Eisenstraße entlang zur Blasibrunnkapelle wanderte und dort mit zittern der Hand ein öllämpchen in einem roten Gias entzündete, ein Zeichen der Bitte und des Vertrauens. Wie oft mag hier Schosser Trost gefunden haben! Mei Platzerl dös liaba is halt dö Kapelln. Kimmt an Augnblick a trüaba, dort find i a Helln Mei Herz wird ma leicht, kimmt mei Muat wieda an, wann i dortn an Eicht a Weng ausredn kann. Auch als seine Eltern gestorben waren, de nen er tief nachtrauerte, biieb ihm Losen stein eine allzeit offene Zuflucht, denn seine Schwester besaß ein kleines Häuschen in unmittelbarer Nachbarschaft des Eltern hauses, in dem sie dem wandermüden Bru der gern eine heimelige Bleibe gewährte. Unbewußt weckte sie in ihm das Verlangen nach einem eigenen Herd, nach Geborgen heit im eigenen Heim. Mei Wunsch. Ei du mei Nabe Zeit, bring ma na grad dö Freud, a Häuserl a kloans, a kloans, bring ma do oans. A Häuserl, a Garterl dran, wo ma was anbaun kann; danebn soll a Bacherl sein so tats mi gfreun. Das Häuserl steht heute noch in der ur sprünglichen Form. In seinen bianken Fen sterscheiben spiegelt sich die Morgensonne und daneben gluckst das Bacherl und springt über die moosigen Steine wie zu Schossers Zeiten. Für ihn aber ist sein Wunsch unerfüilt geblieben. Mit wehem Herzen hat er immer wieder Abschied ge nommen und die Abschiedsstrophen seiner Lieder spiegeln die Qual des Scheidens und die Bangigkeit, es könnte der letzte Ab schied sein. Bist auf ewig vaschwunden du mei Nabe Zeit. Pfüat die Gott du mei Hoamat, bleibts gsund meine Leut.

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