Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Anton Schosser der Sänger des Ennstales Alois Weinberger Immer stärker schwillt der Zustrom von Menschen an, die In Österreich Urlaub ma chen. Aus der breiten Ebene des Alpenvor landes, die den Zug der modernen Noma den nach Osten leitet und Ihn wie die Gezei ten eines Meeres wieder nach Westen zu rückfluten läßt, schlagen seit je Wellen In die bunte Seenlandschaft des Salzkammergu tes und in das ernste Hügelland des Mühl viertels. An der Ostgrenze Oberösterreichs aber gleitet der Menschenstrom an einer schmalen Bucht vorüber, die sich gegen Süden öffnet. Wer nahe der alten Römer stadt Enns die Autobahn verläßt, gelangt südwärts zur alten Eisenstadt Steyr, die heuer Ihr Tausendjahr-Jublläum feiert, und von dort, der romantischen Elsenstraße fol gend, In ein Tal, das In seiner zauberhaften Schönheit und Romantik noch kaum ent deckt Ist, In das Ennstal. Und doch hat schon vor 150 Jahren der Zauber dieser Gegend einen feinfühligen Menschen zum Sänger des Tales werden lassen, Anton Schosser, den unvergesse nen Dichter seiner Bergheimat. Losenstein, du teure Gegend, dich noch einmal möcht Ich sehn; nur noch einmal auf den Bergen meiner Heimat möcht Ich gehn, wenn die schweren Hämmer klingen und die frohen Schmiede singen. Diese erste Strophe des einzigen Liedes, das Schosser In hochdeutscher Sprache geschrieben hat, steckt den Rahmen ab. In nerhalb dessen sich die Fäden seines künstlerischen Schaffens und seines Le bens spannten: die von Schwermut erfüllte Liebe zu seiner Heimat, die um so brennen der wurde, je ferner er ihr war, die Vertraut heit mit seinen Bergen, die er stets von neuem erwanderte, die Achtung vor dem schweren Beruf seiner Vorfahren und die Sehnsucht nach froher Freundesrunde, der Arznei gegen sein schwermütiges Wesen. Das gegenwärtige Ortsbild von Losenstein Im Ennstal, beherrschend das Kelldach der im Baukern gotischen Pfarrkirche Aufnahme: H. Pilz Anton Schosser wurde am 7. Juni 1801 In Losenstein Im Häuschen ,,HolzoberderKlrche" geboren. Das Geburtshaus steht heute noch und trägt eine Gedenktafel. Die anmu tige Lage kann keiner anschaulicher schil dern als Schosser selbst: Alles voll von Blütenbäumen, wie ein Garten Ist das Tal. Und die goldnen Ährenfelder zeigen Segen überall. Und der Menschen Herzensgüte In dem Haus und In der Hütte. Schossers Vater war Nagelschmied, wie es auch sein Großvater und sein Urgroßvater gewesen sind. Seine Kindheit war hart und von Ängsten und Nöten überschattet. 1804 und 1809 zogen Tausende Franzosen durchs Ennstal und die Mutter flüchtete mit dem zarten Bübleln In höher gelegene Ein schichthöfe und stand nach der Rückkehr verzweifelt vor dem ausgeplünderten Helm. Sorgen und Not waren ständige Gäste und ließen Ihre unauslöschlichen Spuren in der angegriffenen Gesundheit und Im unsteten -•V:; ,1r

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