Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Wanderungen im Enns- und Steyrtal Hans Pilz Anläßlich der 1000-Jahr-Feler der Stadt Steyr steht auch die Umgebung dieser Zwei flüssestadt im Blickfeld. Dies ist ein will kommener Anlaß, ihr Hinterland mit seinen lohnenden Wandermöglichkeiten näher vorzustellen. Manche Gäste, die zum Jubi läum die reizvolle Elsenstadt mit ihrer Landesausstellung besuchen, wollen si cherlich auch die Landschaft und die Se henswürdigkeiten der Umgebung kennen lernen. Dazu zählen nicht nur der Besuch von Christkindl oder der bekannten Stiftskir che von Garsten oder gar die Ersteigung der Dambergwarte auf dem 807 m hohen Dam berg, dem Hausberg der Steyrer. Vielleicht können Besucher und Einheimi sche von meinen Anregungen animiert wer den, diese stille Landschaft im Südosten Oberösterreichs einmal aufzusuchen. Es gibt außer der erholsamen Ruhe hier noch echte Naturdenkmäler, wie das Buchdenk mal im Pechgraben oder die Erosions schlucht mit dem Steyrdurchbruch. Obwohl das hochentwickelte Handwerk der Eisen erzeuger in den verschiedensten Sparten von der Technik verdrängt wurde, sind doch einige originelle Betriebe erhalten geblie ben, wie zum Beispiel die Trattenbacher Messerer mit ihren bekannten Zauckerln (Taschenfeitei mit Holzgriff) oder die Maul trommelerzeuger sowie die Sensen schmiede mit ihren Hammerwerken. Im Tal von Trattenbach finden wir ein klassisches Beispiel für die optimale Ausnützung der Wasserkraft, was sich heute in den Kraft werksketten an Enns und Steyr fortsetzt. Obwohl die Region zwischen Enns und ■Steyr, also ein Teil der Eisenwurzen, dem Traun viertel angehört, steht sie doch im Schatten des bekannten Salzkammergutes. Erst vor kurzem schrieb eine oberösterrei chische Zeitung, sie habe ein Freizeitgebiet entdeckt, wo die Welt noch in Ordnung ist, keine zubetonierte Landschaft, kein Mas sentourismus und kleine Preise. Eigentlich sollte man es gar nicht weitererzählen! Jene, welche die Ruhe und das Ursprüngli che lieben und nicht vom Fremdenverkehr abhängig sind, wünschen keine Publikatio nen, selbst wenn sie noch so positiv ausfie len. Es wird ein Massenandrang befürchtet, der ja in den Modegebieten längst negative Auswirkungen auf Erholungseffekt und Umwelt gebracht hat. Bedingt durch die Geländeformen ergeben sich Wandermöglichkeiten für jeden Ge schmack. Zwischen den großen, fjordarti gen Tälern und romantischen Gräben er strecken sich weitläufige Höhenrücken, Bergkämme, Almen und ausgedehnte Wäl der. Im südlichen Teil wird es zwar nicht wärmer, dafür aber höher. Dort wird man Auf dem Gipfel des Damberges bei Steyr. Sämtliche Aufnahmen zu diesem Aufsatz vom Verfasser schon mit alpinem Gelände, ja mit dem Hochgebirge bekannt. Ganz hinauf, also in die Ennstaler Alpen oder In das Tote Gebir ge, wollen wir uns nicht wagen. Jene Berg gebiete sind ausreichend beschrieben. In diesem Zusammenhang wäre vor allem das hervorragende Werk von Dr. Gerhard Prell zu erwähnen. Er stellt das Tote Gebirge mit all seinen Eigenarten und Geheimnissen in einem repräsentativen Buch vor, das 1978 im Oö. Landesverlag erschienen ist. Ganz bewußt möchte ich mit meinen Wan dervorschlägen über die 2000-m-Grenze nicht hinausgehen. Um nicht den viel stra pazierten Begriff ,,Vor der Haustür" ver wenden zu müssen, würde ich meinen, daß wir uns einmal ,,Hinter der Haustür" umse hen könnten. Weil das Gebiet zwischen Enns und Steyr sehr umfangreich ist, möchte ich nur eine allgemeine Übersicht geben. Einzelne Ausflugsziele werde ich stellvertretend für die ganze Region näher vorstellen. Es gibt den Wanderführer,,Unte res Enns- und Steyr-Tal" der Alpenvereins sektion Steyr. Dieses aufschlußreiche Büchiein ist 1974 erschienen. 1978 brachte der Tyroliaverlag den Führer ,,Wandern in Oberösterreich I" heraus. In diesem Werk sind ebenfalls mehrere lohnende Wande rungen in der Nähe von Steyr ausführlich beschrieben. Beide Führer sind im Buch handel erhältlich. Meist verfügen auch die örtlichen Fremdenverkehrsämter über Wanderkarten und Prospekte, die auf An frage in der Regel zugesandt werden. Umrahmung des Dambachtales Diese klassische Höhenwanderung nahe der Stadt Steyr wird im Wanderführer des Alpenvereins als ,,Großes Hufeisen" be zeichnet. Es handelt sich um eine ausge sprochene Rundtour, was für Kfz-Besitzer besonders interessant ist. Der hufeisenför mige Höhenrücken um den Talschluß des Dambachtales wird dabei umwandert. Als günstigsten Ausgangspunkt wählen wir das Gasthaus Hammermeister, eine ursprüngli che Hammerschmiede (gute Parkmöglichkeitl). Die Tour kann natürlich überall be gonnen oder beendet werden, in Etappen oder mit etwas Zeitaufwand kann auch von den Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel im Ennstal ausgegangen werden. Für die rund 21 km lange Wegstrecke werden 4,5 bis 5 Stunden Gesamtgehzeit benötigt. Zu dem größten Höhenunterschied von 420 m sind noch kleinere Höhendifferenzen einzu planen. Die Wanderung kann das ganze Jahr ausgeführt werden, seibst die Winter monate sollten kein Hindernis sein. Bei et was Schnee bekommt die Kammwanderung schon den Charakter einer echten Berg wanderung, und bei viel Schnee sollte man eben Skier benützen. Der Wegverlauf: Vom Gasthaus Hammer meister in Unterdambach gehen wir wenige Schritte taleinwärts. Wir treffen die Wegtafel der AV-Sektion Steyr mit der Nr. 11, der wir vorerst in Richtung Laussa und Losenstein folgen. Mäßig steii führt der Weg über Wie sen, durch Jungwald und Hochwald in einer Stunde zur Rumplhöhe. Beim Rumpl-Häusl auf der Kammhöhe, der ,,Rumpl-Höhe", stoßen wir auf eine Höhenstraße. Wir folgen hier dem Weg Nr. 14 in östlicher Richtung. Kurz hinter dem Rumpl-Hof endet diese Zu fahrtsstraße. Der Bergkamm wird markan ter, bis wir über grasige Hänge den 777 m hohen Sonnberg, eine sanfte Bergkuppe, betreten. Eine Eiche mit eirfem Hochstand und mehrere verwitterte Bäume sowie eine dicke, alte, windzerzauste Eibe säumen den Wegrand. In einer Senke, etwa eine Stunde vom Rumpl-Häusl entfernt, kommen wir zu einer Heuhütte. Die nächste Erhebung, der Willeitenberg, wird nordwestlich durch ei nen Hochwald umgangen. Im Sattel zwi schen Wilieitenberg und Schwarzberg er reichen wir die Stadelwiese. An den zwei Heustadeln sind Markierungstafeln ange-

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