Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Nirgend anderswo könnte auch eine Schmalspurbahn wie die Steyrtalbahn als rein technische Einrichtung zum Zweck des Personen- und Güterverkerhs noch immer, da längst vom Fortschritt der Zeit überholt, in Betrieb sein. Die Flügelbahn nach Bad Hall über den Berg nach Sierninghofen und bis Bad Hall hat man freilich schon einge stellt, aber bis Mölln hält sich noch der Per sonenverkehr, bis Klaus der mit Gütern, die dann von der breitspurigen Bundesbahn übernommen werden. Im Zeichen der No stalgie führt man auf Privatinitiative in grö ßeren Zeitabständen, vornehmlich an Sonnund Feiertagen, mit früherem Personal in al ter Uniform Personenzüge sogar bis an diese Endstation und wieder zurück nach Steyr. Die Frage einer gänzlichen Einstel lung der Bahn ist einige Male aufgeworfen worden, ohne daß man zu einer Entschei dung gekommen wäre. Die Bahn ist gleich sam zum Requisit des Steyrtals geworden und gehört zu seinem Inventar. Bleiben noch Orte wie Unterhimmel, wo einmal Kavalleriesäbel geschmiedet wur den, wie man aus der Lebensgeschichte des in ganz Europa, ja sogar in Nordamerika be kannten Stahlschnittmeisters Michael Blümelhuber weiß, der hier als Sohn eines Sä belschmiedes 1865 geboren wurde (und 1936 in Steyr starb). Später, unter dem Bru der Franz des Waffenkönigs Josef Werndl und seinen Nachkommen, wurde in dieser Werkstatt Draht erzeugt und seither von ihr auch immer vom Werndlschen Drahtzug und Walzwerk gesprochen. Welch eine Fer tigkeit, jeweils am Ende den durch einen sich verkleinernden Durchmesser laufenden Draht mit der Zange zu erfassen und ihn über den Kopf hinweg zum Ausglühen zu ziehen, ein Arbeitsgang, der im naiven Zu schauer Begeisterung und Schauder zu gleich erweckte; denn ein unsicherer Griff oder gar ein Verfehlen des Drahtes hätte die Brust des Arbeiters durchbohrt. Das war noch in den dreißiger Jahren und ist heutzutage endgültig Vergangenheit. No stalgien werden nur an ungefährlichen Din gen wach. Oberhalb Unterhirnmel grüßt die Christkindler Kirche zur Flußniederung herab. Im Jahre 1708 starb ihr Planer und Erbauer Carlo Antonio Carlone und Jakob Prandtauer vollendete sie. Sie ist ein kühner Bau nach dem Vorbild von S. Maria Rotonda zu Rom mit zwei Türmen und Attika in der Fas sade auf kleinem Platz und trotzdem von außerordentlicher Wirkung in der Nähe wie von der Ferne. Der Hauptaltar mit seinen Wolken und Engeln und darüber die Figur Gottvaters faßt das Jesukind, das Christkindl, ein. Man schreibt ihn Prandtauer zu, wie überhaupt die ganze Einrichtung der Kirche. Auch die Kuppel dürfte er ausgebaut haben. Ghristkindl, wie Unterhimmel in die Stadt Steyr eingemeindet, begleitet mit seiner Ghristkindlleiten, bis 1945 Acker- und Wie senland, heute eine Stadtrandsiedlung mit weitem Blick für ihre Bewohner sowohl ins Land wie auf die Stadt, das rechte Ufer des Steyrflusses beinahe bis an die Mündung des Teufelsbaches, des letzten kleineren Gewässers, das die Steyr, bevor sie zu Zwi schenbrücken in die Enns hineinfließt, auf nimmt. Am linken Steyrufer aber reihen sich die Stadtteile (Vororte oder Bezirke) Kegel priel, Aichet mit dem Dachsberg, Wieser feld, von wo es nach Wolfern und St. Florian bei Linz geht, und Steyrdorf. Der Wehrgraben-Kanal zweigt da vom Fluß ab und bildet m

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