Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Der Bichlbauern-Troadkasten bei Wlndlschgarsten hat zwei Schlösser: Ein Eisenschloß mit gotischem Beschlag, ein Holzschioß mit Renaissance-Beschlag (Wächter mit Feder auf der Haube). Zu diesen Schlössern gehören zwei verschie dene Schlüssel. Der zweite ist ein sogenannter Riaderer, wir würden sagen Dietrich. Dessen Bart ist nicht starr, er ,,giankeit". ihn einzufüh ren ist daher nicht so einfach wie bei einem gewöhnlichen Schlüssel. Steckt der Schlüssel aber, so klappt innen der Bart hinunter und Leopold Werndl, der Vater des später so mächtigen Josef Werndl, des ,,Waffenkö nigs von Europa", auch ,,Kaiser von Steyr" benannt, eine Fabrik für Gewehrbestand teile betrieben, die dann der Sohn ausbaute. An Steinbach vorüber kann man ins Ennstal, nach Ternberg gelangen. Wie eng sich die Verbindung vom Steyrtal zum Salzkammer gut, ins Alm- und Kremstal, schließlich nach Weis ergibt, durch Straßen, die bereits von den Römern angelegt worden sind, so sieht ein Wanderer, der Geländeformen stets ge nau betrachtet, ebenso das Trennende. Äu ßerlich hat sich an der ländlichen Gegend mit ihren Bauernhöfen, fast zur Gänze Vier kanter, aber auch kleinere Höfe, Haken- und Haufenhöfe, nichts verändert, wie aufhel lende Flecken liegen sie im Grün der Wie sen, im Gelb des Getreides, auch des Mai ses, und die Helle der Laubbäume und das Dunkel der Nadelgehölze, nicht zu verges sen die Mostobstbäume und die Blumen in den Gärten der Bäuerinnen in ihrer Buntheit, mischen sich ins landesübliche Bild - und dennoch nimmt ein geschulter Blick den Un terschied zwischen diesem Ennstal und dem Steyrtal, das sich jetzt auftut, bei länge rem Schauen wahr. Da werden im Ennstal die Formen strenger, es ist, als ob eine goti sche Härte jenseits der breiten Mulde auf komme, die Steyr- und Ennstal trennt, zwar nicht so wuchtig wie in den Dolomiten, aber doch eine barocke Landschaft immer deutli cher hervortreten läßt, dieses liebliche Steyrtal eben, das nun bald in die Eisenstadt ausläuft. Oder macht das Herbe allein die Kette der Wasserkraftwerke der Enns, die durch die Stauseen in ihrem natürlichen Fluß behindert ist? Kaum. Man denke an Steyrdurchbruch im Steyrtal. Schloß Rosenegg auf der Höhe von Christkindl ist in diesem auslaufenden Steyrtal noch zu erwähnen, nach dem Alexander Ju lius Schindler, unter dem Pseudonym Julius von der Traun bekannt, seine ,,Rosenegger Romanzen" benannt hat, wie er überhaupt ein großer Liebhaber dieses Teilstückes des oberösterreichischen Traunviertels gewe sen ist. Sein Skizzenbuch ,,Oberösterreich" und der erste Band seiner,,Exkursionen ei nes Österreichers" beweisen es uns noch heute. greift in die Zähne eines hölzernen Querriegels ein. Wenn die öffnende Hand kurze drehende Bewegungen nach links oder rechts macht, öffnet oder schließt sich die Tür. Das Garstnertai ist in den fünfziger Jahren vom Getreidebau abgegangen. Aber noch vor zehn Jahren hat ein Bauer nicht leicht sich von seinem Kasten getrennt. Heute sind sie deutlich weniger geworden. Sie stammen alle aus dem 18. Jh. ich kenne nur drei, die datiert sind: 1741, 1766, 1786. Aus dem Ver gleich mit ihrem Venwitterungszustand können wir schließen, daß auch die übrigen im demsel ben Jahrhundert entstanden sind. Es war die Regierungszeit Maria Theresias und Kaiser Josefs, als der oberösterreichische Bauer das erstemal nach dem verlorenen Krieg von 1626 wieder aufatmen konnte. Aus urkundli chen Erwähnungen geht hervor, daß es schon vorher Getreidekästen gegeben haben muß, aber unter diesen beiden Herrschern schössen sie wie Schwammerl aus dem Boden. Heute wechseln viele ihren Standort, wir kön nen uns damit trösten, daß sie wenigstens nicht verheizt werden. mm #, ss . Das Risigi: Bergbauernhof in 830 m Seehöhe am Südabhang des Sengsengebirges in der Failinie des Nock. Bauernfamilie Gottfried und Annemarie Schöngruber, vier Kinder, älteste Tochter nicht mehr daheim - Aipeniändischer Haufenhof, seit 40 Jahren wenig ver ändert: von links nach rechts: Kapelle unter gewaltiger Linde Gemauerter Getreidekasten Wohnhaus mit typischer Haustüre, Stubenfen ster links davon (nicht sichtbar) leicht vergrö ßert mit Fenstern ohne Sprossen Vor dem Wohnhaus Scheiteriabn und Preßiabn mit darunterliegendem Mostkeller Kuhstall Im rechten Winkel dazu Tenne und ehemaliger Ochsen- und Schafstaii mit vorspringendem Dach, das durch eine Hoizsäuie gestützt ist, wird ebenfalls Labn genannt. Bei drohendem Unwetter wurden die eingebrachten Heufahrtin daruntergefahren und später abgeieert Im Vordergrund Schuppen, vor langer Zeit angeblich Ziegenstall. Im 17. Jh. hatten unsere Bauern noch große Ziegenherden 100 m rechts hinter dem Hof stand noch vor 20 Jahren eine Schmiede 100 m bergabwärts liegt die Haarstube, noch ziemlich gut erhalten, überragt von einem Kirschbaum; darinnen eine alte Dreschma schine abgestellt

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