-c'r ■ " :fy 7/ 3t- «iir. aLU f t-f lUi / // > ( : .■- men über Hunderte von Jahren unmittelbar heraus. Gregor Erhart schuf mit dieser Frauenstei ner Madonna eine neue Art der Schutzman telmadonnen, nämlich eine sitzende, den kleinen Menschensohn auf dem Schoß. Das Jesuskind hält außerdem noch einen Ro senkranz in seinen Händen. Bisher hatten die deutschen Bildschnitzer Schutzmantel madonnen nur stehend und ohne das Christkind geschaffen, dem alten deutschen Rechtsbrauch entsprechend, daß Verfolgte unter dem Mantel hochgestellter Personen Schutz fänden, wenn sie ihn dort suchten, Kinder aber bei der Adoption tatsächlich in einen Mantel einhüllte, eine Geste, die unter Umständen nachdrücklich Wirkung auf die Teilnehmer einer Kindesannahme ausüben und sie ihrerseits zu einem solchen Schritt veranlassen konnte. Gregor Erharts Schutzmantel- und Rosenkranzmadonna von Frauenstein kann man, abgesehen von ihrer Ausführung in der Stilart, als Übergang von der Gotik zur Renaissance in der deut schen Plastik, weiters in der Erweiterung des Begriffes eines überirdischen und darum unbedingten Schutzes durch die Ein fügung des Rosenkranzes als neu ansehen, im ganzen eine kühne Gestaltung innerhalb der Bildschnitzerei ihrer Zeit, ohne Zweifel geschaffen in der Erinnerung an Dürers Gemälde vom Rosenkranzfest, das Gregor Erhart bestimmt gekannt hat. - Nun liegen Leonstein und Molin einander gegenüber, Leonstein am linken, Mölln am rechten Ufer des Steyrflusses. Mölln hat sich immer stärker - vor allem in neuester Zeit - zum wirtschaftlichen und kulturellen Mittelpunkt seiner Umgebung entwickelt. Wie viele Siedlungen im Steyrtal, besaß auch dieser Ort ein größeres Sen senwerk, das seit Jahren aber eingestellt ist, heute jedoch in seinen Räumen eine andere Produktion unter derselben Inhaberfamilie laufen hat. Wertvolle alte Bauten bilden den Kern von Mölln, so eine gotische Kirche mit einem Tabernakelaltar aus der Zeit des Ro kokos und einen Pfarrhof, den Gotthard Hayberger, der Planer des Steyrer Rathau ses und Bürgermeister der Eisenstadt am Zusammenfluß von Enns und Steyr, 1734 geschaffen hat, ein regelmäßiges zweige schossiges Gebäude mit stuckverzierter Schauseite und Mansardendach, neben der Kirche der ansehnlichste Bau des Ortes, der jüngst wieder seine Rechte als Markt zurückerhielt, über die er im Mittelalter be reits verfügte. Wie noch zu Beginn unseres Jahrhunderts mit seiner Sensenerzeugung in Polen und Rußland bekannt und als gewissenhafter Lieferant anerkannt, hat Mölln mit seiner Maultrommelherstellung noch heute Ver bindung über das Meer hin aufrechterhal ten, so mit Südafrika, wohin diese sonder baren Musikinstrumente noch immer ge schickt werden, Erzeugnisse einer Hausin dustrie, wie noch um die Jahrhundertwende die Erzeugung der Mühlviertler (Sandler) Hinterglasbilder eine war. Früher, bei nächt lichen Besuchen an den Fenstern ländlicher Schönheiten und Sennerinnen auf den Al men von unseren Burschen und Jägern als Lockmusik benutzt, machen heute die Schwarzen im Busch solche Musik, soweit nicht auch schon sie so ,.zivilisiert" sind und lieber mit motorischen Fahrzeugen vor den Hütten ihrer Angebeteten aufkreuzen und diese Mädchen zu einem ungestörten Stell dichein entführen. Leonstein wartet mit einem Schloß auf, das im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Umbau einer mittelalterlichen Burg entstanden ist. Diese Burg gehörte den Rohrern, einem stolzen Rittergeschlecht, zur Zeit des Inter regnums, der kaiserlosen Zeit, aber Raubrit ter wie so viele andere auch, etwa die Lo sensteiner. Albrecht I., der Sohn König Ru dolfs I., hat sie mit seiner Artillerie bezwun gen. Auch eine Sensenschmiede gab es hier noch bis in unser Jahrhundert herein, jene der Zeitlinger zu Schmiedleithen. Ihr Herrenhaus, das Wohnhaus der Besitzer, die man Gewerken nannte, gleich den ande ren in der Umgebung und bis in die Steier mark hinein biedermeierich eingerichtet, mit Ziergarten ringsum, war nach dem ersten Weltkrieg Jahre hindurch Einkehrort vieler bekannter Künstler, wie zum Beispiel Franz Xaver Weidinger, um nur einen ihrer bedeu tendsten zu nennen. Erwähnenswert ist auch, daß 1868 auf Schloß Leonstein die Schriftstellerin Edith Gräfin Salburg gebo ren wurde. Sie galt unter ihresgleichen als Abtrünnige, seit sie - noch vor dem ersten Weltkrieg - begann, ihre österreichischen Standesgenossen vom ,,blauen Blut" in ih ren Romanen und Erzählungen kritisch un ter die Lupe zu nehmen. 1926 erregte der erste Band ihrer ,,Erinnerungen einer Re spektlosen" einiges Aufsehen. 1928 folgte ihm ein zweiter Band. Edith Gräfin Salburg hat später im Marienstift zu Bad Tölz gelebt. Von Leonstein führt die Straße - fortwäh rend am linken Steyrufer - nach Grünburg, dem Markt mit seinem gegenüberliegenden reizvollen Pfarrdorf Steinbach. Auch Grün burg hatte mit der Verarbeitung des Eisens vom steirischen Erzberg zu tun. Seine Mes serer waren gleich denen zu Steyr als her vorragende Fachkräfte in ihrem Handwerk bekannt. Von hier breitet sich die Ebene ge gen Sierninghofen und Neuzeug aus, und weiter nach Sierning, dessen Schloß heute als Kulturzentrum der Gegend dient, Sitz auch der erst vor einigen Jahren gegründe ten Traunviertler Künstlergilde. Der Wall fahrtsort Adiwang, das berühmte Jodbrom bad Bad Hall und Waldneukirchen liegen im näheren Umkreis. In Waldneukirchen hat Norbert Purschka, der unvergessene ober österreichische Mundartdichter, als Pfarrer gelebt. Aschach schaut auf der anderen Seite vom Hügel auf den Steyrfluß hinab, von hier kann man wie in Retrospektive das Gebirge im Süden noch einmal in seiner Ge schlossenheit und Dichte sehen. Wendet man sich aber in der Richtung des Flußlau fes, spürt man mit einem Mal, wie das Land sich öffnet. Letten taucht auf. In Letten hat
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