Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 2, 1980

Kulturzeitschrift 30. Jg. 2/1980

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Landeskunde An Enns und Steyr Dipl.-Ing. Hermann Goldbacher Das Ennsmuseum Kastenreith/Weyer 2 Gregor Goldbacher Bä dö Fletzä (Mundartgedicht) 11 Professor Carl Hans Watzinger Das Steyrtal - Natur- und Kulturbild einer lieblichen Landschaft 15 Hans Pilz Wanderungen im Enns- und Steyrtal 25 Alois Weinberger Anton Schosser, der Sänger des Ennstaies 33 Helmut Grassner Christkindl - romantischer Weihnachtsort an der Steyr 39 Denkmalpflege Dr. Erich Widder Die Juwele der Klosterlandschaft Spital am Pyhrn in neuem Glanz 47 Universitätsprofessor Dr. Siegfried Radler Das Hochwasser der Enns und Steyr 71 Oberösterreich aktuell Landesrat Rudolf Trauner Erlebnis Oberösterreich 79 Literaturbeilage Hugo Schanovsky Vom armen Schubert Zyklus Rudolf Weilhartner Landessprache Gedichte (Auswahl) Kulturzeltschrift Oberösterreich 30. Jahrgang, Heft 2/1980 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: 00. Landesverlag Linz, sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 230.-; Einzelverkaufspreis: S 75.-. (Alie Preise inkl. 8 % MWSt.) 89 93 Historische Kunst Dr. Wilfried L. Lipp Sgraffitodekoration in Steyr 55 Kunst der Gegenwart Theo Kihs Gertrude Stöhr und ihre Emailkunst Eine oberösterreichische Künstlerin von Weltruf Umschlagmotiv; Ennsmuseum Kastenreith/Weyer, Zunft fahne der Flößer mit Darstellung der Schiff fahrtspatrone hl. Nikolaus und hl. Johannes von Nepomuk, darunter Darstellung eines Schiffszuges - ,,Gegenfuhr" - an der Enns mit Getreideladung. Ende 18. Jahrhundert, renoviert, Leihgabe der Pfarrkirche Weyer an der Enns für das Ennsmuseum Aufnahme: Kranzmayr Gestaltung: Herbert Frledl Schwerpunktthemen von Heft 3/1980 Oberösterreich - 67 Land der Bäder und Kurorte

Kulturzeitschrift Mit dem Schwerpunktthema dieses Heftes ,,An Enns und Steyr" setzt die Schriftleitung von „Oberösterreich" ihr Bemühen fort, ein zelne oberösterreichische Landschaften und Landesteiie näher bekanntzumachen. Die traditioneiie Einteilung in vier Vietei ist historisch bedingt. Sie wird dem geographi schen Reichtum unserer Heimat jedoch nicht immer gerecht. Besonders dasTraunviertei ist so vielgestaltig, daß sich natürli che Unterteilungen ergeben. Nach dem Kremstal sollen diesmal die Fiußiandschaften von Enns und Steyr zur Darstellung kommen. Es bietet sich durch diese The menwahl auch die günstige Möglichkeit an, noch einmal auf das 1000-Jahr-Jublläum der Stadt Steyr hinzuweisen. Wie bei Heft 4/1979, das ja zur Gänze diesem bedeuten den historischen und kulturellen Ereignis gewidmet war, ist auch diesmal die Redak tion dem verdienten Steyrer Historiker w. Hofrat i. R. Dipi.-ing. Hermann Goidbacher für Beratung und Mitarbeit zu besonderem Dank verpflichtet. Von ihm stammt auch der erste Beitrag ,,Das Ennsmuseum Kastenreith/Weyer". Bei Schilderung von Entstehung und Aufbau dieses so wertvollen und liebenswürdigen Lokalmuseums bot sich für den Verfasser die Möglichkeit, die gesamte Kulturge schichte des Ennstaies bis herauf zur Ge genwart - bis zum Wirtschafts- und Energie faktor Ennskraftwerke - unseren Lesern na hezubringen. Literarisches Seitenstück ist hiezu die Schilderung von Professor Carl Hans Wat zinger ,,Das Steyrtal - Natur- und Kuiturbiid einer lieblichen Landschaft". Beschreibt der Historiker,,seine" Landschaft in Sachbezü gen, so der Schriftsteller in Form einer ge müthaften Laudatio. Das Steyrtal wurde bisher von heimischen Dichtern nicht ver wöhnt. In unserem Heft wird dieses Ver säumnis in einer Art und Weise gutgemacht, die den Lesern gefallen dürfte. Ergänzt wird dieser Beitrag mit einigen Zeichnungen des verdienten Heimatforsches Rudolf Kusche, dessen Lebensarbeit die Erforschung und Erhaltung der Volkskultur im Raum von Windischgarsten darstellt. Aus einer reichen Themenfüile konnte na türlich nur eine Auswahl getroffen werden. Der Aipinschriftsteller Hans Pilz ladet in Wort und Bild zu ,.Wanderungen im Ennsund Steyrtal" ein. Oberschuirat Alois Wein berger aus Losenstein beschreibt Leben und Werk von,,Anton Schosser, Sänger des Ennstaies". Und obwohl nicht Weihnachts zeit ist, darf in einem Heft, das diesen Land schaftsraum behandelt, die Wailfahrts- und Pfarrkirche Christkindl nicht fehlen. Mit Heimut Grassner, dem Autor dieses Bei trags, begrüßt die Redaktion einen neuen Mitarbeiter. in den Fachsparten können zum Teil aktu elle kulturelle Ereignisse behandelt werden. Diözesankonservator Dr. Erich Widder be schreibt die umfangreichen Restaurie rungsarbeiten in Spital am Pyhrn - Wieder herstellung des Innenraumes der ehemali gen Stiftskirche im alten Barockglanz, Er haltung des ehemaligen Stiftsgebäudes Spital am Pyhrn und Errettung der Filialkir che St. Leonhard am Fuße des Pyhrnpasses. Anläßlich der denkmalpfiegerischen Maß nahmen zur Verschönerung des Altstadtbiides von Steyr wurde die Aufmerksamkeit besonders auf die vielen wertvollen Sgraffitohäuser in Steyr gelenkt. Dr. Wilfried L. Lipp beschäftigt sich mit der Frage der Ent stehung dieser historischen Ornamentik in Steyr, äußerst verdientvoii ist seine lücken lose Erfassung aller Steyrer Sgraffitohäuser. Der Beitrag von Leo Kihs über ,,Gertrude Stöhr und ihre Emaiikunst" kann zwarnicht regional in dieses Heft eingeordnet werden, doch war es ein langgehegter Wunsch der Redaktion, diese international bekannte Künstlerin einmal unseren Lesern vorzu stellen. Außerdem übergibt sie im Juni die ses Jahres Ihrem Heimatort Vorchdorefine erlesene Stiftung ihres Werkes zur musea len Aufstellung. in der Sparte ,,Landeskunde" kann dan kenswerterweise ein wissenchaftiicher Bei trag von Universitätsprofessor Dr. Siegfried Radler, der aus Steyr stammt, veröffentlicht werden: ,,Die Hochwasser der Enns und Steyr". In ,,Oberösterreich aktuell" behandelt Lan desrat Rudolf Trauner das gerade in einem Sommerheft sehr aktuelle Thema ,,Erlebnis Oberösterreich", Darstellung des Fremden verkehrs und der Fremdenverkehrsförde rung in unserem Heimatland. Für ihre Mitarbeit in der Literaturbeilage dankt die Redaktion herzlich den Dichtern Hugo Schanovsky und Rudolf Weilhartner.

Das Ennsmuseum Kastenreith/Weyer Hermann Goldbacher Der Wunsch, der Ennsflößerei eine würdige und örtlich sinnvolle Gedenkstätte zu wid men, ist so alt wie der lange Todeskampf dieses Berufes. Den ersten lebensbedro henden Stoß bekam er 1871 durch die Fer tigstellung der Kronprinz-Rudolf-Bahn, die von Gaisbach-Wartberg über St. Valentin, Steyr durch das Ennstal nach Kleinreifling gebaut wurde, und 1872 durch die Inbe triebnahme der Bahnlinie Amstetten-Weyer-Selzthal. Eine für die österreichisch ungarische Monarchie strategisch wichtige weitere Nord-Süd-Verbindung war dadurch geschaffen, ihre wirtschaftlichen Nebenwir kungen stellten sich augenblicklich ein. Bis lang wurde alles Holz aus dem großen Ein zugsgebiet des Ennstales im Nahverkehr nur auf der Eisenstraße und auf ihren zahl reichen Zubringerwegen mit dem Fuhrwerk befördert, während für den Fernhandel aus schließlich die umweltfreundliche Fließkraft der Enns und ihrer vielen Zuflüsse diente. Auf diesen Wässern wurde getriftet, geflößt und die Schiffahrt betrieben. Die Bahn über nahm schlagartig einen beträchtlichen Teil des Holzferntransportes, die Holzstraßen fracht hörte ganz auf und die schönen Ein kehrgasthöfe entlang der Eisenstraße mit ihren geräumigen überwölbten Stallungen für den Wechsel der Zugpferde verödeten. Trotzdem muß der Rundholztransport auf dem Wasser der Enns und der Donau bis Steyr, Wien und nach Ungarn immer noch halbwegs wirtschaftlich gewesen sein, weil er ein bescheidenes Dasein bis zum Zwei ten Weltkrieg fristete. Im Jahre 1939 begann der Ausbau der Ennskraftwerkskette zunächst mit den vier Kraftwerken Großraming, Ternberg, Staning und Mühlrading, die im Jahre 1951 von der 1947 gegründeten Ennskraftwerke AG., welche den Sitz in Steyr hat, fertiggestellt /i

Links unten: Blick in die Maschinenhalle des Kraftwerkes Garsten-St. Ulrich der Ennskraftwerke AG. - Bildsymbol für das Ennstal von heute. wurden. Damit war ein zweiter und ent scheidender Schlag gegen die Flößerei ge fallen; denn der Fioßaufzug in Küpfern, der das Flößen (in der verbleibenden Fließ strecke) . . . der Enns flußaufwärts der Stauwurzel des Kraftwerkes Großraming ermöglichen sollte, kostete der Ennskraftwerke AG. zwar viel Geld, er wurde aber nur ein paarmal benützt und erwies sich wegen der sich überstürzenden technischen Ent wicklung als eine sozusagen amtlich er zwungene Fehlinvestition. In ununterbro chener Folge entstanden bis 1970 In der oberösterreichischen Enns weitere fünf Ü V. ' i' s: - s . J TS. Oben: Modell (Diorama) des ,,Kastens" im Ennsmuseum Kastenreith/Weyer. Aufnahme: Kranzmayr Laufkraftwerke und auch In der stelrlschen Flußstrecke wurde die Kraftwerks kette bis In das Gesäuse fortgesetzt. Die schlechte Nachrede für die Elektrizi tätswirtschaft, am Untergang der Flößerei allein schuldtragend zu sein, verblaßt zu Recht durch die seit etwa zwanzig Jahren eingetretene grundlegende Änderung der Holzbringung. Well eine zweite Verladung des Rundholzes, also eine Umladung auf andere Transportmittel, wirtschaftlich un tragbar geworden Ist, muß heute eine Bringungsstraße zum Holzschiag gebaut wer den und fast an der Gewinnungsstätte die Autoveriadung erfolgen. Wenn Bahn und Kraftwerke nicht gekommen wären, diesen dritten und größten Schlag hätte die Flößerei nicht überstehen können! Und nun, was für seltsame Wiederholungen gibt es doch In der Geschichte, fährt das Holz wieder auf der alten Elsenstraße, jetzt Elsen-Buridesstraße, durch das Ennstal . . . Es war also an der Zelt, die Flößerei, die Jahrhunderte hindurch den Landstrichen an der Enns nicht nur Brot, sondern auch ein besonderes Gesicht gegeben hatte, nicht In Vergessenheit geraten zu lassen und für das Gedenken an sie eine Helmstätte zu su chen. Es sei hier mit großer Dankbarkeit festge halten, daß mit dem Kauf der Liegenschaft ,,Kasten" Im Ortstell Kastenreith der Markt gemeinde Weyer durch die Ennskraftwerke AG. die Erhaltung eines ungemein wertvol len bau- und wirtschaftshistorischen Ge bäudes ermöglicht und damit die Voraus setzungen für die Errichtung eines Ennsmuseums geschaffen wurden. Der Kaufvertrag mit den Vorbesitzern Leopold und Theresia Pucher In Weyer Ist am 13. Juni 1961 abge schlossen worden, der Aufsichtsrat der Ennskraftwerke AG. erteilte am 10. Novem ber 1961 die Genehmigung. In den Jahren 1966 bis 1970 beherbergte der,,Kasten" die Bauleitungen für die Errichtung des knapp stromaufwärts liegenden Ennskraftwerkes Weyer, eine Gaststätte und Dienstwohnun gen sind dort dauernd beheimatet. Die Sa nierung des ,,Kastens", der dem Verfall nahe war, wurde In vorbildlich denkmalpflegerlscher Welse durchgeführt und bedurfte beträchtlicher Geldmittel, die zum allergröß ten Teil vom neuen Hauseigentümer aufge bracht wurden. Subventionen leisteten hiezu auch das Bundesdenkmalamt und die Marktgemeinde Weyer. Die Anregung zur Rettung des ,,Kastens" für die Unterbringung des Ennsmuseums Ist vom Schreiber dieser Zellen deswegen ausgegangen, well diese örtllchkelt wie keine andere historisch für eine solche Pfle gestätte geeignet erschien. Dieser Platz war Immerhin so prägnant, daß er der Ortschaft den Namen gab. ,,Kastenreith", das Ist der ,,Kasten" an der großen Ennsblegung, der ,,Reith". Genau hier nämlich ändert die Enns Ihre von Hieflau an bevorzugte südnördllche Fließrichtung nach dem Westen hin, um erst von der Mündung des Tratten baches an wieder gegen Norden der Donau zuzuströmen. Dazu kommt knapp flußab wärts des rechtsufrig liegenden Kastens die Mündung des Gaflenzbaches und damit die Öffnung zu Verkehrswegen auch nach dem Osten, nach Niederösterreich. Hieraiso war die erste verkehrsgeographische Möglich keit Im Bereich der nördlichen Kalkalpen, das vom Erzberg kommende Eisen und die in den Innerösterreichischen Tälern mit den Energiequellen Holz und Wasserkraft er zeugten schmiedbaren Eisen und Eisenwa ren weltweit in den Handel zu bringen. Hier gabelte sich der weitere Handelsweg. Ein großer Tel! der Ware ging per Floß oder

Hans Gösta Nagl feierte am 16. April 1980 geschaffen. Neben der Landschaft hat er seinen 70. Geburtstag. Als Maler und GraphI- sich besonders der künstlerischen Dokumentaker hat er ein umfangreiches Lebenswerk tion von Industriebauten gewidmet. Neben den eindrucksvollen Baustellen der Ennskraftwerke fand er auch Zeit für historische Motive. Aquarellstudie des Künstlers vom „Kasten" Schiff zu den Hammerwerken an der Enns und nach Steyr. Die Steyrer hatten ja in ei nem fast zwei Jahrhunderte dauernden Rechtsstreit gegen Waidhofen obsiegt und schon 1287 von Herzog Aibrecht i. das be rühmte Stapeirecht verliehen bekommen, wonach aiie innerösterreichischen Eisen waren vorerst drei Tage lang den Steyrer In teressenten feilgeboten werden mußten, dann erst kamen andere Abnehmer zum Zuge. Ein kleinerer Teil des Eisengutes nahm, im Kasten zwischengeiagert und dort auf Fuhrwerke umgeladen, den Weg in die östliche ,,Eisenwurzen" nach Niederöster reich. Kein Wunder, daß der Kasten schon 1373 urkundlich als Eigentum des Klosters Gar sten aufscheint. Sicher ist er viel älter, da man dort, wie die Urkunde besagt, schon von ,,aitersher" anlegte! Kein Wunder auch die großräumige bauliche Form, die so reiz voll gestaffelte Gliederung, die geschickte Einbeziehung von Ländeplatz und Straße. Es stand ja nur ein schmaler üferbereich zur Verfügung und man mußte einen Teil des Hauses an den Steilhang lehnen. So ist eine malerische Einheit zwischen Fluß, Uferhang und Baulichkeiten entstanden, weiche die Künstler seit eh und je angeregt hat, den ,,Kasten" immer wieder zu konterfeien. Ein ,,Kasten", das war hier immer ein großes Lagerhaus, ein Speicher einerseits für das talwärts wandernde Eisen in allen seinen Formen, andererseits für die bergwärts be förderten, dringend notwendigen Lebensgü ter, die in dem rauhen Gebirgsklima nicht gediehen, vornehmlich Getreide, aber auch Salz, Wein und Krämerware. Der,,Kasten" enthielt zusätzlich auch eine Taverne, eine Gast- und Übernachtungsstätte für Flößer und Schiffieute, ferner Kanzleien für die Ab wicklung der Geschäfte, Pferdeställe und Betriebsräume für die Ländetätigkeit. Die ,,Ladstattordnung" von 1466 des Garstner Abtes Thomas Rauscher ist noch erhalten und gibt genauen Aufschluß über die Lager vorschriften, Floß- und Schiffahrtsregeiungen, Mautgebühren und dergleichen. Da während des ganzen Mittelalters die Ferntransporte fast nur auf Flößen erfolgten, die ja nicht mehr flußaufwärts zurückkamen, ergab sich um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert ein bedrohlicher Hoizmangei, zumal der einzige Brennstoff für die Erzverhüttung, Stahlerzeugung und Verarbeitung die Holzkohle war. Es gab damals somit auch schon eine echte ,,Energiekrise". Deshalb begann man 1559 mit dem Bau ei nes Treppelweges, der hier immer den Na men ,,Schiffweg" führte. Er war 1563 im obderennsischen Teil fertig und erreichte 1583 Hiefiau. Der Wasserbaumeister Hans Gasteiger und Lionhard Brandstetter sind seine Erbauer. Die baulichen Schwierigkeiten wa ren groß, die Kosten beliefen sich auf über 9000 Gulden. Leider wurden viele interesRechts: Ennsmuseum Kastenrelth/Weyer, Fresko auf der Wasserseite des Kastens mit Darstellung der Ennsschlffahrt (sogenanntes ,,Weyrer Schiff") - ein leeres Schiff, an der Lände zweifach verheftet, ein Schiffszug auf dem Schiffweg (Treppelweg), flußaufwärts von Steyr kommend, ein Schiff beim Überset zen der Zugpferde sante, in die Felsen eingehauene Teile des Schiffweges beim Bau der Ennskraftwerke überstaut. Ein besonders bemerkenswertes Feisstück mit einer vom Seiizug tief einge frästen Rille im Staubereich des Kraftwer kes Losenstein wurde geborgen und befin det sich im Museum. Sogleich nach Inbe triebnahme des Schiffweges setzte eine eif rige Schiffahrt auf der Enns ein. Das soge nannte ,,Weyrer Schiff" fuhr vom ,,Kasten" jeden Montag, Donnerstag und Samstag ab, nahm von den Ortschaften an der Enns Gä ste und Waren mit und legte im Zielort Steyr beim sogenannten ,,Eisenfioß" am Ende der Eisengasse neben der Marienkirche am lin ken Ennskai an. Die Befrachtung für die Bergfahrt, die stets am nächsten Tag war, geschah am Schiffweg kurz oberhalb des Neutores, wo sich hiefür eine Art Lände aus Holz befand. Für die Bergfahrt war ein soge nannter Schiffszug notwendig, der aus vier hintereinander gespannten Pferden, das er ste davon beritten, bestand. Bis Hieflau mußten diese Pferde vierzehnmai mit dem Schiff über den Fluß gesetzt werden, weil sich der Schiffsweg am anderen Ufer fort setzte. 1865, also knapp vor Inbetrieb nahme der Eisenbahn, fuhren 1350 (I) Per sonen mit dem Weyrer Schiff nach Steyr. Ein sehr schönes Freskogemäide aus dem Jahre 1699 auf der Wasserseite des ,,Ka stens" zeigt die Abwicklung dieses Schiffs verkehrs in einer sehr instruktiven Darstei-

"v". / '. / s'r *** j/ . , ' ' ''•' ■':..'S^^» MüMMaü yJ.t 5ccm^f ain e r 9 9. lung. Das Gemälde wurde mit Hilfe des Ver eines Denkmalpflege in Oberösterreich und des Bundesdenkmaiamtes 1950 und 1973/74 restauriert. Die Enns war immer, bis in unsere Tage hin ein, eine Schicksalsgrenze. Darum ist die Geschichte des Museumsgebäudes be wegt. 1489 besetzen die Ungarn unter König Matthias Corvinus den ,,Kasten" und 1532 kamen die Türken bis zur Enns beim Ka sten, nachdem sie Weyer niedergebrannt hatten. 1572 brauste das größte uns be kannte Hochwasser durchs Ennstal, der Ka sten stand, wie die Hochwassermarke heute noch zeigt, bis zum ersten Stock in der rei ßenden Strömung. 1629 brennt der Kasten ab, aber er wird wieder aufgebaut, und 1741/42 gibt es Einquartierung wegen des bayrisch-österreichischen Erbfolgekrieges. Die Chronik des Marktes Weyer berichtet für die Zeit von 1479 bis 1794 von nicht weniger als 20,, Wirten am Kasten". In diese Zeit fällt auch die für die Wirtschaft dieses Landstri ches so wichtige Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625, die ebenfalls zeltweise Eigentümerin des Ka stens war. Diese Vereinigung von 19 Rad werken in Eisenerz, 41 Hammerwerken im Ennstal und den Nebentälern und der Ei senhandelskompagnie in Steyr, mit dem Besitz des unteren Teiles des Erzberges, von ausgedehnten Waldgebieten und son stigem Grundbesitz, Köhlereien, Vorrats häusern und einer Verkaufsstelle in Steyr war zum mächtigsten Industrieunternehmen Österreichs geworden. Es kontrollierte nicht nur das gesamte Eisen- und Stahlwesen ,,Innerösterreichs", also in den österreichi schen Erblanden nördlich des Erzberges, es schuf in seinem Wirkungsbereich auch die notwendigen Verkehrsanlagen und über nahm die Lebensmittelversorgung. Die Enns war die Hauptader dieser sehr modern organisierten Gesellschaft, deren Rechts nachfolgerin nach wechselvollen Geschikken schließlich 1881 die österreichische Ai pine Montangesellschaft wurde. Wieder diese seitsame Erscheinung der Wiederho lung in einer, geschichtlich gesehen, sehr kurzen Zeitspanne! Nach der Abwanderung des Wirtschaftsgeschehens in die Steier mark kommt seit dem Jahr 1970 durch die Zusammenlegung der Aipinen Montange sellschaft mit der VÖEST in Linz wieder viel von der früheren Verantwortlichkeit zurück. 1924 geht noch einmal der Dachstuhl des ,,Kastens" in Flammen auf, 1945 sind die Russen an der Enns und erst 1961 kehrt mit der Übernahme des Kastens durch die Ennskraftwerke AG. hier jene schöpferische Ruhe ein, die für den Aufbau des Museums unerläßlich war. Wir verschweigen nicht, daß wir zunächst an ein Flößermuseum ge dacht hatten, was sich auch noch im Namen jenes Vereines äußert, der Initiator und Rechtsträger des Museums, sowie Pächter des ,,Kastens" ist und der in Weyer 1970 im Zusammenwirken mit allen Ennstalgemeinden bis Steyr, mit der Bezirkshauptmann schaft Steyr-Land, mit der Stadt Steyr und vielen Förderern unter der Federführung der Marktgemeinde Weyer sehr lebenstüchtig das Licht der amtlichen Welt erblickte und den Namen ,,Flößermuseum Taverne Kastenreith" erhielt. Bald zeigte sich zur ehrlichen Freude aller Beteiligten, daß das vom Land öberösterreich verfolgte Konzept eines alle Bereiche dieses Landesteiles um fassenden Enns-Museums richtig und er folgreich war. Das Land hat dann in einem beispielhaft unbürokratischen Einsatz von finanziellen Mitteln, von Exponaten und vor allem von Fachkräften nicht nur das Mu seumsprogramm in allen Einzelheiten er stellt, sondern in wochenlanger Arbeit bei der Errichtung selbst mit Hand angelegt. Zusammen mit den vielen ehrenamtlichen, örtlichen Idealisten war es möglich, das ,,Ennsmuseum, Flößertaverne am Kasten, Kastenreith/Weyer" am 8. Juni 1974 feier lich seiner Bestimmung zu übergeben, in drei Geschossen zeigt sich das Land an der oberösterreichischen Enns und seine Geschichte. Freilich kann hier nur eine ganz knapp gefaßte Schau gezeichnet werden, der Verfasser wäre glücklich, wenn sie zum Besuch anregen würde! Man öffnet das Tor aus dem Jahre 1699, mit dem monarchi schen Doppeladler geschmückt und der be-

Haupteingang zum Ennsmuseum, Originaltüre aus 1699 mit habsburglsctiem Doppeladler und der Schutzaufsctirlft „Salva-Quardla". Aufnahme: Kranzmayr schwörenden Inschrift „Salva - Quardia" versehen, die doch nicht den unerwünsch ten Besuch von Soldateska verschiedenster Färbung verhindern konnte. Das Tageslicht fällt durch kleine gotische Doppelfenster chen auf die große Mittelsäule und die Stein treppe, die ins Obergeschoß führt. Die Wände schmücken Bilder von der Eisen straße, von der Enns und den Siedlungen in ihrem Tal. Dem Brennstoff des damaligen Hüttenwesens, der Holzkohle, ist ein Dio rama gewidmet. Der Tavernenkeller hat zwei Etagen. In der oberen befindet sich die Mineraliensamm lung von Friedrich Reithofer, im tieferen Hauptkeller, prachtvoll überspannt mit ei nem riesigen Tonnengewölbe, ist die ,,Zeugkammer" für die Geräte der Flößer, Schiffleute und Fuhrwerker untergebracht. Im gleichen Raum befindet sich eine kom plette Mostkellereinrichtung, die alle Vor richtungen und alles Zubehör von der Er zeugung bis zur Lagerung und zum Trunk unseres angestammten Getränkes umfaßt. Der Raum E 1 im Erdgeschoß gehört der Flößerei und der Ennsschiffahrt, der Eisen verarbeitung und dem Eisenhandel. Ein le bensgroßer Flößer in Originalkleidung, mit allem Floßgerät versehen, betrachtet stumm und nachdenklich seine Bewunderer und die Dioramen, Urkunden, Wandtafeln und Zeichen aus seiner Zeit, die um ihn herum ein vollständiges und eindrucksvol les Bild seines Wirkens zeichnen. Der Marktgeschichte von Weyer ist der Raum E 2 daneben vorbehalten. Das ,,Gül dene Märktl" hatte das Glück, von 1790 bis 1884 einen Zeichner und Topographen na mens Josef Gabriel Frey zu haben, von des sen Arbeiten ein wesentlicher Teil hier ge sammelt gezeigt werden kann. Im dritten (E 3) Raum des Erdgeschosses, von der Jugend bevorzugt besucht, werden den Gästen in vier Großdioramen das Ei senwesen und der ,,Kasten an der Enns" vorgeführt. Der Marktplatz von Weyer in seiner geschlossenen Schönheit ist dort zu sehen, der ,,Kasten" präsentiert sich als wichtiger Knoten von Wasser- und Fahr straßen, ein Hammerwerk mit seinen cha rakteristischen Anlagen und auch das In nere eines solchen Werkes geben in klarer Plastizität Aufschluß über dieses hier einst blühende, vielgestaltige Eisengewerbe. Auf dem Weg in das Obergeschoß fällt der Blick auf die Flößerfahne aus dem 18. Jahr hundert, die nicht nur ein textiles Kunstwerk ersten Ranges ist und eine Darsteilung des Treidelzuges auf dem Schiffweg an der Enns zeigt, sie wird auch heute noch im Fronleichnamsumzug getragen. Im Flur des ersten Stockes wird die Enns vom Ursprung Flur im Obergeschoß des Ennsmuseums mit Darstellung der Enns vom Ursprung bis zur Mündung bis zur Mündung, ihre Fauna, ihr Einzugs gebiet mit seinen Wässern, Wäldern und Bergen in Bildern und Karten dargestellt. Man gelangt in den Raum 1/1 an der Stirn seite des Ganges. Er enthält die Erd- und Vorgeschichte. Da sind u. a. das ,,PuchDenkmal", die sogenannten ,,Weyrer Bö gen", die Jungsteinzeit und römische Funde in Karten und Ausgrabungsstücken so an schaulich geordnet vor dem Besucher aus gebreitet, daß auch der Laie sinnend vor diesen Zeichen aus dem dritten Jahrtau send V. Chr. lange verweilt. DerSaal 1/2 ist das Heim derVoikskulturdes südlichen oberösterreichischen Ennsraumes und es war sicher nicht leicht, mit weni gen charakteristischen Stücken in nur ei nem Raum die schier unerschöpfliche Viel falt des Lebens in diesem Landstrich voll ständig zu zeigen. Es ist, wie Fachleute überrascht feststellen, wirklich gelungen, das bäuerliche Gehöft, das ländliche Woh nen und die bäuerliche Küche, das Brauch tum im Ablauf des ganzen Jahres und eines ganzen Lebens, die Trachten, religiösen Anliegen, den Ackerbau und die Viehzucht des Bergbauern, den Fischer, den Jäger und den Holzknecht darzustellen. Man geht nicht gern aus dem Raum 1/2 heraus . . . Mit voller Absicht sind die zwei nebenan liegenden Zimmer des Obergeschosses der Gegenwart zugeeignet, weil in einem solchen Haus auch manifestiert werden muß, daß aus den in der Vergangenheit ver ankerten Wurzeln die Kraft des heutigen Le bens sprießt, daß wir gut daran tun, wenn wir unsere Ahnen verstehen und achten, weil ihnen eine beneidenswert kluge Nutzung der damals nur spärlich zur Verfügung ste henden Möglichkeiten eigen war. Sie hätten sonst wahrscheinlich nicht bestehen kön nen und auf gut Deutsch: Wir können selbst in unserer überzivilisierten Epoche viel von Ihnen lernen! Da ist das Zimmer 1/3 m it der Wachszieherei von einst und jetzt, in dem sich erweist, daß dieses Gewerbe vom 17. Jahrhundert an in Weyer nachweisbar ist und daß es heute gottlob mehr denn je blüht und gedeiht. Und da ist dann auch der Raum 1/4, in dem die Ennskraftwerke AG. mit Modellen und Plä nen die neue Funktion der Enns als Erzeu gerin elektrischer Energie zeigt. Neben der Straße, die von der Mündung des Gaflenzbaches in die Enns rechtsufrig zum Museum führt, steht unter dem steilen Fels hang und an ihn angelehnt der,,Eisenham mer", der am 19. Mai 1977 der Öffentlichkeit übergeben wurde. Er ist frei zugänglich und es befindet sich dort das ganze umfangreiche Zubehör, das zum Betrieb eines Hammers gebraucht wurde.

Saal 1/2 im Obergeschoß des Ennsmuseums mit Darstellung der Volkskultur des südlichen oberösterreichischen Ennsraumes. Blick durch die Türöffnung der Rückwand In dem Raum 1/4, in dem die Enns als Energieerzeuger darge stellt wird Aufnahme: Kranzmayr I •W '"■ ■■ . / v. fm I i * rm*\ ^ . '-..V ■■ «KP-'Si 0 Ein paar hundert Meter bachaufwärts der Gaflenzmündung haben die Weyrer am rechten Bachufer unterhalb eines Wehres eine aite Mühie aus dem Hammergraben aufgesteilt. Es ist eine sogenannte Hausmühie, wie sie früher zahireich an aiien Bä chen standen und durch Jahrhunderte hin durch kiagios mitteis der krisenfesten Was serkraft die bäueriiche Eigenversorgung mit Mehi, Grieß und Schrott voilbrachten. Sie sind jetzt fast aiie verfaiien und es ist daher sehr zu begrüßen, daß eine soiche voii funk tionsfähige Hausmühie hier der Nachweit erhaiten bieibt. Am 29. Juni 1979 wurde sie in Betrieb gesetzt und die Eröffnung wurde zu einem wahren Voiksfest, weii alle Weyrer ,,ihre" Mühle, die Katzensteinermühle, fei erten. Einen Monat vorher, am 24. Mai 1979, ist die Hubbauern kapeile neben der Eisenbundes straße geweiht worden, nachdem sie reno viert in den Museumsbereich einbezogen werden konnte. Der Verfasser dieses Berichtes ist sich wohl bewußt, daß das Nennen von Namen in mehrfacher Hinsicht riskant ist. Tätige Ideaiisten sind immer bescheiden und arbeiten iieber unbekannt, die Gefahr, jemand zu vergessen, besteht, und die Na men vieler Helfer weiß man gar nicht. Trotz dem geht er das Wagnis ein, weil später einmal vielleicht ein Historiker beim Queilenstudium froh ist, wenn er auf Namen stößt, weii es für einen gewissenhaften Be richterstatter ein Gebot der Voiiständigkeit ist und hauptsächiich deswegen, weil er am Beispiel des Ennsmuseums sehr glücklich zeigen kann, welche bleibenden Leistungen möglich sind, wenn wirm/feinander schaffen und nicht auseinander streben, daß wirm/f einander stark und geger/einander eiend werden. Möge man ihm daher Fehier der Vergeßlichkeit verzeihen! Der Vorstand der Ennskraftwerke AG. in Steyr bestand im Jahre 1961 zur Zeit des Ankaufes des ,,Kastens" aus den Direkto ren Dipi.-Ing. Lausch und Dkfm. Singer und in der darauffoigenden Sanierungsperiode

Blick in den Saal 1/3 des Ennsmuseums mit Darstellung der Wachszieherei, die in Weyer auf eine alte Tradition zurückblicken kann Aufnahme: Kranzmayr Die Darstellung des Volkslebens (Fischerei, Almwirtschaft, Wald, Landwirtschaft) im Ennstal ist im Ennsmuseum besonders anschaulich und liebevoll gestaltet Aufnahmen: Kranzmayr ff ^'1'

„Eisenhammer" im Freigelände des Ennsmuseums Aufnahme: Kranzmayr aus den Direktoren Dipl.-Ing. Pepelnik und Dkfm. Singer. Die wertvoiie und dauernde Hilfe der Herren Baudirektor Dipi.-Ing. P. Oberleitner und des örtlichen Bauleiters Ing. Oswaid muß hier ebenfaiis festgehalten werden. Die Weyrer werden es auch nicht verges sen, daß der Herr Landeshauptmann von Oberösterreich, Dr. Josef Ratzenböck, die Eröffnungen des Museums, des Hammers und der Mühle persönlich vorgenommen hat. Sie danken ihm und sie wissen auch, daß ohne die Hilfe des Landes Oberöster reich das Ennsmuseum nicht hätte zustande kommen können. Ihr Dank wendet sich W. Hofrat Univ.-Prof. Dr. Franz Lipp zu, der die wissenschaftliche Leitung der Museumsge staltung innehatte, W. Hofrat i. R. Dr. Otto Wutzel, der als damaliger Sachbearbeiter in der Kulturabteilung des Amtes der oö. Lan desregierung für die Förderung dieses Pro jektes zuständig war, dem virtuosen Archi tekten für Museumsinneneinrichtung W. Hofrat Dipl.-Ing. Karlheinz Hattinger, den Wissenschaftern Dr. H. Kohi und Konsulent D. Mitterkalkgruber, dem Dioramenspeziali sten Hans Pertlwieser und dem Graphiker Reinprecht Schober, in Weyer arbeiten selbstlos und ohne Unterlaß der Obmann des Vereines ,,Flößermuseum Taverne Kastenreith" Altbürgermeister Obermedizi nalrat Dr. Wawra, der so erfolgreiche Mu seumskustos Konsulent Oberförster Ing. Hans Harrer mit Gattin und die nimmermüde Beamtenschaft des Marktgemeindeamtes. / / I Rechts: „Die Katzensteinermühle", wenige hundert Meter bachaufwärts der Gaflenzmündung, ein besonders beliebter Teii des Freige ländes des Ennsmuseums Aufnahme: Kranzmayr

Und da gibt es zahlreiche unbekannte Hel fer, das Ehepaar Katzensteiner als Beispiel für viele, welches die Mühle betreut, viele sehr, sehr uneigennützige Spender, für wel che Komm.-Rat E. Hofer den Dank entge gennehmen wolle. Die Heimat dankt! Worte vermögen nicht viel, vielleicht sagen ein paar nasse Perlen mehr, die aus alten Bergbauernaugen auf den Boden der Katzen steiner Mühle getropft sein sollen . . . Der Museumsbesucher kann vom Vorraum mühelos ein paar Stufen hinunter in die ge mütliche Fiößerstube der Taverne gehen und dort bei gutem Trunk und bekömmlicher Kost ein wenig über das Geschaute und Ge hörte nachsinnen. Museum? Längst hat die ses Wort Staub und Moder abgeschüttelt und ist wie hier zu einem Queil der Besin nung auf jene lange verachteten Wurzeln geworden, ohne die es in der kargen, aber so wild schönen Heimat kein Bestehen gibt. Hier war stets ein ebenso einfallsreicher wie fleißiger und zugleich fröhlicher Menschen schlag am Werk, dessen Werke einst in alle Welt gingen. Es kam eine Zeit der Verges senheit für diesen von den Hauptverkehrs wegen nicht mehr berührten Südostwinkel Oberösterreichs. Sie vermochte die Le benskraft des oberösterreichischen Ennstales und der Eisenwurzen nicht zu brechen, die Wurzein waren noch gesund. Der Blick geht vom Wirthaustisch hinaus über die gute alte Enns und oben am linken Ufer donnern die Erzzüge nach Linz zu den Hochöfen der VOEST-ALPINE und sie wer den angetrieben vom elektrischen Strom, den die Enns im Kraftwerk Weyer macht, dessen Staumauer ein paar Schritte fluß aufwärts des ,,Kastens" steht und dessen Krafthaus ein paar hundert Meter flußab wärts neben dem ,,Flößerfriedhof", der einst so gefürchteten und oft Flößertod bringen den Stromschnelle, an einer Felswand klebt. Die Weyrer lieben ,,ihr" Museum, sie haben mit Hammer, Kapelle und Mühle begonnen, eine Freiluftanlage anzufügen, in der bald auch ein ,,Troadkasten" stehen wird. Das alles sind handfeste Beweise für die Ge sundheit, die dieser stillen Landesecke innewohnt, und diese gesunden alten und neuen Kräfte mit allen ihren Erscheinungs formen darzustellen, sei, so sagen die Besu cher - und es sind jetzt immerhin alljährlich schon vierzehntausend geworden - im Ennsmuseum gut gelungen. Blick in den Saal E/1 des Ennsmuseums mit dem Modell eines Flößers in Originalkleidung Aufnahme: Kranzmayr m m

Das Flößerdenkmal des Linzer Bildhauers Peter DImmel, zeitgenössische künstlerische Darstellung der Ennsschlffahrt Aufnahme: Kranzmayr '•mv, Bä dö Fletzä (Gregor Goldbacher, um 1900) In Ennstal Is 's noh dunkel, doh d' Berg krlagn schon an Schein, Und unten bei da Gstöttn, da Stölln si' d' Fletzä ein. Denn 's Floß is g'schirrt und hergricht, hiatz knia si' d' Schöffleut z'sam. An iadä zä sein' Ruadä, weil's z'erst noh z' beten ham. Denn 's Fletzähandwerk, wißts ös, dös is nöt gar so leicht, Drum hat ä iadä Schöffmann sein Löbn ön Herrgott g'weicht. Dä Stutzenknecht laßt's Floß aus, auf aftä rinnts dävon. Hiatz is 's in richtign Zug drin und kehrt schon langsam an. Dä Feichtenbergä-Seppl, in ganzen Land bekannt, Wekl er so schröckli' grob is, der hat heunt meh' sein Rand. Denn heunt is er dä Fahrä und schreit ön Storä an: ,,Du Kuttenhengst, vädammtä, mir fahrn in d' Kugeln an." Dä Storä abä kennt'n und sagt koan WörtI dräf, Aft hert dä Feichtenbergä zän Schimpfn wiadä äf. - Dö Morg'nsunn kimmt schon vürä und rewi wirds in Tal, In dö Häusin, äf dö Feldä, da rührt sö si' äf ämal. Wia herrli' is doh's Ennstal! In Wassä klar und kalt. Da spiagln sö dö Wiesn, dö Häusin, d' Mäurn, dä Wald. Dä blabe Himmel drübä und drunt dü tiafe Ruah. Vä weitn hert mä läuten, hoch drobn ä Glocknkuah.

Drobn in dö Tannäwipfln, da pfeifän d' Amseln schon, Und äfn' Hoastoankogl, da balzt da ,,kloanö Hahn". Sehen städ rinnt untn 's Floß furt, ä Pfei ferl wird ankendt. Doh kimmt ä Reit, ä scharfö, hoaßts: D' Ruadä In dö Händ! - HIatz grüaßt 's schon 's Gschloß vä Losstoan und aft da Bläslbrunn, Der steht so llabll drobnäd, hell glanzäd In da Sunn, Dort hat da Schosser-TonI oft d' längste Zelt sinniert, Is traurl' oft dort gsössn, denn er hat 's End schon gspürt. A'P Da alte ,,Stoanä-Jägä gibt eahn ä Zelt noh 's Gloat', Dö Berg werdn allwell kleanä und 's Tal wird äh schon broat. Da Wlldbahnä, äf da Lauspröß, gafft alle well äf d' Uhr. ,,Na, Zuagrelfä", so moant ä, ,,l hätt schon Hungä gnuä." Da wird da Felchtenbergä wiedä grob wla an altä Sack: ,,Hän, Rabnvieh, hän vädangelts, friß halt däwell Tabak!" Da Zuagrelfä, ä jungs Bürschl, der halt eahm nöt glel 's Mäul. ,,Denk öbn am Brunntrog", sagt ä - und aft Is 's städ äwell. Dä Damberg kImmt schon zuwä und dort glänzt In dä Sunn Dös KIräkreuz vä Ulrich, als wann ä Folä brunn'. Aft fahrns durch d' Bruckn durchl, da Hegt schon d' Steyrästädt, Grad wla 's Ins Zwölflläut'n ön Pfarrturn anghöbt hat. In ErtI unt' bän Wassä, steht dä Auffangä schon. ön Stutzenknecht schmeißt ä 's Soal hin', der Schiaunt sl', was ä kann. Blndt's uml gschwind ums JochhozI mit än föst'n Fletzäklang. Vä dö andän schupft än ladä vän Sturl d' Ruadästang. - ■ fmi.. Links: Sogenanntes zweispannlges Ennsfloß (mit 2 Flößern), Blick auf den hinteren Flößer, den ,,Stoirer" oder,,Stuhrer" (Steuerer). Der vordere Flößer ist nicht sichtbar, er hieß ,,Vorfletzer" Aufnahme:EnnskraftwerkAeG.-EKW-Werksfoto Rechts: Sogenanntes vierspänniges Ennsfloß im ,,Fletzerfreithof", einer gefürchteten Stromschnelie in Kastenreith. Der Fiößer rechts vorne hieß ,,Fahrer" (Führer des Floßes), der Mann links ,,Stutzenknecht". Nicht sichtbar die beiden hinteren Fiößer: links stand der ,,Stoirer" (Steuermann), rechts der ,,Wiidbahner" EKW-Werksfoto

Da Auffangä rennt mitn Soal aft zän Reitstöckä, was ä kann, Schmeißt 's fünf ä söchsmäl umi, sinst rann eahm 's Floß davon. ÖS fahrt mit Gwalt an d' Stoanä und bämt si tüchtr äf, Draht si' zuwi zä dö Quadän und aft is z' End sein Läf. Bän Ländlbirnmost geht aft eahn Meamel gar nöt schlecht, ,,Ja", sagt da alte Storä, ,,so Zeitn warn halt recht, Wia noh dö Innung gwön is, und drinn bän Schiff, u mein. Da lustigi Fletzäjahrtag mit Brätl, Bier und Wein. Denn 's Tanzn bän ,Kopfiändlä', dös ham net viel z'sammbracht, Am Kopf ä Gläsl Wein tragn; da hoaßts, Bua gib fein achtl An ganz'n Ländiä durchi derfs nöt äf d' Erdn falln, Sist hat ä nöb'n än Spott nuh än ötlä Litä z' zahln." - Dö fünfi springän aussä, än iadä zärt ä Trum, Dä Storä tragt ön Bohrä, hängt 's Soal am Bugl um. Dä Stutzenknecht nimmt ön Säppl, hängt s' zamzugleini um, Aft wandern s' all' zah össen in dö altö Wirtshausstubn. Da ham si' unsri Herrn äh mit uns noh gar nöt g'schamt, Sän mitten untä uns 'bliebn, wann mir recht gsungä hamd. Hamd ötlä vä dö Jüngän aft gar ,Kopfländlä' tanzt, Aft ham vä Stolz dö Äugerl vä dö saubän Dirndln glänzt. So brodeln d' Fletzä weidä bis Na'mittag um drei, Aft nimmt än iads sein Sächerl und geht am Bahnhof glei. Denn drin in Fletzähäusl, in an Berggrabn wo hindan, Da warf ä bräve Muadä mit dö Kinä äf ihm Man.

1000 JAHRE STEYR 9 8 0 Eine Vielzahl von Veranstaltungen fin det in Steyr während der nächsten Mo nate aus Anlaß des Stadtjubiläums statt. In der nachstehenden Zusammenstel lung sind die in der Zeit vom 13. Juni bis zum Ende des Jubiläumsjahres am 26. Oktober 1980 stattfindenden Veran staltungen zusammengefaßt. Juni 1980 13.-15.: 300jähriges Bestandsfest der Stadtkapelle Steyr und Viertelmusikfest des Traunviertels im Stadttheater/Gro ßes Haus, im Stadtsaal, in der Stadt pfarrkirche imd am Stadtplatz 14./15.: Wiedersehensfeier der Angehö rigen der ehemaligen II./Flak-Sturmre giment 38, Steyr, im Casino 14./15.: Internationale Wildwasserre gatta und Wildwasserslalom 17.; Generalversammlung des Landes verbandes Oberösterreich des österrei chischen Roten Kreuzes im Stadtsaal 21./22.: ,,Kulturkontakte" der österr. Gesellschaft für Kulturpolitik im Stadt saal 21.: Sonnwendfest in der ÖTB-Turnhalle und am Turnplatz 27.-29.: Charterfeier des Clubs 41 28.: Gautschfeier auf dem Stadtplatz 28.: Konzert des Mandolinenorchesters ,,Arion" im Saal der Arbeiterkammer 28.: Serenade des MGV. ,,Sängerlust" im Meditzhof 29.: Askö-Landesjugendtreffen 30.: Serenade im Dunklhof Juli 1980 8.: Serenade im Bummerlhaushof 11.-13.: 18. oö. Landes-Feuerwehrleistungsbewerb 25.-27.: Abschluß der Bundesunter nehmung der Pfadfinder Österreichs ,,Austria Caex Trial 1980" für Jugendli che von 14 bis 17 Jahren im Stadtbad, im Berufsschulzentrum und in der Sport halle August 1980 3.: Ziel tag ÖTB-Jahnwanderung nach Steyr 15.-17.: 6. Internationales Motorfahrer treffen (Kat. D) für Automobile und Mo torräder 16.: Geschicklichkeitsturnier für Auto mobile und Motorräder 22.: Kammerkonzert,,Franz Schubert in Steyr" im Stadtsaal 23.: Vorführung der Polizei- und Zoll diensthunde sowie der Deutschen Schä fer 30.: Heimatabend des österr. Siedler verbandes, Bezirksorganisation Steyr, mit anschließendem Tanz im Casino 30.: Sternfahrt des Postsportvereines nach Steyr (für Postbedienstete aus allen Bundesländern) 31.: Internationales Siedlertreffen mit Blumenkorso von der Rennbahn zum Stadtplatz September 1980 Schauturnen mit sowjetischen Spitzen turnerinnen und -turnern 6./7.: 9. Internationales Moto-Cross um den Preis der Stadt Steyr für Solo- und Beiwagenmaschinen 6./7.: österr. Esperantistentreffen im Schwechater Hof 13./14.: ,,Die Jagd im Räume Steyr" (Streckenlegung vor der Stadtpfarrkir che, Hubertusmesse in der Stadtpfarr kirche, ,,Grüner Abend" im Stadtsaal, Schaublasen der Jagdhornbläsergruppen im Schloßpark, Jagd- und Fischereiausstellung im Heimathaus) 14.: 2. Bergrennen Kürnberg des RC ARBÖ, Ortsgruppe Steyr 17.-28.: Ausstellung Ilona von Ronay im Ausstellungsraum der Volkskreditbank 18.-21.: Landes-Blumenschau der Be rufsgärtner Oberösterreichs im Domini kanersaal 21.: Internationaler Autoslalom 27.: 100. Stiftungsfest der Schlaraffia Styria im Casino Steyr 27. 9.-4.10.: Ausstellung zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Steyr in der Arbeiterkammer Steyr, Jugendtrakt Oktober 1980 1.^.: 15. österr. Archivtag 3.-6.: Besuch einer Delegation aus der Schwesterstadt Kettering, Ohio, mit Festabend am 3. Oktober im Stadtsaal 4. Konzert des Grenzlandchores Ar noldstein im Stadttheater/Großes Haus 5.: Heimatdichterehrung am Stadtfried hof und Heimatnachmittag des Oö. Stelzhamerbundes im Stadtsaal 6.-26.: Fotoausstellung des TV,,Die Na turfreunde" Steyr im Stadtsaal 9.-12.: Jubiläums-Gewerbeausstellung der Ausstellungsgemeinschaft Steyr am Ausstellungsgelände Tabor 12.: 50-Jahr-Feier des Rotary-Clubs Steyr im Stadttheater/Kleines Haus 15.-26.: Ausstellung Collegium Hungalicum im Ausstellungsraum der Volks kreditbank Steyr 17.: Kirchenkonzert in der Evangeli schen Kirche Steyr 18.: Konzert des MGV.,,Sängerlust" im Stadttheater/Großes Haus 18.: Volkstanzfest im Mehrzwecksaal Münichholz 19.: Briefmarken- und Münzengroßtauschtag mit Sonderpostamt und Son derstempel im Schwechater Hof 25.: Angelobung der Jungmänner des Landwehrstammregimentes 41 mit Großem Zapfenstreich und vorgestaffel ter Waffen- und Geräteschau am Stadt platz 25.: Schlußveranstaltung der Internatio nalen Zielfahrt des ARBÖ und 1. MSC im Mehrzwecksaal Münichholz 25.: Schlußveranstaltung der Jubiläums zielfahrt ,,1000 Jahre Styraburg - 50 Jahre ÖÖAMTC" im Casino Steyr 26.: Festveranstaltung anläßlich des Ab schlusses des Jubiläumsjahres im Stadt theater/Großes Haus Programmänderungen vorbehalten! Auskünfte: Sekretariat Verein ,,1000 Jahre Steyr" Tel. 07252 /23981/431 Weitere Informationen: Kulturamt der Stadt Steyr Tel. 07252/23981 /432 Fremdenverkehrsverband Steyr Tel. 07252/23229 alle 4400 Steyr, Rathaus

Das Steyrtal — IMatur- und Kulturbild einer lieblichen Landschaft Carl Hans Watzinger Man nennt das Tal des Steyrflusses lieblich im Gegensatz zum Ennstal, das allgemein als herb angesehen wird. Ist es wirklich so? Es sind immer wieder die Menschen, die Landschaften gestalten, ebenso wie sie es sind, die heile und unheile Welten nach sich ziehen. Derlrugschluß, daß allein die Natur unsere Tätigkeiten lenke, hat begrenzten Spielraum. So gibt es überail liebliche und herbe Gegenden, ohne daß die Natur dazu ihren Segen gegeben hätte, wie zum Bei spiel da, wo Bergwerke und In ihrer Nähe Fabriken entstanden sind. Meist ist es auch so, daß das Liebiiche oder Herbe nur über wiegt. Das Steyrtai ist ein Nebental der Enns, wie Geografen es bezeichnen; auch das führt zum Lieblichen eines Landstriches. Neben täler sind vielfach geschlossener als Haupt täler, vor allem was den Verkehr auf ihren Wegen und Straßen anlangt. Das macht sie besonders für den Wanderer, der sie durch quert, auch stiller und daher freundlicher, in erster Linie für den Großstädter, der sonst mehr Lärm an sich heranlassen und erfah ren muß, als seinem Korpus und daher sei ner Bequemlichkeit und seinem Gemüt lieb ist. Manchmai, wie beim Steyrtai, trägt auch seine Ausdehnung in ein breiteres Land stück mit dazu bei, daß iandschaftliche Freundiichkeiten entstehen, die nicht nur das Auge, sondern auch das Gefühi auf nehmen kann. Gewisse Bauten, so Kirchen mit ihren eingeschiossenen Schätzen einer unsterblichen Kunst, zählen ebenfalls zu den Merkmalen lieblicherTäler, selbst wenn sie, etwa durch hohe Berge, eher herben Charakter haben. Aber das Wissen von der - um nur ein Beispiel aus dem Steyrtai zu erwähnen - großartigen Schutzmantel- und Rosenkranzmadonna in Frauenstein hellt In uns plötzlich ein langgezogenes Flußtal, so sehr es innerhalb der politischen Grenzen eines Landes bleibt, wie ein starkes Licht schier taghell auf. Es bedürfte also, so könnte man, wenn introvertiert an rein greif bare oder sichtbare Gegenstände herange gangen wird, mit Fug und Recht sagen, gar keiner Anstrahlung einer solchen Kirche bei Nachtbeginn, um auf künstlerische Raritä ten aufmerksam zu machen, denn sie haben ihr eigenes Licht, das man suchen gehen muß. Entdeckerfreuden warten überall, na türlich auch im Steyrtai. Der Steyrfluß entspringt im Toten-, genauer im Sengsengebirge, das mit dem Hohen Nock seinen bekannten und beliebtesten Berg hat, oder doch den bekanntesten für die Oberösterreicher, den sie bereits als Schüler bei Maiausflügen kennenlernen, der in der nunmehr tausendjährigen Stadt Steyr Heranwachsende vor anderen. Ver folgen wir einmal den Lauf dieses Steyrflus ses, dessen Wasser immer noch tiefgrün ist, eigentümlicherweise dort am stärksten, wo es gestaut ist für das Kraftwerk Klaus. Schon vor vielen Jahren ist es hier zu einem Stausee für ein Kraftwerk gekommen, der mit seinem Spiegel höher liegt als das Werk selbst, ein wundersames Wasserschauspiel nach wahren Canonbildungen der Ufer, die für Oberösterreich einmalig sind. Ein zu sätzliches Staunen erweckt die ins hohe Wasserwehr eingebaute Fischieiter mit den zur Laichzeit auf ihr sich hinausschnellen den Fischen, Forellen! Wenn dann zur Fischzeit noch die Angler in Booten ein Bild inmitten dieser seltsamen Landschaft in Mi niatur erstehen lassen, wie es Hermann Hesse in seinem Eheroman ,,Roßhalde" in geballtem dichterischem Wort gezeichnet hat, gewinnt dieses hervorstechende Stück des Steyrtales einiges an Unvergeßiichem hinzu. Längst bevor der Steyrfluß Klaus und Steyrdurchbruch, wie dieses frühe Kraftwerk heißt, erreicht, ist er an das Rund des Hinter und Vorderstodertales gelangt, an diesen Kessel, der Spitzmauer, Warscheneck, Bosruck und Großen Pyhrgas zu seinen Wächtern hat. Er durcheilt das Gebiet mit seinen alten Bauern- und Handwerkerhäu sern, die noch, besonders die letzten, ihre Namen von ihrem früheren Gewerbe herlei ten, Namen wie beispielsweise Schmied leithen. So hat aber auch der frühere Sen senschmiedehammer in Leonstein gehei ßen, dessen sogenanntes Herrenhaus mit Ziergarten noch an die hohe Wohn- und Lebenskuitur der Besitzer erinnert. Die Wäch ter des Hinter- und Vorderstoderraumes sind der Große und der Kieine Priel, die mit ihrer Höhe den eigentlichen natürlichen Wachtturm Oberösterreichs, den Traun stein, bedeutend überragen. DerTraunstein liegt allerdings so günstig in der Gegend, daß er von überallher zu sehen ist, und so kommt es, wie häufig bei den menschiichen Begriffsverwirrungen, daß ihm das Prädikat des Landeswächters zuerkannt wird, wäh rend ihn dazu in Wirkiichkeit nichts als seine Lage erhebt. Eigentlich begleiten die längste Zeit und Strecke nur höhere Berge den Steyrfluß. Im Schutz dieses Sengsengebirges nimmt es den Teichibach auf. Im Volksmund bloß Teichl genannt, weil sich der Volksmund stets mit der knappsten, wenn auch durch aus ausreichenden Bezeichnung begnügt. Der Steyrursprung im Talschluß von Hinterstoder Aufnahme: H. Pilz Der Klauser Stausee, neues Naturschauspiel Im Steyrtai Aufnahme: H. Pilz

Die Teich! entspringt am nahen Pyhrnpaß, wo Spitai am Pyhrn mit seiner früheren Stifts-, heute Pfarrkirche, und seinem Stifts gebäude liegt, einst Hospital für die Maro den der Kreuzfahrer nach dem Orient, und mit seinem in jüngster Zeit renovierten Le onhard-Kirchlein, aus einer spätgotischen Ober- und Unterkirche in genialen Verbin dung bestehend, zugleich die Friedhofskir che des Ortes, wie Andachtskirche über haupt. Vom seinerzeitigen Sensenschmiedeort Steyriing schwenkt der Steyrfluß im Bogen an Klaus mit seinem Schloß, seiner Burg ruine und seinem Bergkirchlein wie auch an dem bereits genannten Kraftwerk Steyrdurchbruch und dem hochgelegenen Frau enstein vorbei nach Mölln ab, gleichsam Grenze gegen die flachere Gegend des Kremstales, dessen Kremsfluß die gleiche Rolle wie die Steyr gegenüber der Traun übernommen hat: lieblicher als der Hauptfiuß zu sein, der auch das Salzkammergut durchfließt, das zwar immer als landschaft lich schön, ja wundervoll, aber niemals als lieblich bezeichnet werden kann. Eine Ana logie mithin, wie sie selten in einem ge schlossenen österreichischen Bundesland in so eindeutiger Weise auftritt, ein Grund umso mehr, sie bekanntzumachen. Die Auf forderung, eine Landschaft nicht nur anzu sehen, sondern sie zu schauen, was nicht dasselbe ist, um sie jeweils in ihrer Eigenart neben einer andern zu erkennen, wird ge rade in der Hast unserer Zeit zur Notwendig keit, damit sich der Mensch nicht etwa auf Oben: Die bekannte ,,Schutzmantelmadonna von Frauenstein", ein Hauptwerk der Spätgotik in Oberösterreich Aufnahme: E. Widder Links: Der Steyr-Durchbruch Aufnahme: H. Piiz Rechts: Das Steyrtai bei Mölln Luftaufnahme: H. Wöhrl V-Ti «V- T '■/ ' .•■i'' mm

den Gedanken festlegt, nur Städte seien Kulturträger. Das offene Land bleibt dies nach wie vor auch. Ein Oberösterreicher, den viele als Böhmerwäldier betrachten, Adalbert Stifter, der als Schul rat (Landesschulinspektor) soviel durch Oberösterreich hat reisen müssen, wußte das, man braucht nur seinen großen Erziehungsroman ,,Nachsommer" zu lesen. Mehr als hundert Jahre nach seinem Tod hat sich daran nichts geändert, sosehr sich da und dort das Land selbst verändert hat. Wesentlich ist die Ein stellung, die der einzelne zu diesen Dingen einnimmt. Die Natur bleibt stets dieselbe, die sie war. Da liegt Frauenstein auf der Höhe. Die schon genannte Schutzmantel- und Rosen kranzmadonna in der Kirche des Ortes auf der Kuppe ist geradezu Sinn- und Inbild der ganzen Gegend, ihre Seele. Darüber sei be richtet. Die Forschung hat hier vorzüglich gearbeitet, man weiß über ihre Entstehung hinlänglich Bescheid. Während des holländischen Feldzuges ka men Kaiser Maximilian I. und sein Intimus, Florian Waldauf aus Hall in Tirol, am Dreikö nigstag des Jahres 1489 in der Zuidersee durch immer wieder sich häufende Eisschol len rund um ihr kleines Boot in arge Gefahr. Der Kaiser gelobte in diesen Stunden, der Gottesmutter Maria ein Standbild zu vereh ren, wenn er mit dem Leben davonkomme, Ritter Waldauf überbot den Kaiser sogar durch das Gelübde, eine Kapelle mit einem Heiltumschatz (Statue) zu stiften und für sie einen Prediger zu bestellen, wenn er der tödlichen Bedrohung des Augenblicks ent rinne. Beide erreichten das Land. 1500 war die Kapeile im linken Seitenschiff der Haller Pfarrkirche vollendet, über ihren Altar wacht eine Madonna, man nennt sie die Waidauf-Muttergottes, als Heiltumschatz. Man hat sie als ein Werk von Michael Pacher, dem Schöpfer des Schnitzaltars von St. Wolfgang, oder doch aus seiner Werkstatt erkennen wollen, aber dann haben Kunsthi storiker gefunden, das könne nicht so sein. Michael Pacher selbst ist 1498 gestorben. Aber selbst hervorragende Kunstforscher haben sich bei der Zuerkennung eines Kunstwerkes an einem bestimmten Meister schon oft geirrt. In diesem Zusammenhang sei nur an den Kefermarkter Altar erinnert. Wen allen hat man als seinen Schnitzer auf Vt'- ■■ '■ . lif A.

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