Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 1, 1980

Oberösterreich aktuell Möglichkeiten der Revitalisierung von Burgen und Schlössern — in Oberösterreich realisiert Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Das Europäische Jahr des Denkmalschut zes 1975 hat mit seinem Schlagwort ,,Elne Zukunft für die Vergangenheit" mehrere Dinge In Bewegung gesetzt. Unter anderem wurde die Denkmalpflege aus einem elitä ren wissenschaftlichen Bereich In den Interessenskrels der Gesellschaft zurückge führt. Gleichzeitig kam es auch aus ver schiedensten Gründen zu einem Umdenken bei bisher vorherrschenden sozloökonomlschen Faktoren, die die meisten Baupro gramme zumindest quantitativ bestimmten. Sie wurden zwar nicht In Frage, aber wenig stens zur Diskussion gestellt. Die Existenz des rein funktionalen Denkens, der Aspekt der Nutzungsrelevanz, die auswechselbare, neutrale, typisierte Architektur verlangte In erster Linie reinen Verstand ohne sinnliches Engagement. Die Gegenbewegung war ein erwachter und durch das Denkmalschutz jahr angefachter HIstorIzlsmus auf breite ster Basis, aufbauend auf einer neoromanti schen nostalgischen Welle In vielen Le bensbereichen. Farbigkeit, Dekor, Sinnlich keit, Rhythmus versuchten Nüchternheit und Sterilität zu verdrängen. Auch die Denkmalpflege selbst blieb nicht unberührt von diesem Spannungsfeld - allerdings In einer anderen, spezifischeren Art. Der Historismus des 19. Jahrhunderts war geprägt von einem puristischen KunstIdeal In Richtung einer zum Teil falschen Stilursprüngllchkelt, denken wir an das Wir ken Adalbert Stifters In Oberösterreich. Barockaltäre mußten welchen, wenn die Einheit des gotischen Kirchenraumes es er forderte, andererseits wurden gotische Gewölbedekorationen und Archltekturbemalungen beseitigt, wenn sie nicht In die Vorstellungen paßten. Es folgte, gleichsam als Gegenbewegung, die wertungsfreie Ob jektivität der wissenschaftlichen Denkmal pflege. Das Grundprinzip war jenes des Konservlerens; nichts hinzutun - nichts weg nehmen. In Ihm lag jedoch die Gefahr des Verlustes an gesellschaftlicher Resonanz. Der gesellschaftliche Stellenwert ging, be dingt auch durch andere Ursachen, verlo ren. Hier setzte nun das Europäische Jahr des Denkmalschutzes ein, nicht ohne ge wisse Gefahren heraufzubeschwören. Die Denkmalpflege erlag, wie Dr. Wilfried Lipp (Bundesdenkmalamt Linz) sich unlängst biel einem Vortrag ausgedrückt hat, ,,den Ver lockungen der Macht. Denkmalschutz und Denkmalpflege wurden selbst zum Stablllslerungsmoment des Gegenwärtigen - an die Gesinnung des Historismus anknüp fend". Als Kulturreferent der oö. Landesregierung war Ich Immer bestrebt, dieses Instrument der Kulturpolitik In den Händen der Denk malpfleger zu belassen, um deren kritische Distanz zum Gegebenen In die Entscheldungsprozesses miteinfließen zu lassen. Vielleicht gerade aus dieser Zusammenar beit zwischen Landes- und Bundesverwal tung, Beamten und Fachleuten konnten In Oberösterreich Projekte verwirklicht wer den, die sicherlich beispielgebend daste hen. Dem Hauptanliegen des Jahres 1975 entsprechend, bemühten wir uns gemein sam um Fragen der Revitalisierung, der Wiederbelebung von gefährdeten oder be reits aufgegebenen Objekten. Diese Wie derbelebung konnte selbstverständlich nicht Im ursprünglichen Sinn, zuviel hat sich In unserem Jahrhundert verändert, ange strebt werden. Und dennoch, so glaube Ich, war sie nicht geprägt von Scheinbedürfnis sen oder aktuellen Motivationen, deren In halte sich allzu rasch wandeln. An den Bei spielen der Schlösser Lamberg/Steyr, Egererschlößl/Weyer an der Enns, Scharnsteln, Rarz/Grlesklrchen sollen einige realisierte und realisierbare Möglichkelten aufgezeigt werden. Schloß Lemberg Die Kultur, die unseren Kontinent vom spä ten 8. Jahrhundert bis zum Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. geprägt und der der Markt Hallstatt den Namen gegeben hat, wird von April bis Oktober 1980, wie Ich zu versichtlich hoffe. Tausende Gäste aus dem In- und Ausland In das Schloß Lamberg füh ren. Neben der eindrucksvollen Ausstellung des Landes Oberösterreich über die Hall stattkultur wird der Besucher aber auch mit einem Baudokument österreichischer Ge schichte konfrontiert, mit einem Bauwerk, das Im Zusammenhang mit der Ausstellung gemeinsam von Bund und Land mit rund 30 Millionen Schilling restauriert werden konn te. Diese für die Denkmalpflege aufgewen deten beträchtlichen Summen würde allein die - während der Ausstellungszelt aller dings nicht zugängliche - barocke Fürsten-

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