Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 1, 1980

Wenn von der Vision dieser Landschaft die Rede ist, muß das Kapitel Dachstein wenig stens kurz angeschnitten werden. Denn Hallstatt und der Dachstein, das läßt sich nicht trennen. Obwohl heute die meisten Menschen, die auf den Gipfel des Dreitau senders wollen, nicht mehr den mühsamen Weg von Hallstatt über Wiesberghaus, Simonyhütte und Hallstätter Gletscher wäh len, sondern sich vom Süden her mit der Seilbahn in die Regionen des ewigen Eises bringen lassen. Für die Hallstätter ist der Dachstein nicht nur der Berg, der in ihrem Gemeindegebiet liegt. Es ist der Berg, der die ersten Touristen nach Hallstatt brachte. Von Hallstatt aus wurde der Dachstein erschlossen. Seit Ge nerationen sind die Hallstätter mit dem Dachstein schicksalhaft verbunden. Fast in jeder Hallstätter Familie gibt es einen Berg führer, einen Bergrettungsmann oder zu mindest einen Bergsteiger. Und in den Wirtshäusern werden nicht die Fernsehkri mis vom Vorabend diskutiert, sondern nach wie vor die Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Dachstein. Viele dieser Männer haben zehn-, zwanzig-, ja sogar fünfzigmal ihr Le ben eingesetzt, um anderen das Leben zu retten. Wer die Einsamkeit sucht, kann sie in der Unendlichkeit des Dachsteinmassivs noch immer finden, trotz Erschließung durch die Seilbahnen. Ob man mit Steigeisen und Pikkel auf den Dachstein will oder ob man ihn durch das Fenster eines Bergrestaurants betrachtet, der Dachstein bleibt auch in un serem Jahrhundert das, was er für die ersten Dachstein-Pioniere war: Das stolzeste Schaustück der Nördlichen Kalkalpen. Vom stolzesten Schaustück zurück zum ,,schönsten Seeort derWelt", wie Alexander von Humboldt, der gern zitierte Weltrei sende des 18. und 19. Jahrhunderts, Hall statt rundweg genannt hat. Hallstatt verzich tet darauf, mit diesen historischen Superla tiven zu werben. Weil es auch in der Zeit der Superlative das bleiben will, was es seit Jahrtausenden ist: ein einfacher Berg mannsort. Gerade die Ursprüngiichkeit, von den Hallstättern gegen alle Modeströmun gen verteidigt, hebt den Wert des Salinen marktes auch als Fremdenverkehrsort. Der kostbarste Schatz von Hallstatt Ist ne ben dem Salz seine Schönheit, die Balance zwischen der Herbheit des Hochgebirges und der Lieblichkeit des Sees. Vom See her muß man den Ort auch be trachten, wenn man seinen Charme voll ge nießen will. Jeder kennt das Bild der auf dem schmalen Streifen zwischen Berg und See klebenden Häuser, das immer wieder be staunt und bewundert, gemalt, gezeichnet, fotografiert und gefilmt wird - und das trotz dem nichts von seiner Faszination einge büßt hat. In kaum einem Landschaftskalen der fehlt Hallstatt, auf den Titelseiten vieler U-ST' «rtM Oben: Aufgang zur katholischen Pfarrkirche mit ihrem mächtigen spätromanischen Turm, den eine barocke Turmhaube bekrönt. Für das Hallstätter Ortsbild ist typisch die Dach landschaft, vielfach noch mit dem heimischen Holzschindeldach. Foto: Klaus Schenner Ii M ll-E-i, £ £ u jr T r ibt tm !# ■' - Links: Der reizvolle Marktplatz mit barocker Dreifaltigkeitssäule, 1744. Jeder Besucher genießt dankbar dieses stimmungsvolle Bild. Foto: Maximilian Singer

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