Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 1, 1980

Erinnerungen an Dr. Friedrich Morton Otto Wutzel Als ich Friedrich Morton kennenlernte, stand er bereits im Abend seines Lebens. Halistatt war endgültig sein ständiger Wohnsitz ge worden. Die gemeinsamen Arbeitsgebiete von Denkmalpflege und Museaiwesen hat ten uns zusammengeführt. Es ergab sich rasch ein Gleichklang der Interessen und Auffassungen. Oft konnten wir auch eine Übereinstimmung in den Temperamenten feststellen. Die Aufnahme in seinem gemüt lichen Heim, einem typisch Ait-Halistätter Haus am Hohen Weg, der seit 1955 ,,Dr.- Friedrich-Morton-Weg" heißt, war stets eine freundliche, obwohl ich oft vor seiner Bär beißigkeit gewarnt worden war. Ich erlebte ihn jedoch stets als bedachten, in Vertretung seiner Sache allerdings leidenschaftlichen Gesprächspartner. ,,Seine" Sache hieß Hallstatt in der Ge samtheit seiner Geschichte, seines Ortsbiides und seiner Landschaft. Schon 1919 veröffentlichte Friedrich Morton im Schulbücherverlag Wien ,.Wanderungen im Salzkammergut", ein Buch, in dem in er zählender Form ,,Ein kleines Bergstädtchen im Salzkammergut" - ,,Höhlenfahrten in Nacht und Eis" und ,,Auf Firn und ewigem Eis" beschrieben werden. Hier finden wir auch die erste Liebeserklärung an sein ,,Bergstädtchen" Hallstatt (in früheren Zei ten finden wir tatsächlich oft die Ortsbe zeichnung ,,Hallstadt"): ,,Da liegt dieser ge heimnisvolle, reizumwobene Ort, den all jährlich Tausende in blinder Hast durchflu ten und doch so ungemein wenig von seinen reichen Schätzen für sich zu heben wissen. In langer Reihe ziehen seine schmucken, in strengem Stile gebauten Häuser zwischen Bergeshang und Seeböschung dahin, stolz vom hohen Kirchturme überragt. In unheim licher Schwärze liegt als finstrer Wächter der See davor, jetzt in spiegelnder, glitzern der Glätte, gar oft aber ungebärdig in schäumenden Wellen tosend und bran dend. Schwer und düster ist der Eindruck und noch herber wird das Bild, wenn man den Salzberg, den Plassenstock und Saar stein und die andren schneegekrönten Ber gesriesen sieht, die in finstrer Wacht auf diesen doch so schönen Erdenwinkei her absehen. Hart und streng ist hier das Leben, der modrige Schacht im Saizberg, die giutdünstende Sudpfanne, der steile Berghang, sie geben dem Berg- und Sudmann, dem Hoizknecht und Jäger hartes, doch wohischmeckendes Brot und hart und ernst, doch wieder freundlich ist der Schlag, der diesen Markt bewohnt." Es ist unmöglich, das Lebenswerk dieses Mannes in einer schmalen Abhandlung auch nur zu skizzieren. Sein Werkverzeich nis umfaßt 34 selbständige Veröffentiichungen sowie 650 Aufsätze und Abhandlungen, davon sind z. B. allein 61 Friedrich Simony gewidmet, den Friedrich Morton stets als sein großes Vorbild verehrte. Sinn dieser Zeiien kann es iediglich sein, seinen Namen in einer Publikation, die dem Thema ,,Halistatt und die Halistattzeit" ge widmet ist, in Erinnerung zu rufen und vor allem zu betonen, wieviel Hallstatt diesem Forscher, Museoiogen und Denkmalpfleger zu verdanken hat. Die beiden Halistätter Museen wären ohne seine Lebensarbeit nicht denkbar. Das Hailstätter Ortsbild hätte in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als die Denkmalpfiege noch sehr im Schatten fortschrittsgläubiger Tendenzen stehen mußte, ohne seine mannhafte, oft aggres sive Haltung schwere Einbußen eriitten. Die Halistätter Umfahrung mit Tunnei besaß in

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