Weltberühmt ist die Seeansicht von Hailstatt. Sie gehört zu den klassischen europäischen Fremdenverkehrsprospekten. Besonders wir kungsvoll Ist dieses Naturblld während der Seeprozessionen an den Fronleichnamstagen - heuer am Donnerstag, den 5. Juni 1980. Foto: Maximilian Singer -j: 1^' I ■I- ' Zf" ' iSW^WhlÜU jÄ» _ <» I, »•»: anläßlich des Erscheinens meines Buches „Hallstatt - Geschichte und Gegenwart" (Oberösterreichischer Landesverlag) über Hallstatt Rede und Antwort zu stehen hatte, meldete sich auch ein Hörer mit dieser Fra ge: ,,Stimmt es, daß Haiistatt der Ort ist, in dem es keine Sonne gibt?" Der freundiiche Herr weilte mich vermutlich ein bißchen in Veriegenheit bringen, was ich ihm keinesvvegs übelnahm. Im Gegenteil. Die Frage bot den willkommenen Anlaß, ei nem offenbar unausrottbaren Vorurteil ent gegenzutreten. Zuerst einmal: Wo Berge sind, gibt es auch Schatten. Deswegen möchte ich, auch wenn ich es könnte, nicht auf einen einzigen der Berge verzichten, die Hallstatt so unver gleichlich schön umrahmen. Außerdem stimmt es nicht, daß Hailstatt keine Sonne erreicht, wie jeder weiß, der einmal in Hall statt war. Sie erscheint an Sommertagen pünktlich zum Angelusläuten um sechs Uhr früh über dem deswegen so genannten Sechserkogel und bestrahlt den Markt mit volier Kraft bis zum Nachmittag. Im Ortsteil Lahn und im Echerntai kann nach Herzens lust auch Abendsonne genossen werden. Im Winter alierdings, wo Marktplatz, Kirchen und die Häuser auf dem Berghang von der Sonne niemals ganz verlassen werden, müssen die Bewohner in der Lahn den Preis für die Bevorzugung an Sommerabenden zahlen. Ein Hailstätter, dem das ewige Geraunze vom angeblich sonnenarmen Haiistatt auf die Nerven ging, hat einmal ausgerechnet, wie Haiistatt im Vergleich mit anderen Salzkammergutorten dasteht mit der Sonne. Zu seinem eigenen Erstaunen mußte er fest stellen, daß Hallstatt mehr Sonnentage auf zuweisen hat - na sagen wir, um keinen uniauteren Wettbewerb mit anderen Fremden verkehrsorten heraufzubeschwören, ais anderswo im Salzkammergut. Einfach aus dem Grund, weil es in Hallstatt keinen Nebel gibt. Ein Besucher von Haiistatt hat übrigens beim Blick auf den Hailstätter See und die umliegenden Berge sogar das Wort „son nenheil" gebraucht. Ich kann Ihnen gerne verraten, wie dieser Hailstatt-Werbetexter geheißen hat. Es war ein gewisser Adaibert Stifter. Adalbert Stifter hat in den ,,Feldblumen" seine Hailstätter Eindrücke festgehalten, bei einem seiner Aufenthaite im Salinen markt hat er während eines Spaziergangs mit Friedrich Simony die Anregung für eine der schönsten Erzählungen der Weltliteratur erhalten, die in Hallstatt und in der Höhlen welt des Dachsteins spieit: die Kinderge schichte ,,BergkristaH". Die Dachsteinland schaft hat Stifter ais Dichter und Maler fas ziniert und auch in den Wirtsstuben von Hailstatt hat er die Menschen beobachtet. Hier erzählen sie ,,ihre Wagnisse und ihre wunderbaren Erfahrungen", heißt es über die Beziehungen der Dorfbewohner zu ih rem Berg, in denen unschwer die Hailstätter und ihr Dachstein zu erkennen sind.
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