Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 1, 1980

Landeskunde Hallstatts zweite Ausgrabung Die Erforschung einer Pioniertat der österreichischen Archäologie „Ferner muß ich Ihnen über den großen und sehr reichen keltischen Begräbnispiatz bei Halistadt berichten. Die Sache ist für die Geschichte von höchstem Werths, und würde anderswo Aufsehen machen, wäh rend wir sie so gehen iassen." Diese Worte schrieb Adaibert Stifter am 16. Aprii 1855 an den Redakteur Gustav Kolb. Er war nicht der einzige prominente Besucher in dem zwi schen steiien Felswänden gelegenen Hoch tal des Salzbergs (Abb. 1): der junge Kaiser Franz Joseph und seine schöne Frau Eli sabeth, Großherzöge und Prinzen, Künstler und Literaten nützten ihren Aufenthalt im maierischen Saizkammergut gerne zu ei nem Besuch des Salzbergs und wohnten der schaurig-schönen Freilegung uralter heidnischer Gräber mit reichen Waffen-, Schmuck- und Gefäßbeigaben bei. Sieb zehn Sommer iang schaufelten die Bergieute unter der Anieitung und Aufsicht von Stefan Nebehay Bergmeister Johann Georg Ramsauer (Abb. 2) ein Grab nach dem anderen frei. Beson ders interessante Bestattungen blieben, durch eine verschließbare Holzverschaiung geschützt, eine Zeitiang in der Erde; so konnte man den schauiustigen Besuchern immer etwas zeigen. Während der langen, schneereichen Winter schrieb Ramsauer ausführliche Berichte über jedes Grab, sorgtefürdie Restaurierung der Fundstücke und ließ aiie interessanten Grabsituationen und Gegenstände durch Aquarelle doku mentieren. In Abständen von ein bis drei Jahren sandte er dann die Funde - fortlau fend numeriert - und seine illustrierten Gra bungsberichte an das k. k. Münz und Antiken-Cabinet nach Wien, das später im Kunsthistorischen Museum aufging. Wie war es zu dieser Ausgrabung gekom men? Schon das Kunstkammerinventar Kaiser Rudolfs II., datiert 1607/1611, erwähnt Funde aus Halistatt, allem Anschein nach vom urzeitiichen Gräberfeld auf dem Salz berg. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ent deckte man beim Rudolfsturm menschliche Gebeine, Waffen und Trachtbestandteiie und hielt sie für römisch oder mittelaiterlich. Ramsauers Vorgänger in der technischen Leitung des Bergbaubetriebes, Bergmeister Karl Poilhammer, stellte dann zwischen 1824 und 1831 schon eine regelrechte Gra bung auf seinem eigenen kiei-nen Acker am Saizberg an; dabei fand er allerdings nur Reste zerstörter Bestattungen, die er noch nicht befriedigend deuten konnte. Im November des Jahres 1846 stieß man beim Anlegen einer Schottergrube wie derum auf menschliche Schädeiteiie und ei nen Bronzering. Ramsauer gab sich nun nach seinen eigenen Worten „damit nicht zufrieden bloß das Metall zu finden, sondern Abb. 1: Der Hallstätter Salzberg mit dem Grä berfeld der älteren Eisenzeit (Hailstattzeit, etwa 800 bis 450 v. Chr.). Foto: Prähistorische Abteilung im Naturhistori schen Museum Wien mm

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