Profil eines der Grabungsstoiien im Kiibwerk. das hohe Alter der Nordgruppe, die noch vor die Zelt des berühmten Gräberfeldes - in die ausgehende Bronzezeit - zu datieren ist. Die Westgruppe Ist hingegen erheblich jün ger und war gegen Ende der jüngeren Ei senzeit in Betrieb." Für die Interpretation der Grabungsbefunde war es notwendig, sich ganz konkrete Vor stellungen vom Betrieb eines prähistori schen Bergwerkes zu machen. Alle bisheri gen Befunde wurden deshalb gesammelt und neu überdacht. Die Ergebnisse sind noch nicht in allen Teilen abgesichert, viele Einzelheiten sind noch zu überprüfen und die Resultate weiterer Grabungen abzuwar ten. Trotzdem soll versucht werden, ein mögliches und wahrscheinliches Bild zu skizzieren. Es würde allerdings hier zu weit führen, die Begründungen im einzelnen dar zulegen. Etwa um 1000 v. Chr. kommen Prospekto ren der Kupferminen am Mitterberg nach Hallstatt - oder es werden Fachleute von dort herangezogen -, um das Salz berg männisch zu gewinnen. Wie sie es seit Jahrhunderten gewöhnt sind, legen sie steile Schrägschächte an, die bei geringer Höhe sehr breit und tief vorgetrieben wer den. Diese Vorgangsweise ist bei einer Ganglagerstätte wie dem Mitterberg ange bracht, beim Salz jedoch nicht notwendig. Alles hereingewonnene Material wird geför dert, Förderieistung ist daher gleich Vor triebsleistung. Um 800 V. Chr. wird dieses Bergwerk, das in den Fundstellen der Nord gruppe faßbar ist, stillgelegt und erleidet das zu erwartende Schicksal: es füllt sich mit Wasser und versandet allmählich. Als Ursa che für die Stilllegung sind mehrere Gründe denkbar, etwa eine Absatzkrise, Störungen der Handelswege durch kriegerische Ereig nisse oder politische Umschichtungen. Noch im 8. Jahrhundert v. Chr. wird jedoch neuerlich begonnen, in Hallstatt Salz zu produzieren. Jetzt wird eine völlig neue Technik angewendet. Die Lagerstätte wird zwar noch immer mit steilen Schrägschäch ten aufgesucht, der eigentliche Abbau er folgt jedoch nun in waagrechten Stollen, wobei vornehmlich die Firste angegriffen wird und das Hauklein liegenbleibt, um eine bequeme Arbeitshöhe beibehalten zu kön nen. Gefördert werden nur größere längli che Brocken, die in einer bestimmten, fest genormten Arbeitsweise erzeugt werden^. Mitte des 4. Jahrhundert v. Chr. ereignet sich ein schweres Grubenunglück, das den Betrieb fast ganz zum Erliegen bringt. An alien erreichbaren Fundstellen der Ostgruppe ist das Heidengebirge von obertägigem Mu renmaterial überlagert, untrüglichem Anzei chen eines schweren Tagwassereinbru ches, der wahrscheinlich durch einen aus gedehnten Erdrutsch verursacht wird. Die ser Erdrutsch hat das ganze Hochtal verän dert und ihm seine heutige Gestalt gegeben. Nur das Gräberfeld blieb durch seine Lage hoch über der Talsohle weitgehend ver schont. Nachdem die Überlebenden erfolglos ver sucht hatten, den Bergbau an der gleichen Stelle wieder aufzunehmen, wird die Sied lung auf die Dammwiese am Südfuß des Blassen verlegt und von dort aus ein neues Bergwerk angelegt, das in den Fundstellen der Westgruppe greifbar ist. Leider sind diese Aufschlüsse aus den Jahrhunderten um Christi Geburt kaum untersucht und heute der Forschung endgültig entzogen, weil diese Teile des historischen Bergwer kes längst stillgelegt sind und der Zugang zu den Fundpunkten nicht mehr möglich ist. Anmerkungen 1 F. E. Barth: Die Erforschung des prähistori schen Saizbergwerkes in Haiistatt. Oberöster reich 22/2, 1972/73, 16 ff. 2 W. Angeii: Haiistatt und Byci skäia. Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 73, 1969, 26 ff. 3 K. Kromer: Bericht über neuere Untersuchun gen im Salzberg zu Haiistatt. Mitteilungen der An thropologischen Gesellschaft in Wien 90, 1960, 33 ff. 4 Derselbe: Arbeiten im Kilbwerk zu Hallstatt. Österreich in Geschichte und Literatur 10/5, 1966, 231 ff. 5 O. Schauberger: Ein Rekonstruktionsversuch der prähistorischen Grubenbaue im Haiistätter Saizberg. Prähistorische Forschungen 5, 1960. 6 F. E. Barth, H. Felber u. O. Schauberger: Ra diokohlenstoffdatierung der prähistorischen Baue in den Salzbergwerken Haiistatt und Dürrnberg-Haliein. Mitteilungen der Anthropologi schen Gesellschaft in Wien 105, 1975, 45ff. 7 F. Morton: Zur Frage der Grubenarbeit im Haiistätter Salzbergbau. Archaeologia Austriaca 2, 1949, 68ff.
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