Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

ben müsse, gilt nicht. Jede neue Sicht und jede neue Darstellung können und dürfen nur auf den zeitgenössischen Quellen beruhen, interessant und wesentlich ist nicht,zu erfahren, was ein Hi storiker über die Vergangenheit denkt, sondern zu erkennen, wie es tatsächlich und wahrhaftig gewesen ist. Sturmberger hat sein Geschichtsbild ausschließ lich aus Urkunden, Akten, Briefen, Memoiren, da und dort vielleicht aus dinglichen Quellen ge formt. Er hat unzählige Mosaiksteine zusammen getragen,ehe er zur Darstellung schritt. Viele Hi storiker bleiben bei dieser Methodik dann aller dings in den Archivaiien stecken. Entschließen sie sich zu einer Darstellung, verlieren sie sich im Detail. Dies hat dazu geführt, daß heutzutage in einem übertriebenen Spezialistentum eine Uni versalität nicht mehr möglich erscheint. Sturm berger ist dieser Versuchung nie unterlegen. Er ist auch ein stilistisch blendender, universaler Geschichtsschreiber geworden. Als Beispiel möchte ich seine Abhandlung ,,Kaiser Maximi lian i." anführen. Diese biographische Studie liest sich wie das Werk eines Dichters. Sprachbe gabung kann man zwar nicht erlernen. Sie muß angeboren sein. Sie kann jedoch geübt und ge pflegt werden. Nicht umsonst beruft sich Dr. Sturmberger immer wieder auf Leopold von Ranke, für den Geschichtsschreibung eine Kunstgattung war. Sturmbergers wichtigster Hochschullehrer, Heinrich Ritter von Srbik, war ein ähnlicher Geiehrtentyp. Ais weiteres Merkmal wäre das Streben nach geistesgeschichtiicher Durchdringung der histori schen Vorgänge anzuführen. Die Grundlagen hiefür wurden sicherlich schon in den Kremsmünsterer Gymnasiaijahren gelegt. Seinem Krems münster widmete er auch eine iiebevoiie Skizze ,,Zum 1200-Jahr-Jubiläum von Kremsmünster". Der junge und später der reife Historiker entwikkelte dieses Erkenntnisstreben immer stärker. Daraus sind auch die vielfachen Untertitel seiner Bücher und Aufsätze zu verstehen, so etwa die umfangreiche Studie „Zwischen Barock und Ro mantik.Skizzen zur Geschichte der Aufklärung in Qberösterreich." Mit diesen Hinweisen sind wohl einige wesentli che Charakteristika im Schaffen von Landesarchivdirektor i. R. Dr. Hans Sturmberger heraus gestellt. Neben seinen Büchern, die Bestand ha ben, erscheint der vorliegende Sammelband von großer Wichtigkeit. Er kann als Summe des Le benswerkes eines bedeutenden Historikers ge wertet werden. Er sollte in keiner landeskundli chen Bücherei und Privatbibliothek fehlen. Hans Sturmberger:Land ob derEnns und Oster reich. Aufsätze und Vorträge.-Linz: Oberöster reichisches Landesarchiv 1979, 565 Seiten, Ganzleinenband, Großoktav, Ladenpreis S 450.-(Ergänzungsband zu den Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 3). Ein neuer OLV-Reiseführer Der Qberösterreichische Landesverlag setzt seine Serie von heimischen Reisehandbüchern mit Erfolg fort. Er wählt Autoren und Themen mit Bedacht. Nach dem Bergsteiger- und Wander buch von Hannes Loderbauer ,,76 Salzkammer gut-Seen",das in kürzester Zeit große Beliebtheit gewonnen hat, wird diesmal ein handlicher ,,Saizkammergut-Führer" vorgelegt, also eine längst fällige touristische Gesamtdarstellung des Saizkammergutes, die den langjährigen Kurdi rektor von Bad Goisern, Karl Pilz, zum Autor hat. Karl Pilz besitzt die Praxis des Fremdenverkehrsfachmannes, aber auch des erprobten Journali sten. Rührend seine bescheidene Vorrede:,,Die ses Buch - es ist mein erstes und wird wahr scheinlich auch mein letztes sein -schrieb ich in meinem siebzigsten Jahr." Die Erfahrung eines langen Lebens ist bei Benützung und Lektüre die ses Reiseführers auf jeder Seite zu spüren, in übersichtlicher Gliederung werden die Orte und Landschaften des gesamten Saizkammergutes, also des 72prozentigen oberösterreichischen, des ISprozentigen steirischen und des 12prozentigen salzburgischen Anteiles, dargestellt. Überjeden Qrt informierteine Zusammenstellung der wichtigsten fremdenverkehrstechnischen Angaben {Kursivdruck). Darauf folgt eine histori sche Beschreibung. Den Abschluß bilden jeweils die Kapitel ,,Sehenswert" und ,,Spaziergänge, Wanderungen und Hochtouren". Die Gliederung erfährt ortsgebundene Abwandlungen (wo z. B. keine Möglichkeit zu Hochtouren gegeben ist, kann auch darüber nicht geschrieben werden). Besonders gelungen erscheint mir die Übersicht lichkeit. Anzuerkennen sind die solide Sach kenntnis und Gewissenhaftigkeit, mit denen der Autor Informationen und Beschreibungen verfaßt hat. Es ist anzunehmen, daß er bei Bearbeitung dieses Buches das Salzkammergut genau und persönlich noch einmal durchwandert hat. So ist ein Reiseführer entstanden,den ein Praktiker für die Praxis des Fremdenverkehrs geschrieben hat. in jeder Zeile ist aber auch die Liebe des Saizkammergütiers zu seiner Heimat zu spüren. Eine gute Biidausstattung wirkt werbend für den Besuch des Saizkammergutes, das Karl Pilz als ein ,,zehntes ,heimliches' Bundesland" bezeich net. Kari Piiz: Salzkammergut-Führer. Ein Reisebe gleiter für Gäste und Einheimische. - Linz: OLV-Buchverlag 1979,404 Selten Text,8 Farbund 36 Schwarzweißbilder, 1 Faitkarte, Format 12x17cm,farbiges Titelbiid, Efalin, Ladenpreis S 178.-. Ein neuer Bildband über Oberösterreich Der bekannte Farbfotograf Robert Löbi und der ebenfalls erfahrene Schriftsteiler Franz Brau mann haben sich zusammengetan, um das Bun desland Oberösterreich in Bild und Wort vorzu stellen. Robert Löbl schuf durchwegs hervorra gende Farbaufnahmen,die unsere Heimatins al lerbeste Licht rücken. Sie besitzen künstleri schen Rang und vermittein stimmungsvolle Im pressionen. Franz Braumann schrieb selbst ei nigegute Texte:,,Land im Atem der Zeit",,,Heite res um Anton Bruckner", ,,Franz Steizhamer", ,,Johannes Kepier und Qberösterreich", ,,Land am Inn",,,Heimat großer Söhne",,,Der FiügeialtarvonSt. Woifgang". Aus vorhandener Literatur wählte er Texte von Franz Berger, Richard Biliinger, Arthur Fischer-Colbrie, Alfred Hoffmann, Eduard Kriechbaum, Alfred Kubin, Franz Lipp. Rudolf Walter Litschei, Kari Benno von Mechow, Theodor F. Meyseis, Friedrich Merten, Alfred Peschek, Adalbert Stifter, Kari August Stöger, Ru dolf Zinnhobier, ja sogar von Alt-Landeshaupt mann Dr. Heinrich Gieißner aus. Hier hat Kritik einzusetzen. Es erscheint fraglich, ob eine so willkürliche Zusammenstellung von Texten, die jeweils für besondere Zwecke verfaßt worden sind, sinnvoll erscheint. Auf jeden Fall hätten sie zum Teil auf ihre zeitgemäße Richtigkeit über prüft werden müssen. So ist z. B. die Linzer Kunstschule seit längerem eine Kunstakademie und wird diesen ,,Rang" nicht erst in ,,Kürze" er reichen. Für internationalen Gebrauch nützlich sind die dreisprachigen Bildbeschriftungen (deutsch - englisch - französisch) und auch die mehrspra chige Einführung. Robert Löbl- Franz Braumann: Oberösterreich In Farben - In colour- en couleurs. Mit mehr sprachiger Einführung und mehrsprachigen Bilderläuterungen. - innsbruck-Wlen-München: Tyrolla-Verl. und Linz: Oberösterreichi scher Landesverlag 1979. Südtirol - Eine Elegie So betitelt Kristian Sotriffer, ein gebürtiger Südti roler, seine jüngste Buchveröffentlichung. Der Verfasser ist auch in Qberösterreich (Oberöster reichischer Landesverlag)als Autor und Heraus geber von Kunstbüchern und Landschaftsbü chern bekannt geworden. Sein neuestes Werk überSüdtiroi ist allerdings wederein Kunstführer, noch ein Landschaftsbuch üblicher und heute gewohnter Art. Es ist als Mahnschrift zu verste hen, die in einzelnen Teilen zur Anklageschrift wird. Ein Buch, geschrieben aus verwundeter Heimatiiebe! DerText besteht aus Essays, die logisch ineinan dergreifen, aber auch selbständig aufgefaßt wer den könnten. Die Bilder, mit wenigen Ausnahmen (Dr. Hans Wieiander) vom Autor in den Jahren 1974 bis 1978 erwandert und fotografiert, sind in Biidgruppen geordnet(Farbe und Schwarzweiß), diejeweils eine bestimmte Aussage anstreben.In ihnen möchte Sotriffer ,,ein -immerhin noch an zutreffendes und daher nicht vorgetäuschtes-in taktes Bild der Südtiroier Kulturlandschaft vor stellen". Die Texte sind ,,kritisch-analytisch", in ihnen beschwört der Autor, oft überzeugend for muliert, vielfach auch informativ mit Hinweisen für echte Südtirolfreunde, eine ernstzunehmende Mahnung, die in dem Kapitel ,,Folgerungen" zu sammengefaßt erscheint: ,,Südtirol kann - das muß sich jeder Bewohner des Landes wieder ein prägen -aus sich selbst heraus bestehen, wenn es nicht von innen heraus Verrat an seinen wah ren Traditionen üben will, die einen größeren Raum als den von Volkstumspoiitikern heute ab gesteckten umfassen." Sotriffer zerstört den Ferientraum vom ,,Garten Gottes". Er beklagt ,,Das verlorene Paradies". Er meint in dieser konkreten Schilderung den alten Qrt Mühibach mit seiner Umgebung bis hinauf zu den Südabhängen der Ziilertaler Alpen, in dem die siebenhundert Jahre seiner Geschichte als Markt, ,,was seine Substanz betrifft - weniger

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