Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Das Werndl-Denkmal in Steyr, Handel-Mazzettl-Promenade, Standbild und vier Arbeiterfiguren von Viktor Tiigner, 1894. Foto: Fr. Gangi bei einer längeren Erzeugung in diesem Be reich ebenfalls zu einer weltmarktbeherr schenden Lage für die österreichische Waffenfabriks AG kommen können. Josef Werndi war, um die hohen Erzeu gungsquoten zu halten, viel auf Reisen. Von diesen sind viele Extratouren überliefert, die er sich geleistet hat, von seinen lustigen Einfällen und Späßen nicht zu reden, die er in seinem kleinen Freundeskreis übte. Im Landschlößl Kammerhub bei Bad Hallschob er im Sommer auf der Kegelbahn alle neune und einmal ritt er auf einem Faschingsum zug seiner Arbeiter, der Werndler, in Steyr hoch zu Roß voran, wie immer die schwarze Melone auf dem Kopf und den Schnurrbart in feine Spitzen seitwärts gedreht, bejubelt von der ganzen Stadt. Er baute Schloß Voglsang nächst der Promenade, bezog es aber nie und wohnte in der Dependance die ses Schlosses, im Petzengütl, wo er auch, nach schwerem Todeskampf, am 29. April 1889 starb. Er bestimmte, wer Bürgermei sterwerden sollte und sagte einmal;,.Wählt den Dümmsten,ich werd'schon alles wieder rechtmachen." Er baute den Steyrern eine allgemein zugängliche Schwimmschule am Steyrfluß gegenüber Karolinental, nachdem mehrere Projekte,ein privates und ein städ tisches, fehlgeschlagen hatten. Mit seinem ,,Hofnarren", dem Schwertfegermeister Johann Mitter, der den von den Steyrer Bürgern Feldmarschall Radetzky 1849 gestifteten Ehrendegen verfertigt hat te, focht er seine Privatfehden aus. Einmal kaufte er auf einem Sklavenmarkt in Nord afrika einen jungen hübschen Neger frei und brachte ihn nach Steyr. Hier spazierte der Schwarze im Sonnenschein mit aufge spanntem Schirm über den Stadtpiatz, zur Verwunderung verschreckter Bürger - und vielleicht auch bei stiller Bewunderung neu gieriger Mädchen. In seiner Wasservilla in der Nähe der Schwimmschule,die er viele Jahre bewohn te, hielt er sich einen Tiergarten mit prächti gem Wild, exotischen Tieren und fremdländischen Pfianzen und Bäumen.Er unter stützte Künstler, so auch Anton Bruckner, wußte mit ihnen jedoch wenig anzufangen. Er tat es bei Bruckner mehr seinem Freunde Carl Almeroth zuliebe, einem Mäzen mit Verständnis und Herzensgüte. Wie sollte Werndi, dieser Realist, auch ausgerechnet einen Tondichter wie Bruckner begreifen? Daß er einmal Franz Stelzhamer zu sich ge rufen und sich mitihm unterhalten habe,weil er ein großer Verehrer des Mundartdichters aus dem Innviertel gewesen sei, ist Erfin dung,wenngleich der Franz von Piesenham schon der richtige Mann für ihn gewesen wäre. Bei einer solchen Begegnung hätte ihn der Dichter gewiß angepumpt. Davon ist nie etwas in die Öffentlichkeit gelangt, ein Umstand, der jeden, der Stelzhamer kennt, sehr verwundern muß. Es gibt immer Leute, die solche Anekdoten erfinden, weil sie glauben, daß derjenige, auf den sie anspie len, noch höher in die Bewunderung der Nachwelt rückt. Für Josef Werndi gilt das selbstverständlich auch. Er war eine Kraft natur, die alles anzog. Er vermochte aber auch seine persönlichen Niederlagen zu überspielen. Seine bedeutendste Eigen schaft war wohl seine Voraussicht in bezug auf seine Fabrik. Vielleicht war er kein gro ßer Menschenkenner. Das brauchte er auch nicht zu sein, die Menschen gingen bei ihm im Dutzend oder Schock und noch höher mit. Darin ist er bis heute unerreicht geblie ben. Er war ein Mann der Tat und sein Wort galt. Das hat ihn unvergessen gemacht,zu mindest in Steyr. Politisch war er liberal, im Grunde doch eher konservativ im Hinblick auf allgemein gültige menschliche Gesetze und Gebräuche. Die Erhebung in den Adelsstand hat er ab gelehnt, ebenso jedes besondere Privileg. Nureinmal wollte er,so lautet die Überliefe rung, vier Ecktürme in der Parkeinfriedung des von ihm erbauten Schlosses Voglsang haben; diese waren jedoch ein Vorrecht der Mitglieder des Kaiserhauses. Er bettelte nicht um eine Bewilligung und zog ins Pet zengütl. Eine Gedenktafel an der straßen seitigen Hauswand erinnert an dieses sein Sterbehaus. Die Töchter, Anna Gräfin Lamberg und Ka roline Freiin von Imhof, ließen für ihn von

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