Jahrhunderts unter dem Titel „Erinnerun gen eines aiten Soziaiisten" in einer soziaidemokratischen Zeitung Österreichs er schienen ist. Es heißt darin:„In Wien,wo ich eine rege Agitation entfaitet hatte, war mir der Boden zu heiß geworden. Ich fand Arbeit in der Werndischen Waffenfabrik in Steyr. Eines Tages kam mein Werkmeister ganz aufgeregt zu mir. ,Was ist denn mit Ihnen los?', fragte er mich. ,Sie sollen sofort zu Herrn Werndi kommen.' Dieser sah mich dann ernst an und sagte: ,Die Poiizeidirektion Wien schreibt mir, daß Sie ein ganz ge fährlicher Sozialist sind, ich soll Sie sofort entlassen. Die Polizei hat mir aber gar nichts vorzuschreiben. Es fällt mir nicht ein, dem nachzukommen. Sie bleiben also bei mir in Arbeit. Aber das sage ich Ihnen: wenn Sie mir einen Wirbel machen,fliegen Sie sofort hinaus.' Diese aufrechte, großzügige Hal tung gegenüber der damals fast allmächti gen Poiizeidirektion hat mich derart beein druckt, daß ich tatsächlich die Agitation ein stellte, wodurch das Fortschreiten der so zialistischen Sache eine arge Verzögerung erlitt." Tatsächlich hat die Agitation für die Sozialdemokratische Partei in Steyr erst nach dem Tode Werndls eingesetzt. JosefWerndi warim Grunde,so unabhängig und mächtig er sich gab, der erste Arbeiter der österreichischen Waffenfabriks AG und Freund seiner Arbeiter,für die er immer wie der Arbeit suchte, wenn Aufträge ausblie ben und schließlich hat er für die ausgedien ten Aiten durch Stiftungen gesorgt, denen der Ausgang des Ersten Weitkrieges freilich ein Ende bereitet hat. Bei einem wirtschaftli chen Tief der österreichischen Waffenfa briks AG hat er auch mit der Erzeugung von elektrischen Maschinen(Dynamos und Mo toren) und Glühlampen (Bogenlampen) be gonnen, um seine Arbeiter zu beschäftigen. Dabei kam es mit dem Vorstand der Gesell schaft, deren Generaldirektor er von ihrer Gründung an war,zu heftigen Kontroversen. Diese neue Erzeugung kostete Geld, brachte aber zunächst keines herein, für eine Aktiengesellschaft natürlicherweise keine erfreuliche Entwicklung. Die Waffen erzeugung trug jedenfalls mehr ein. Da konnte man sogar warten, bis sich diese Ar beit wieder lohnte. Außerdem versprach man sich damals noch nichts von der Elek trizität. Für viele waren diese Pläne Werndls ein Hirngespinst. In der vom 2. August bis 30. September 1884 laufenden ,,Elektrischen Landes-Industrie- Forst- und Naturhistorischen Aus stellung" auf dem seinerzeitigen Kari-Ludwig-Platz(dem heutigen Voiksplatz)in Steyr zeigte Josef Werndi seine Fortschritte auf elektrischem Gebiet. Er hatte sich für diese Produktion Fachleute wie Johann Siegmund Schuckertaus Nürnberg und Dr.Johann Puluy aus Prag geholt. Es war die vierte Eiektro-Ausstellung der Weit. Steyr erstrahlte am Abend und in der Nacht von der Bahn hofstraße bis Zwischenbrücken und am örts- und Ennskai,aber auch von der Stadt pfarrkirche bis zum Aussteiiungspiatz im heilen Licht der Bogenlampen. Das gab ei nen märchenhaften Kontrast zu der allge meinen Gasbeleuchtung. Für Österreich kam diese Schau einer Sensation gleich. Die Fachieute(!) hatten so etwas nicht für möglich gehalten und Werndi - hinter vor gehaltenen Händen - verspottet. Kaiser Franz Joseph und Kronprinz Rudolf, beide selbstverständlich getrennt, besuchten da mals Steyr und waren überrascht von dem Ergebnis einer erst so kurz laufenden Er zeugung elektrischer Aggregate. 1885,als dergroße portugiesische Gewehr auftrag bei der Generaidirektion der öster reichischen Waffenfabriks AG eintraf, hatte aber die alte Produktion wieder Vorrang,die Erzeugung elektrischer Maschinen und Lampen wurde immer lässiger betrieben und schließlich eingestellt. So blieb es bis zum Tode Werndls. V ■J'. ' r. m ■ff' 'i?, , .-f'- C*" u*' ' 'i -v.Tr. ■ ■ - ■ t-'i ■ — . -r,!. -' ■. \ät k.
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