Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Zur bevorstehenden 1000-Jahr-Feier der Stadt hat ein Ausschuß eine Hausbestands aufnahme im Bereich der Haager-Schutzzone durchgeführt, die sehr interessante Ergebnisse erbrachte. Als Ziel dieser Auf nahme sollte eine Übersichtfür noch zu set zende Aktivitäten zur Bausubstanzerhal tung entstehen. Ais Nebenprodukt konnten dabei in verschiedenen Stadtteilen soziolo gische Erkenntnisse gesammelt werden,die von großem Wert für Stadtplanung und Stadtbllderhaltung sind. So sind in dem abgewohnten und sanie rungsbedürftigen Wehrgrabengebiet an der Steyr die älteren Bewohner nicht interes siert, ausgesiedelt zu werden; die jüngeren würden bleiben, wenn ihnen ein besserer Wohnungsstandard geboten würde. Die Stadt hat mit Hilfe des Bundesministe riums für Wissenschaft und Forschung eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die Ziel setzungen für dieses Gebiet erbringen soll, das von der Bausubstanz her zum Großteil wertvoll ist. Schließlich ist „der Wehrgra ben" auch wirtschaftsgeschichtlich interes sant, saßen doch hier bis In unser Jahrhun dert die Elsenhandwerker, welche die Ener gie des Wassers benötigten. Werndl hat hier seine Waffenindustrie aufgebaut. Es sind noch eine große Zahl erhaltungswürdiger Industriebauten vorhanden,die heute schon Denkmalwert haben und mit den dazugehö rigen Wasserbauten der Nachwelt erhalten bleiben sollten,eine Aufgabe,die schwerzu lösen sein wird. Als Musterbeispiel privater und städtischer Initiative im Dienste der Denkmalpflege kann die Adaptierung des sogenannten Quenghofes geiten, eines aiten Bauernhauses im Westen der Stadt, das heute vom Lions-Ciub Steyr als Klubhaus verwendet wird, im Bild die adaptierte Fassade. In letzter Zelt Ist ein Wunsch der Steyrer Be völkerung in Erfüllung gegangen: Die alten Eisenbrücken - Gitterträgerkonstruktionen - beim Neutor und bei Zwischenbrücken sind modernen Konstruktionen gewichen, die als glückliche Lösungen anzusehen sind. Schon knapp zwanzig Jahre nach dem Bau dieser Stahlbrücken 1910 hat Ludwig Be nesch in der Linzer Tagespost neue Brükkenbauten, die dem historischen Stadtbild gerecht wurden, gefordert und damit einem Wunsch der Bevölkerung Ausdruck verlie hen. In den dreißiger Jahren wurden von dem Steyrer Architekt Koppelhuber hiezu verschiedene Brückenentwürfe ausgear beitet; aus dem Jahre 1956 stammt eine Entwurfskizze von Prof. Clemens Holzmei ster, der die derzeit entstandenen Brücken sehr ähnlich sind. Im Bereich der mittelalterlichen Stadt, in nerhalb der ehemaligen Stadtmauern, sind in den letzten hundert Jahren zwölf aus dem Mittelalter stammende Häuser abgebrochen und durch Neubauten ersetzt worden. In zwei Fällen blieben die historischen Fassa den erhalten. Fassadenumgestaltungen im jeweiligen Zeitstil stören im Stadtbild nicht, well die ursprünglichen Proportionen erhal ten blieben. Die Altstadt ist in ihrer Substanz fast zur Gänze erhalten und mit Leben erfüllt. Sie ist es wert, daß kommende Generationen sie pflegen und schützen, damit ihre Vergan genheit auch eine Zukunft hat. j.. Neuer Klubraum im Steyrer Ouenghof. Beide Fotos: Hartlauer

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