Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

ben davon 20 Millionen Schilling aufge bracht; von den Hauseigentümern wurden 10 Millionen Schilling aufgewendet. Im Herbst 1978 hat der Magistrat Förde rungsrichtlinien für die Altstadterhaltung er lassen. Als Gegenstand der Förderung kommen Bauten oder Bauteile in Betracht, die für das charakteristische Gepräge des Stadtbildes von Bedeutung sind. Diese Bau ten oder Bauteile müssen unter Denkmal schutz stehen, durch die Schutzzone der ,,Haager Convention", die sich mit dem ehemals ummauerten Stadtbereich deckt, erfaßt oder Teil eines denkmalwürdigen En sembles sein. Die Richtlinien regeln Voraussetzungen für die Förderung, die Form der Anträge, die Durchführung der Förderungsmaßnahmen und die Pflichten des Förderungswerbers, wobei eine positive Stellungnahme des Landeskonservators unbedingt erforderiich und notwendig ist. In der Regel steuert die öffentliche Hand ein Drittel der Baukosten für die Erhaltungs maßnahmen bei. Kann der Förderungswer ber die nötigen Eigenmittel nicht aufbringen oder kommen im Zuge der Arbeiten wertvolie Bauteile,deren Erhaltung und Restau rierung erforderlich ist, zutage,so kann der Förderungsbetrag erhöht werden. Über die Anträge entscheiden die nach dem Stadt statut zuständigen Organe. Neben Fassaden und Architekturdekor wer den Höfe und Dächerim Rahmen der Förde rung erneuert und instandgesetzt. Die Stadt selbst hat durch Erneuerung der eigenen Gebäude ein Vorbild gegeben. Es wurden das Rathaus, der Innerberger Stadel, der Komplex des ehemaligen Zölestinerinnenklosters-in dem heute eine Schuie,das Alte Stadttheater und GefangenenhäuserfürPo lizei und Gericht untergebracht sind -, das Neutor, das Bürgerspital, ein altes Unter standshaus,in dem ein Seniorenclub unter gebracht wurde, und verschiedene andere stadteigene Gebäude erneuert und instand gesetzt, wobei einzelne Häuser neue Funk tionen erhieiten. Mit der katholischen Kirche konnte im Ver handlungswege eine großzügige Renovie rung der kirchlichen Ensembles in die Wege geleitet werden. Es beteiiigten sich neben der Kirche Stadt, Land und Bund mit beacht lichen finanziellen Zuschüssen. Derzeit wird die Restaurierung des Schlosses Lamberg abgeschlossen, das im Besitz der Repubiik Österreich- Bundesforste-steht. Hier wird im Zusammenwirken der genannten Stellen Großartiges zur Erhaltung des Wahrzei chens der Stadt, der früheren ,,Styra Burg", geleistet. Bei diesen Aktivitäten war es vor allem er forderlich, die Bürger der Stadt an der Erhal tung ihrer Häuserzu interessieren. Daß dies weitgehend gelungen Ist, zeigt die frucht bare Zusammenarbeit der Hauseigentümer mit den Amtsstellen und schließlich die Tat sache,daß man wieder in der Geborgenheit der Altstadt wohnen will. Es ist in vielen Fäl len notwendig, für die alten Bürgerhäuser neue Funktionen zu finden, weil sie ur sprünglich nach dem patriarchalischen Sy stem für eine Großfamilie mit vielen Dienst boten konzipiert waren und neben den Wohnräumen Werkstätten, Laden, Lager räume, Stallungen und geräumige Keller aufwiesen. Dabei muß die bauliche Sub stanz den modernen Erfordernissen mit Takt und Einfühiungsvermögen angepaßt werden. Daß dies möglich ist, beweisen eine große Zahi von gelungenen Adaptierungen. Als Beispiel sei das bekannte ,,Bummerl haus"angeführt.Es wurde in besonders ge glückter Form für die Unterbringung einer Bank eingerichtet. In vielen Fällen wurden die in einem Großteil der Bürgerhäuser vorhandenen Ställe neuen Funktionen zugeführt und zu Gastlo kalitäten,Bürosoder Wohnungen umgestal tet. Besonders reizvolle Lösungen wurden beim Einbau von Geschäftslokalen in den Althäusern in Aniehnung an das System ,,Shop in Shop" erzieit. Die Unterbringung von Arztordinationen, Büros und vor allem die Wiederadaptierung zu Wohnzwecken geben so den alten Häu sern neue Inhalte. Bei solchen Adaptierun gen kommt es, wie bei den Fassadenin standsetzungen, im Hausinneren oft zur Wiederentdeckung und Restaurierung wertvoiler Architekturteiie, wie Decken, Steingewände, alter Türen und verschiede ner anderer Dekors. Früher als Speicher genutzte Dachge schosse wurden ais Wohnungen ausgebaut und so ein wertvoller Beitrag zur Substanzund Funktionssicherung geieistet, da die Erhaltung der hohen Dachstühle aus goti scher Zeit eine schwierige und vor allem kostspielige Aufgabe darstellt. Interessant ist auch die vom Lyons-Club be triebene Umwandlung des Quenghofes, ei nes derzeit funktionslosen Bauernhofes mit Rokokofassade im Westen der Stadt,in dem nunmehr Klublokale und ein Musikerheim mit beachtlichen Zuschüssen des Magistra tes etabliert werden. ' r i! Ü ! S^ Die zeltgemäße Gestaltung des Neutores, einst Brückenkopf der,,Neuen Brücke", war ein besonderes Anliegen der Stadt Steyr. Im Bild die gegenwärtige Situation zum Grün markt hin mit einem modernen Brunnen von Prof. Stockenhuber. Foto: Fr. Gangl yt-'- - I -\V- ' Rechts: Das weitberühmte Bummerihaus in Steyr, Stadtplatz 32, hat durch die örtliche Voiksbank eine neue Funktion erhalten. Bei größter Schonung des Aitbestandes wurden vor allem die innenräume vorbildlich eingerichtet. Foto: A. 0. Kranzmayr

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