Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Links: Die Dachiandschaft von Steyr, Luftauf nahme aus dem Jahre 1972. Foto: Magistrat Steyr, Abteilung IV Rechts: Die renovierte Rückfront (zur Enns) des mächtigen Gebäudekomplexes des ehema ligen Dominikanerkiosters. Foto: Dr. E. Widder I ml iLUL."- ^11|IIII|XIll^ •! fiiiiiiiuui»-* * ■ i ■ ■ ■ f I ■ i__JL Einen nahtlosen Übergang der Bebauung von der Altstadt zu neuen Stadtteilen gibt es nur im Bahnhofviertel, das unmittelbar an das Ennsdorf anschließt. Sonst trennen Ge ländestufen, Stadtgrün und Wasser Altes vom Neuen und lassen dieses Alte als ein geschlossenes Denkmal erscheinen. Von keinem Punkt des Umlandes ist es möglich, die ganze Stadt zu übersehen. Es soll erwähnt werden, daß diesem Stadt bild während der letzten hundert Jahre be achtliche Gefahren gedroht haben. Einige konnten abgewendet werden: So kam um die Jahrhundertwende der Bau einer Schnellbahnlinie St. Florian - Steyr, die in das Steyrdorf geführt werden sollte, nicht zustande. Schwere Verluste an der bauli chen Substanz brachte der verkehrsbe dingte Abbruch eines großen Teiles der Stadttore und der Stadtmauern mit sich. 1909 sollte der Wasserturm Zwischenbrükken wegen Baufälligkeit abgetragen wer den. Bürger erreichten, daß er nur um zwei Geschosse gekürzt wurde. Der Innerberger Stadel, ein Renaissance-Speicherbau, sollte einem neuen Postamt weichen. Sein Abbruch konnte verhindert werden. In den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts wa ren im Altstadtbereich verschiedene Ände rungen und Straßendurchbrüche für den Verkehr geplant, die glücklicherweise nicht zur Ausführung kamen. Während des zwei ten Weltkrieges kam es in der Altstadt nurzu geringen Zerstörungen. Fünf Häuser, dar unter das Johannistor, wurden vollkommen zerbombt, vierzehn Objekte wurden schwer beschädigt und wiederaufgebaut. Diese Altstadt lebendig zu erhalten, stellt eine beachtliche Aufgabe dar. Für die Auf gabenlösung schaffen die gesetzlichen Grundiagen, wie die Bauordnung, das Denkmalschutzgesetz, der Flächenwid mungsplan und die Bebauungspläne, die Voraussetzung. Stadtbürger und öffentliche Hand arbeiten gemeinsam an der Lösung. Als wesentlichste Maßnahme zur Altstadt erhaltung im großen Rahmen ist die weitge hende Herausnahme des Verkehrs aus dem alten Stadtkern und den beiden alten Vor städten zu bezeichnen. Die Planung des innerstädtischen Ver kehrsringes nach 1950 und seine seither fastabgeschlossene Verwirklichung hatden Durchzugsverkehr aus dem alten Stadtzen trum verlagert. Durch diese Verkehrsentla stung sind im sogenannten ,,Stadtregulie rungsplan 1930" noch vorgesehene Ver breiterungen von Altstadtstraßen, u. a. der Pfarrgasse, unnötig geworden. Die meisten Stadttore waren, wie erwähnt, im 19. Jahr hundert dem Verkehr zum Opfer gefallen. Die noch in den fünfziger Jahren von Exper ten als unbedingt notwendig erachtete ein zig nützbare Stadtplatzzufahrt von Süden her führte 1970/72 zum Bau einer zweiten Toröffnung im südlichen Trakt des Neutores und einer Flußaufwärtsverlegung der dort bestehenden Brücke durch einen Neubau in Spannbetonbauweise. Undenkbar und unvorstellbar wäre heute, nach so kurzer Zeit, die Führung des Fern verkehrs durch die engen Gassen der Alt stadt. 1961 wurden der Nord-Süd-Verkehr und 1972 der Ost-West-Verkehr aus der Altstadt herausgenommen.1972 konnte mit der Eröffnung der Schönauerbrücke der Be reich Neutor, Grünmarkt, Pfarrgasse und Enge Gasse vom Verkehr entlastet werden. Heute sind Bestrebungen im Gange, den Stadtplatz vom Fahrzeugverkehr völlig frei zuhalten. Durch diese Fernhaltung des Verkehrs aus den wertvollen Altstadtbereichen ist es we sentlich leichter geworden,die alte Bausub stanz zu pflegen. Die Erschütterungs- und Verschmutzungsschäden wurden in den be troffenen Straßenzügen auf ein Mindestmaß reduziert. Es wurde so verschiedentiich erst eine bau liche Erhaltung und Pflege der Häuser in den ehemaligen engen Altstadtgassen möglich, da bei den früheren Verkehrsbelastungen Gerüstaufstellungen vielerorts äußerst hin derlich, wenn nicht unmöglich gewesen sind. Der Magistrat, der gleich nach dem Krieg versucht hatte, durch eine soge nannte ,,Gerüstaktion" die Ansicht der Ennskaiseite der Altstadt zu verbessern — für die Fassadenrenovierung wurde die Gerüstung durch die Stadt kostenlos beige stellt -, entwickelte aus diesen Anfängen der aktiven Stadtbilderhaltung die jetzt noch laufende Fassadenaktion,in deren Rahmen bisher insgesamt30 Millionen Schilling aus gegeben wurden, Bund,Land und Stadt ha-

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