Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

bile.- Weltreisen mit Steyr-Mobllen, Berg rennen, Sternfahrten sollten In jener Zelt das Qualltätsimage fördern. Am Vorabend der Weltwirtschaftskrise re sümierte ein wohl vom Werk lancierter Arti kel In der Lokalpresse (Steyrer-Zeltung 12. Juni 1929) den Stand der Technik und die nun vollständig erfolgte Umstellung auf Fließbandfertigung. Besonders lobte man die Autarkie des Unternehmens, das von Zulleferanten weltgehend unabhängig war: Die Großzügigkeit, mit welcher an die Erzeugung von Automobilen geschritten wurde, brachte es mit sich, daß man von allem Anbeginn bestrebt war, sich sowohl In bezug auf Materialbeschaf fung,wie überhaupt von Unterlieferanten aus der HilfsIndustrie möglichst unabhängig zu machen. Vor allem wares wichtig,sich bezüglich desStah les eine klaglose Lieferung sowohl bezüglich Qualität wie Quantität zu sichern. Es wurde daher in den Konzern ein erstrangiges österreichisches Stahlwerk, die Steirischen Gußstahlwerke A. G. In Judenburg aufgenommen. Dieses Stahlwerk liefert heute außer dem ganzen Bedarf an Edel stahl und einem Teil der Gesenkstücke auch die Wagenfedern, die dieses Werk seit einer Reihe von Jahren rühmlichst bekanntgemacht haben. Die Steyr-Werke haben auch ein eigenes Guß werk eingerichtet, mit welchem sie als Automobil fabrik vereinzelt dastehen. Auch die Rahmen längsträger, wie die Querträger, erzeugt Steyr selbst. Die eigene Kugellagerfabrik liefert sämtli che Kugel- und Rollenlager für die Steyr-Autos, außerdem arbeitet diese Fabrik auch in großem Ausmaße für den in- und ausländischen Markt. Sämtliche Karosserien der Steyr-Wagen werden ebenfalls von Steyr selbst erzeugt. Das Werk be sitzt eine modern eingerichtete Karosserleabtellung, während In Wien eine zweite eigene Karos seriefabrik eingerichtet wurde, die hauptsächlich die Aufgabe hat, die geschlossenen Luxuskaros serien zu erzeugen. Die eigene Akkumulatoren abteilung liefert die Batterien für die Start- und Lichtanlagen der Steyr-Wagen, so daß auch in diesem Belang Steyr von auswärtigen Lieferan ten unabhängig ist. Der Erfolg dieser weltgehen den Selbsterzeugung ist nicht nur eine Verbllligung des Gesamtproduktes, sondern auch eine Erhöhung der Qualität. Bei dem heutigen Stand der Fabrikation ist es erreicht worden, daß Steyr seinen Wagen bis auf die elektrische Einrichtung, den Vergaser und die Reifen bis in das kleinste Detail selbst erzeugt. Der Arbeitsvorgang in Steyr Ist auf das modernste organisiert. Die Fließarbeit ist vollkommen nach dem Muster der großen amerikanischen Fabriken durchgeführt . . . Der Typ XX wurde 1928/29 In 2900 Stück gefertigt,,,das vornehme preiswerte Luxus fahrzeug" (Annonce), als Double-Phaeton 12.480 S und als ,.Stahl- oder WeymannConfort" 13.850 S teuer. Er hatte einen auf knapp 2 Liter Hubraum(65 x 104 mm)ver größerten Motor mit 40 PS. Nun, preiswert mag er gewesen sein, billig jedenfalls nicht, und die chrlstllchsoziale Lokalpresse(Stey rer-Zeltung 28. Juli 1929) meinte einmal, Österreich zähle Im Gegensatz zu anderen Ländern zu denen, wo das Privatauto noch Immer ein Vorrecht der reichen Leute sei, ganz Im Gegensatz etwa zum Deutschen Reich, wo um 3500 S ein gutes Kleinauto zu kaufen sei.,,Aber auch In Osterreich werden die Verhältnisse sich als stärker erweisen, als die Geschäftspolltik einzelner Fabriken, die bedauerlicherweise auf die Forcierung des Umsatzes sehr wenig bedacht sind . . ." - Noch viel billiger waren Autos Im Land des Ford T und A, In den USA, wo man um we nige hundert Dollar was Anständiges kaufen konnte. Als Im Oktober 1929 die altberühmte Bo denkreditanstalt zusammenbrach, wurde die Lage für die Steyr-Werke prekär. Es ging nun jahrelang um Sein oder Nichtsein des Unternehmens. Bereits Im August,Septem ber und Oktober 1929 waren Entlassungen erfolgt. Ausgerechnet In dieser Zelt, Mitte Oktober 1929,erregte ein Auto auf der Pari ser Automobilausstellung Aufsehen, der von Dr. h. c. Ing. Ferdinand Porsche kon struierte 5,3 Liter 8-Zyllnder mit100PS,Typ AUSTRIA. Drei Stück wurden 1929 davon gefertigt, dann blieb aber die Luxuswagen fertigung bei Austro-Dalmler In Wiener Neustadt, mit der Steyr seit 1930 In enger Verbindung stand. Heute noch Ist das Wirken von Porsche In Steyr Legende. Er trat Ende Juni 1929 Ins Unternehmen ein. Sein Sohn Ferry Porsche schildert das Wirken des genialen Konstruk teurs In Steyr und die hiesigen Arbeltsbe dingungen recht positiv: ,,Die Wagen, die er für Steyr zu bauen begann, spiegelten seine seit Jatiren gerelften,fortsctirittlichen Ideen wider. Er hatte auch die notwendige praktische Unterstützung,da ihm alle Einrichtun gen des Unternehmens zur Verfügung standen. Vorteilhaft war auch,daß bei Steyr alles unter ei nem Dach gefertigt wurde. Es gab eine Schmie de,ein Walzwerk,eine Gießerei,eine Kugellager fabrik und die Karosserieabteilung in Wien. Im Januar 1929 begann Vater mit der Konstruktion eines vollkommen neuen Wagens für Steyr. Von dieser Zeit an erzielte er erstaunliche Fortschrit te. Er konnte den Prototyp des Modells noch im gleichen Jahr auf dem Pariser Automobil-Salon ausstellen .. ." Das war nun der Typ XXX, den Ferry Por sche hier meint, der jedenfalls 1930 In Paris gezeigt wurde. Am 9. Jänner 1930 bedauert die Lokalpresse dasScheiden Porsches von Steyr, was durch die erfolgte enge Verbin dung mit Austro-Dalmler verursacht worden war.Beamte und Arbeiter hätten zu Ihm voll stes Vertrauen gehabt. ,,Nun baut man den genialen Dr. Porsche ab und damit Ist es auch mit der Erzeugung seines Volksautos In Steyr wohl vorbei." Wenige Tage später Solche elegante Steyr-Taxls standen noch In den 1950er Jahren In Verwendung. Ein Steyr 220er Dieser Steyr 120(55 PS, Bj. 1934) wurde von einem desolaten Wrack aus neu aufgebaut und präsentiert sich in bestem Zustand.

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