Gliederung angeführt: Robert Musil, Autor des Romans „Der Mann ohne Eigenschaf ten", ein Österreicher, der sein ,,Kakanien" kannte. Sein Vater war Direktor der Ver suchsanstalt und Lehrwerkstätte für Stahlund Eisenindustrie in Steyr, als er hier die Volksschuie an der Promenade besuchte, dieselbe Schule, deren Bänke später Albert Mitringer, Linus Kefer und Carl Hans Wat zinger drückten, auch das Reaigymnasium, damals noch die k. k. Staats-Oberrealschule, freilich nur ein Semester lang, weil der Vater inzwischen als Professor an die Deut sche Technische Hochschule in Brünn beru fen worden war. Dieses eine Semester in Steyr fiel in das Schuljahr 1890/91. Nach Aussagen von Leuten, die es wissen müs sen, soil Robert Musils erste Liebe eine Steyrerin gewesen sein. Karl Dinklage schreibt darüber: ,,Ein Ereignis, das in Ro bert Musii noch lange nachklang, war die Geschichte, wie er ein kleines Mädchen aus dem Kindergarten ,entführte' und nach Hause brachte. Nach einem Bericht von Hofrat Gustav Donath, dem Jugendfreund Robert Musils, soll Robert auch noch, als er in Brünn war, die frühe Liebe zu diesem Mädchen Carla R. im Herzen getragen und als etwas Unberührbares gehütet haben." Bleiben noch etliche Namen von gebürti gen Steyrern, Linus Kefer, der in Garsten geboren wurde, als ,,ebenbürtiger" Steyrer hinzugerechnet, weil erja in der aiten Eisen stadt aufgewachsen ist. Zwei längst Vergessene tauchen da auf: Ot tilie Fürböck ur\d August Riener. Ottilie Fürböck,1862 in Christkindl bei Steyr geboren, zuletzt Oberlehrerin in Linz, hat Skizzen, Novellen und Dramen,von denen einige am Landestheater Linz aufgeführt wurden,aber auch heimatkundliche Aufsätze geschrie ben, die viel Selbsterlebtes und nicht etwa einfach kritiklos Übernommenes enthalten. Die dichterische Ader hatte sie von ihrem Vater Johann Baptist Hausieutner. August Riener(1867 bis 1915), zuerst Volksschul lehrer,dann Strafhauslehrer in Garsten, hat Gedichte in Mundart verfaßt, ist aber vor al lem durch Aufführungen seiner Dramen am Stadttheater Steyr bekannt geworden. Zu seiner ,,Himmeispförtnerin" hat Franz Xa ver Bayer,der Schüler und ,,Liebling" Anton Bruckners,wie ein Wiener Musikkritiker und -Schriftsteller von ihm schreibt, die Musik geschaffen. Steyrer ist auch Otfried Kastner, der weit über Oberösterreich hinaus einen Namen als Volkstumsforscher besitzt und im Mai 1978 seinen 80. Geburtstag feiern konnte. In seinem Buch ,,Am Wege" hat er Erlebtes, Erzähltes und Geschriebenes zusammen gefaßt und dabei bewiesen, daß in ihm ein Poet steckt. ,,Die Brautstube", ,,lm Böh merwald" und ,,Das Lächeln Apolls" sind Prosastücke, die man wegen ihrer Über zeugungskraft im dichterischen Wort immer wieder vornehmen muß. Selbstverständlich sind in diesem Band auch die kunsthistori schen Betrachtungen erlesene Prosa. Albert Bachner mit seinem 40 Gedichte um fassenden Band unter dem schlichten Titel ,,Gedichte", Anton Neumann, dem überra genden Deutschlehrer von Albert Mitringer, Erich Zdenek und Carl Hans Watzinger am Realgymnasium in Steyr zum Dank für viele kritische Hinweise gewidmet, ist besonders ein Formkünstler. Hermann Landsiedl, dessen Gedichte leider nur verstreut in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen vorliegen, aber noch heute, vierzig Jahre nach seinem Tod,stark nach wirken, hat sich bemüht, eine Form zu fin den,die dem oftso ätherischen Inhait seiner Verse entspricht, so in der zweiten Strophe seines Gedichtes ,,Winterwärts": ,Des Mundes Hauch zerrinnt am Glas stumm liegt die Welt vor eisverblumten Scheiben. Wir werden stiller und wenn Flocken treiben wünscht keins von außenher mehr dies noch das.' Daß er, der Frontoffizier des Ersten Welt krieges, zuietzt mit seinem Leben nicht mehrzu Rande kam und sich zum Entsetzen seiner Freunde selbst den Tod gab,ist eines der Rätsel, die uns zu oft Menschen aufge ben, denen man soiche abrupten Schritte ins Nichts nie zugetraut hätte. Ein anderer war Anton Forcher, Arbeiter dichter wie Aifons Petzold, kein Revolutio när, aber bestimmt in allem, was er tat, auch in seiner Auswanderung nach Südamerika, ein Kind seiner Zeit, die ihm,dem bewußten Österreicher, vieles abverlangte, was er ei gentlich nie tun wolite, doch zwang ihn leib liche Not dazu,und so überwand er sie,frei lich nur recht und schlecht. Am Schluß fand er sich wieder in Steyr-Münichholz ein und starb hier 1950, 56jährig. In Steyr wurde er 1894 geboren.1937 hatte er seine Gedichte unter dem Titel ,,Brot aus den Händen der Mutter" herausgegeben, das Vorwort hiezu ,,Zur Wanderung hatt' ich einen Knoten stock ..." ist ein Meisterstück humorvoller Prosa über sein Leben, immerhin mit eini gen bitteren Pillen garniert. Gedichte wie das eine, das den Titel gab, dann ,,Som merabend in Industriedorf" und ,,Dann ging ich in den Krieg" sollten in jedem Lesebuch für Vierzehn- bis Siebzehnjährige stehen, auch Enwachsene sollten sie lesen. Wie er lebte, so starb er, ohne daß ihn die in Steyr heranwachsenden Literaten kannten, noch viel wenigerjene,die nie oder selten gute Li teratur in sich aufnehmen. Eine Neuauflage von ,,Brot aus den Händen der Mutter", Ge dichte des Erlebens, wäre zum IGOOjährigen Bestand der Eisenstadt Steyr fäliig ge wesen. Vielleicht kommt sie noch. Da ist auch Albert Mitringer zu nennen, ge boren 1908. Er hat eine steile Laufbahn als Volksbildner und Bibliothekar hinter sich und verbringt nun seine Tage zwischen Wien, wo er seit Jahrzehnten ständig wohnt, und Steyr,seiner Vaterstadt, die er nie ver gessen hat. An der Wiener üniversität hat er bei Kluckhohn und Nadler Germanistik stu diert und im Verlaufe der Jahrzehnte die Prosabücher ,,Hochzeit auf dem Lande" (1946), ,,Die Boheme von Grund" (1947) und ,,Sommerspiel"(1937), außerdem den Gedichtband ,,Land in Sicht" (1965) er scheinen lassen. In letzter Zeit hat er,,Wort sonaten" veröffentlicht, gewiß seine reifsten Gedichte, 1979 ist auch seine Prosa ,,Ein Mann vom Lande oder Namenlose Zwil lingsbrüder"in einem in letzter Zeitsehr mu tigen österreichischen Verlag herausge kommen, eine ungemein gedankenreiche Selbstbiografie, in der nicht nur Steyr als Tummelplatz des heranwachsenden Dich ters eine Hauptrolle spielt,sondern auch die große ümwelt, die dann der reife Mann be reist hat, darunter in knappster Schilderung und Verdichtung ein Bild von Rom, das durch seine Seele gegangen ist und nun ge reinigt von allen Schlacken wie ein reiner Diamant leuchtet. Das alles erlebt auch sein Zwiilingsbruder mit, eine erfundene Figur von einer Eindringlichkeit, ais lebe sie in Fleisch und Blut neben dem Autor selbst. Aber sie lebt in ihm und spricht daher aus ihm. Eine Idee, die im Grunde erlebtes Le ben ist, denn anders bliebe sie nur Phrase. Unis Kefer ist ein Jahr jünger ais Mitringer. Er hat seit Beginn seines Schaffens, das sich sehr früh einsteiite, als eine der größten Hoffnungen in der oberösterreichischen Li teratur gegolten, kongenial mit Julius Zerzer, ohne ihn nachzuahmen, noch offener, frischer. Diesen Anspruch hat er auch mit den Jahren erfülit, obgleich er mit seinen Veröffentlichungen, vor allem in letzter Zeit, sehr sparsam geworden ist. Seine Gedicht bände ,,Die Nacht der Hirten", ,,Die Som mergöttin" und ,,Weissagungen der Re genmacher", seine Erzählungen ,,Der Sturz des Blinden" und ,,Peruschka"zählen zum Besten der oberösterreichischen Ge genwartsliteratur, auch seine Bearbeitung von Oliver Goldsmith ,,Vikar von Wakefield", dem aus Irland stammenden und von Goethe beeinflußten Dichter, gehört zu die ser Prosa,die noch Essays von ruhig-schö-
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