Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Störung und Zertrümmerung zu danken, so das einmalige ,,Steyrer Kripperl", ein wun dersames Marionettentheater. Mit seinem Freund Karl Mayer-Freinberg, ebenfalls ein Steyrer Mundartdichter, aus dem spätgoti schen Bummerlhaus, diesem herrlichen Bau am Stadtpiatz hervorgegangen, das sein Vater als Weinhaus führte, hat er sich früh der Dichtung gewidmet, vor allem der Mundartdichtung, als deren markantester Vertreter rund um Steyr er gilt. Es gibt von ihm so schöne und auch stille, innige Ge dichte, wie sie sonst nur Franz Stelzhamer in innviertier Mundart verfaßt hat. Ebenso wäre Sepp Stöger zu erwähnen, dessen Friseuriaden zu Zwischenbrücken der Sammeiort der eingesessenen und auch zugereisten Künstler war. ihm warjene hei tere Art und Aufgeschlossenheit der Steyrer eigen, die durch den Eisenhandei in die Stadt gekommen ist, etwas Weltmänni sches, wie es Städte in der Größenordnung Steyrs sonst kaum besitzen. Noch vor Jahr zehnten wurden schöpferische Bewohner dieser Artfestgehalten, heute ziehen sie fort und leben anderswo. Ais letzter dieser Steyrer Mundartdichter von altem Schrot und Korn, zwar nicht in Steyr geboren,ist in diesem Sinne der Moiiner Oberförsterssohn Otto Jungmair zu nennen, in seiner geistigen Spannweite ei ne der stärksten Erscheinungen unter sei nesgleichen. Er hat auch hochdeutsche Ge dichte und Prosa veröffentlicht, die sich durch Gedankenreichtum auszeichnet. So gar um ein neues Mundartdrama hat er sich bemüht, das in Maurus Lindenmayr seinen Begründer und bisjetzt unerreichten Vertre ter für Oberösterreich besitzt. Jungmairs ,,Spiel vom Helmbrecht-Moar" ist gewiß ein Bühnenwerk,das bleiben wird; dazu verhiift ihm schon der Stoff nach dem Dorfepos von Wernher dem Gärtner. Jungmair hat sich auch der Forschung über Adalbert Stifter verschrieben. Daß er sein Leben lang an ei nem ,,Wörterbuch zur oberösterreichischen Volksmundart" gearbeitet hat, das zwei Jahre nach seinem Tod, bearbeitet von Aibrecht Eitz, vom Steizhamerbund heraus gegeben worden ist und bereits eine zweite Auflage erreicht hat, dürfte seinem Namen vor allen seinen anderen literarischen Wer ken in der Uteraturgeschichte einen festen Platz sichern. Mit diesen Mundartdichtern, denen noch Karl Zeitlinger, Nachkomme einer alten Sensengewerkenfamiiie aus dem Kremstai (Blumau bei Kirchdorf) hinzuzuzählen ist, wird bereits die Wendezum 20.Jahrhundert überschritten. Nie vorher ist die Zahl von Namen, die in die Öffentlichkeit gelangten, so groß gewesen wie in unserer Zeit. Die meisten waren aus Steyr selbst gebürtig, nur einige wenige sind zugewandert,sozum Beispiel: Enrica von Handel-Mazzetti, die 1905 zu ihrem Onkei Anton, einem Hage stolz, und dessen Schwester Louise, ihrer lieben Tante, nach Steyr zog und hier bis zum Sommer 1911 verblieb, in Steyr fand sie auch ihre Sekretärin Marietta Barth, die der Dichterin treu blieb, als sie aus der Ei senstadt wieder wegzog. Eine Gedenktafel am Wohnhaus an der Promenade,die nach der Dichterin benannt ist, weist auf ihren Auf enthalt in Steyr hin. Es war ein äußerst pro duktiver sechsjähriger Aufenthalt. Schon mitihrem ersten großen historischen Roman „Meinrad Helmpergers denkwürdiges Jahr", der hauptsächlich Kremsmünster zum Schauplatz hat, berührt sie die Peri pherie des Landkreises Steyr. Die Trilogie ,,Stephane Schwertner" spielt in Steyr und Garsten. Die wuchtige Ballade ,,Deutsches Recht" ist in Steyr entstanden, schließlich noch der Roman ,,Die arme Margaret", wohl ihr bedeutendstes Werk, denn darin hat sie sich am stärksten und freimütigsten über die bedauerliche Religionsspaltung zwischen Katholiken und Evangelischen ausgespro chen. im katholischen Lager ist ihr das auch schiecht angerechnet worden. Erst viel spä ter wurde man auf ihre tiefere katholische Haltung aufmerksam. Die Entwicklung, die in unserer Zeit zur Annäherung beider Kon fessionen geführt hat, gibt der Dichterin mehr als zwanzig Jahre nach ihrem Tod - sie starb 1955-auf der ganzen Linie recht. Josef Günther Lettenmair, der Achtzigjäh rige, ist in Kremsmünster geboren. Seinem Roman ,,Verwurzeltes Blut" hat er seine Liebe zum Eisen und zur alten Sensenindu strie im Kremstal mitgegeben und damit der alten Eisenstadt Steyr seine Reverenz er wiesen. Auf einem U-Boot der österrei chisch-ungarischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg - sein Erlebnisbuch ,,Rot-weiß rot zur See" ist eine Geschichte der öster reichischen Seemacht- und als Offizier zur Eine Rarität: Szenenbiid aus einem Film der Leofiim-AG nach dem Roman von Enrica Handel-Mazzetti ,,Die arme Margaret", Adaibert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich. » V. M-l ^ T B

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