Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Links: Michael Wolgemut; Ansicht von Steyr, Holzschnitt aus Liber chronicarum (Weitchro nik) von Hartmann Schedel, Nürnberg 1493. Foto: A. C. Kranzmayr Rechts: Hans Heinrich Lautensack: Ansicht von Steyr(vom Tabor), Radierung 1554, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Foto: M. Eiersebner damals iandesfürstliche Styraburg im Vor dergrund und die Pfarrkirche am Südrand der Stadt. Die Styraburg ist im nordseitigen, mitPechnasen und Stützmauern ausgestat teten Trakt noch nicht völlig ausgebaut. Der Bergfried mit seiner steilen Bedachung do miniert den Gesamtkomplex. Die Pfarrkir che, die durch die Brandkatastrophe von 1522 fast gänzlich vernichtet worden war, zeigt im westlichen Teil noch ruinösen Zu stand. Der östlich der Pfarrkirche aufragende Turm gehört zu einer heute nicht mehr bestehen den Doppeikapeiie, die vom Ratsbürger Siegmund Traindt(gestorben 1492) gestif tet und der Hi. Dreifaltigkeit geweiht worden war. Dieses Gotteshaus war schon im 17. Jahrhundert durch Erdbeben baufällig,1702 renoviert, aber später gänzlich abgetragen worden. Unterhalb der Kapelle ist ein Turm der Stadtbefestigung als Vorgängerbau des 1572 errichteten Neutorgebäudes zu be merken. Auffällig am Ennsufer zwischen den beiden Brücken sind die Dominikaner kirche mit ihrem Dachreiter, der Turm des alten Rathauses und die 1464/65 vom rei chen Bürger Andreas Grünthaier errichtete Nikoiauskapeiie. in Zwischenbrücken ver bindet eine robuste Mauer das Ennstor über die Hofmühie mit dem Steyrtor. Der später diesen Stadtteil dominierende Wasserturm wurde erst nach zwei Jahrzehnten errichtet, im Gegensatz zur Darstellung der Stadt Steyr ist die Umgebung mit der Benediktinerabtei Garsten und dem Schloß Engeiseck nur angedeutet. Mit dieser Stadtansicht von Steyr erreicht Lautensacks reine Landschaftsdarsteiiung ihren Höhe punkt(Annegrit Schmitt). Hans Heinrich Lautensack hat auf dem Bild selbst nicht seitenverkehrt seine Signatur hinterlassen - HLS 1554. Er wurde vermut lich um 1520 in Bamberg geboren, in Nürn berg, wo sein Vater Paul seit 1527 als Maler und Musiker wirkte, wird er 1552 urkundlich erwähnt. Er dürfte zunächst als Gold schmied ausgebildet worden sein, im Jahre 1554, als er die Ansicht von Steyr schuf, übersiedelte er nach Wien. Dort betätigte er sich bis zu seinem Lebensende-zwischen 1564 und 1566- vorwiegend als Radierer, Porträtist und Medailleur. Neben Land schaften stellte er auch Szenen aus dem Neuen Testament dar. Die Werke von Au gustin Hirschvogei und Wolf Huber dienten ihm als bedeutenden Vertreter der Nürnber ger Schule als Vorbilder. Noch im 16.Jahrhundertoderzu Beginn des nächsten konterfeite der Steyrer Gold schmied Wolf Hauser das Antlitz seiner Va terstadt. Er wählte für seine Darstellung ei nen Aussichtspunkt, von dem aus später auch Merian und Vischer die Eisenstadt be trachteten. Der Bildinschrift nach ist diese in Kupfer ge stochene Ansicht1584entstanden,doch die Jahreszahl scheint erst nachträglich hinzu gefügt worden zu sein. Nach verschiedenen Einzelheiten zu schließen, kann die Entste hungszeit mit ca. 1611 festgesetzt werden. Die lange Zeit als älteste angesehene Stadtansicht von Steyr ist einerseits eine wertvolle Biidqueiie zur Baugeschichte der Eisenstadt im 16. Jahrhundert, andererseits durch ihre zeitliche Nähe eine interessante Vergieichsdarsteliung zu Lautensacks An sicht. Die künstlerisch zwar unbeholfen wir kende, aber topographisch gewissenhafte Radierung bedient sich der damals ge bräuchlichen Manier des Pianprospektes, einer Verbindung von Grundrißpian und Vo gelschau, und führt die Stadt mit ihren Vor städten und der näheren Umgebung in der Blickrichtung von Osten gegen Westen im Bild vor (Alfred Marks). Wolf Hauser ist von 1607 bis 1620 auf dem Haus Engegasse Nr. 17 nachzuweisen. Er starb am 11. November 1620 im 63. Lebens jahr. Nach Eintragungen des Ratsprotokoiies soll er in den Jahren 1608 bis 1613 mit der An fertigung eines ,,Burgfried-Kupferstiches" beschäftigt gewesen sein. Es kann aber mit Sicherheit angenommen werden, daß in diesen Jahren der später mit 1584 bezeich nete Stich entstanden ist. Darüber hinaus wird ihm das derzeit im Amtszimmer des Bürgermeisters präsentierte silberne Bas relief mit der Darstellung der Stadt Steyr zu geschrieben. in den Kupferstichen des 1649 erschiene nen Bandes über Österreich nahm Matthäus Merian auch die kaiserliche Stadt Steyr auf. Bekanntlich hat dieser Kupferstecher, Buchhändler und Verleger in den Jahren 1642 bis 1688 eine dreißigbändige Topographie europäischer Länder mit über zweitausend Ansichten und an die einhun dert Landkarten herausgegeben. Matthäus Merian(1593 bis 1650)war Schü ler des Kupferstechers Dietrich Meyer in Zü rich. in den Jahren 1620 bis 1624 tätig, übernahm er schließlich die Kupferstecher werkstatt seines Schwiegervaters Johann Dietrich de Bry in Frankfurt am Main. Unter den 222 Ansichten des Werkes ,,Topographia Austriae superioris modernae" aus dem Jahre 1674 von Georg Matthäus Vischer ist auch eine Darstellung der Stadt Steyrzu finden, die den Stich von Merian zur Grundlage hatte. Der Weitpriester Georg Matthäus Vischer(1628 bis 1696) war Kar tenzeichner und Topograph und wird 1666 als Pfarrer in Leonstein, 1696 im Stift Kremsmünster tätig genannt, in den Jahren 1667/68 fertigte er für die obderennsischen Landstände eine Karte von Oberösterreich an. Auch Steiermark, Ungarn, Siebenbür gen sowie Wien und Graz fanden durch ihn eine topographische Behandlung. AbtAnselm i. Angerer von Garsten(1683 bis

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