Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

sehr bald der Bezug zum Elsenhandel ge kommen Ist. Allgemein wird angenommen,Otakar I., der 904 Graf Im Leobner Gau war, sei der Er bauer der Stiraburg gewesen. Jedenfalls sind Im 10. Jahrhundert die Otakare nach Steyr gekommen und nannten sich Im 12. Jahrhundert nach der mächtigsten Burg der Gegend In Ihrem Besitz ,,von Steyr". Ihre Mark Ist die zu Steyr gehörige Mark,also die Steiermark. Die verwandtschaftlichen Be ziehungen der Otakare Im 12. Jahrhundert belegen Ihre bedeutende Stellung Im Reichsadel. Vielleicht wurde 1156 die Juris diktion der Babenberger bis zum Hausruck ausgedehnt, der Komplex der Besitzungen und Rechte der Otakare jedoch nicht einbe zogen. Über sie blieb wohl für den Bereich des Traungaues eine gewisse Abhängigkeit vom bayrischen Herzog aufrecht. Als 1180 der Kaiser Friedrich Barbarossa den Mark grafen Otakar IV. mit dem Schwert umgür tete und damit für volljährig erklärte, dürfte er Ihn auch zum Herzog erhoben haben, denn 1181 wird er schon als dux bezeichnet. Dadurch wurde Otakar vom bayrischen Herzog eximlert. Damit zusammenhängend wurde auch die Steiermark Herzogtum, und nach dem Anfall an die Babenberger 1192 wird nur mehr von einem Herzogtum Stei ermark gesprochen. In der Georgenberger Handfeste von 1186, ausgestellt In Enns, vermachte Herzog Otakar den Gesamtkom plex seiner Rechte dem österreichischen Herzog; 1192 starb er und die Herrschaft Steyr kam an die Babenberger. In der2. Hälfte des12.Jahrhunderts kennen wir einen Wochold, einen Ministerialen des Herzogs von Steyr, der sich nach Steyr nennt. Daß er oder die Gundakare von Steyr Burggrafen gewesen seien, wird bezweifelt. Die Bezeichnung ,,von Steyr" beim Namen besage nichts, denn es nennt sich nicht sel ten eine ganze Reihe von Ministerialen (Dienstmannen) nach Steyr. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wird ein Oulricus iudex de Styra genannt, wohl ein (niederer) Landrichter der Herrschaft. Im 13. Jahrhun dert sind ,,offlciales" der Babenberger In Steyr nachweislich. Die Otakare kannten solche nicht und eine Nennung für 1185 von ,,offlclales nostri vel ludices" Otakars IV. Ist eine Fälschung von 1270/74. Die Baben berger ersetzten die Ministerialen der ein zelnen Ämter durch Offizlale: für 1213 wird ein Hilpoldus officialis de Styria als Zeuge hinter der hohen und niederen MInlsterlalltät der Herrschaft angeführt. Er gehörte wie ein seit 1234 nachweisbarer Walchunus wohl dem Ritterstand an. Für eine Ritterge meinde In Steyr Ist es nicht schwer,zahlrei che Belege bis zum Beginn des 13. Jahr hunderts zurück beizubringen (Weltin): Um 1220 werden Marquard (Preuhafen?) magister cellarii, Otakerus Preuhafen, Rudolfus Preuhafen, Otto Scheck, Albere Preu hafen und andere genannt;etwa gleichzeitig werden sie ,,clves Stirle" genannt (1219-1228): Eberhardus de Ternberg, Otto Shekke, Rudolfus Priuhafen, Otakir Priuhafen, Imbrik. Als 1246 die Babenberger ausstarben, dürf ten die Ministerialen In den bereits wichtigen Orten Linz, Wels und Steyr Ihre starke Stel lung welter ausgebaut haben; die drei Städte werden munitiones Austrie Superioris genannt. Aus diesen Kämpfen gingen drei, darunter Dietmar von Steyr, siegreich hervor und mit Ihnen mußte sich auch Ota kar II. von Böhmen nach seinem Herrschaftsantrltt arrangieren, was Ihm auch ge lang. Den Traungau konnte er, wie es scheint, mühelos halten. 1252 übertrug Ot tokar II. seine Rechte In Losenstein an Dietmar von Steyr und Weltin deutet das als Arrangement des neuen Landesherrn mit dem MachthaberD/efmar des für Ihn wichti gen Territoriums Steyr. 1258 wird dann Dietmar mit seinen beiden Söhnen Düring und Dietmar erwähnt. Ungesichert In seiner Stellung In der Herrschaftsverwaltung Ist ein zwischen 1254 und 1274 urkundlich ge nannter Otto von Steyr. 1268 wird ein gewisses Naheverhältnis der Herrschaft Steyrzum Schreiberamt In Enns erkenntlich. 1268 führt nämlich bei einem Talding In Steyr der Schreiber von Enns die Reihe der weltlichen Zeugen an. Ihre Na men sind l\/iarquard Preuhafen, Perchtoidus frater suus, Düringus Schekko, Otto de Osterberch, Ortoifus de Chersperch, Richerus Stadei, Uiricus, Marquardus, Dietmarus fratres de Tursendorf, Hyiprandus miies(iudex de Styria), Dietmarus de Scha chen, Hugo Ponhaim et fiiius suus, Heinricus Roubber. Auch bei einem Talding In Steyr am 22. Juni 1273 werden wieder lauter Männer genannt, die auch sonst bei Rechtshandlungen In Steyr anzutreffen sind. Auch am 27. Jänner 1275 Ist Im Ca strum Stirle wieder ein Talding mit Männern als Zeugen wie Preuhafen, Scheck und Ponhaim. Bereits der alte und bedeutende Historiker von Steyr, Valentin Preuenhueber, hat Im 17. Jahrhundert diese alten In Steyr ansässigen Namen recht genau ge kannt. Nachdem König Rudolf von Habsburg das Land ob der Enns vereinbarungsgemäß dem Herzog Heinrich von Niederbayern verpfändet hatte,sehen wir Heinrich am 12. Juli 1277 Im Castrum Steir, wo er In einer Streitsache zwischen seinen Offizialen und dem Kloster Garsten vermittelte. In drei Urkunden von 1281 und 1282 wird Ul rich von Kapellen als ,,capltaneus In Steler" genannt,bzw.capitaneus Stirensis civitatis. Unter clvitas versteht man nun fürs 13. Jahrhundert richtig eine städtische Sied lung, doch Ist bei Ulrich von Kapellen mehr gemeint. Weltin deutet das Wort ,,clvitas" als gesamten, die Herrschaft Steyr umfas senden Landgerichtssprengel einschließ lich der eigentlichen Stadt Steyr. Auch fürs Stadtrecht von 1287 sucht Weltin zu bele gen, daß sich die Im Stadtrecht genannte ,,clvitas" und die Herrschaft deckten, daß der Richter der clvitas also nicht ein Stadt richter, sondern Burggraf war. Zu Ende des 13.Jahrhunderts erscheint als Stellvertreter von Königin Elisabeth In Steyr ein Dietrich iudex de Styra, der als solcher die gleiche Stellung hatte wie vorher die babenber gischen Oberoffizlale und der capitaneus ci vitatis und wie Im 14. Jahrhundert nach Ihm die landesfürstlichen Burggrafen. Seit 1307 Ist In Steyr ein Pfleger nachweis bar, der durchaus als gleichberechtigt dem Hauptmann ob der Enns zu gelten habe,wie wiederum Weltin aufzeigt. Am Beginn des 14.Jahrhunderts trage Steyr(also die Herr schaft) durchaus die wesentlichen Züge ei nes eigenen Landes, dessen räumliche Erstreckung das um 1325 angelegte Urbar der Herrschaft erkennen lasse. Erst 1325 er kennen wir für Steyr einen Zustand,der sich auch In den folgenden Jahrhunderten nicht mehr ändern sollte: In der Burg Steyr saß als Treuhandverwalter der Herrschaft ein Burg grafoder Pfleger und In der nun durch Burg frleden begrenzten Stadt war ein eigener Richter, der ausschließlich für die Vor kommnisse Innerhalb des Burgfrledens zu ständig gewesen Ist. Wann wurde Steyr nun,,Stadt"? Eine solche Frage Ist zwar für einen NIchthlstorlker be greiflich, für einen Historiker aber sehr schwer zu beantworten. Wer die Geschichte nicht so gut kennt, geht ja gern von der An nahme aus, man könne Irgendein exaktes Jahr angeben:980 vielleicht, well 1980 eine Tausendjahrfeier begangen wird, oder 1287, well da ein wichtiges Stadtrecht ver liehen wird. Die Sache Ist komplizierter. Un sere Siedlung Stirapurhc war die Keimzelle der Stadt Im spätmittelalterlichen Sinn. Die Frage, seit wann Steyrburg oder Steyr Stadtcharakter besitze, Ist so zu beantwor ten, daß der dörflich-agrarische Charakter nie maßgebend war und Steyr einfach auf grund seiner Existenzbasis zur ,,Stadt" - ,,clvitas"-wurde,alsder große Aufschwung des Städtewesens um 1200 einsetzte. 1082 wird Steyr ohne Namensnennung als urbs bezeichnet. Die angebliche Urkunde Bi schof Aitmans von Passau über das

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