Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Reiseskizzenbuch eines Unbekannten, Beginn 18. Jahrhundert, Seite 132/133, Signatur Oberösterreichisches Landesarchiv Neuerer werbungen 140. Die Redaktion dankt Dr. Georg Heilingsetzer für den Hinweis auf diese bisher unbekannte Stadtansicht von Steyr ^ Ii'*- 4fy-^A>s fr--- Jahrhunderts war die Enns die am weitesten nach Osten vorgeschobene Verteidigungs linie des schwachen ostfränkischen Rei ches. Die Erbauung der Stiraburg entspricht wohi derseiben Absicht, die der Erbauung der Ennsburg zugrunde lag. Zibermayr meint, die Steyrburg sei gleich nach der Ennsburg errichtet worden. Pirchegger schreibt, die Erbauung beider Burgen sei aus militärischen Gründen notwendig ge wesen, das lehre ein Blick auf die Karte. Beide Befestigungswerke vermochten aber nicht, Einfälle der Ungarn nach Bayern auf zuhalten. Erst Ende des 10. Jahrhunderts wird die Steyrburg urkundlich genannt, und zwar in der Synode von Mistelbach bei Wels. Wann diese stattfand, läßt sich nicht genau sagen. Zibermayr weistsie der Zeit um 972zu,wäh rend im allgemeinen angenommen wurde, sie habe 985-991 stattgefunden. Steyrburg war wie andere Orte der näheren Umgebung der Pfarre Sierning zehentpflichtig. Nun werden wir wohl schon wegen dieser An gabe unter Steyrburg nicht eine ,,Burg" zu verstehen haben,sondern eine Siedlung.Im 10. Jahrhundert wird auch Enns ,,Enns- .bürg" genannt und Zauner meint,es handle sich dabei wohl um eine Burg ,,mit städti schem Leben" und schreibt, diese soge nannte Ennsburg habe ,,die Burg selbst" nicht mit umfassen brauchen. Das englische ,,-bury" bedeutet auch soviel wie ,,Stadt"; und das Wort ,,Burg" der Karolinger- und Ottonenzeit bedeutet auch noch die primi tive Form einer durch Lage und Befestigung geschützten Siedlung. Fürs 10. Jahrhundert wird man sagen dürfen: die Burgsiedlung nahm den Namen des befestigten Platzes an und hieß nun ebenfalls Steyrburg. Wo war nun diese älteste Siedlung Steyr burg? Ein Fachmann des Studiums städti scher Baualterpläne, A. Klaar, will sie eher oben auf der Terrasse,im Bereich,der süd westlich an die Befestigung anschließt, se hen. Ofner meinte, das Wohngebiet der Dienstmannen der Otakare von Steyr im nördlichen Teil der Berggasse und in der Enge suchen zu dürfen. Vom Gelände her könnte wohl die Enge, im geschützten Be reich zwischen der Befestigung, Zwischen brücken und Ennsfluß gelegen, der älteste Siedlungskern der Stadt sein. Kiaar will auch wissen, die alte Siedlung in der Enge bis einschließlich Stadtplatz 4 sei im 12. Jahrhundert abgeschlossen worden. Er nimmt auch noch einen weiteren Siedlungs kern an; eine Kirchensiedlung im Bereich zwischen Grünmarkt und Pfarrberg, die schon vor 1250 bestanden habe. Sie wäre dann durch den planvollen Ausbau der In nenstadt im 13. und 14. Jahrhundert über schichtet worden. Die Lage Steyrs zeigt, daß die Innenstadt sich nie auf der Basis ei ner mit ihren Fluren verbundenen Agrarsiedlung hätte entwickeln können; Handel und Gewerbe und die Bedürfnisse der Her ren auf der Burg müssen die Grundlage der frühen Entwicklung gewesen sein, wozu

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