Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

40Jahre Chemiefaser Lenzing Aktiengesellschaft Zu den bedeutendsten Industrieunterneh men Österreichs gehört die Chemiefaser Lenzing AG, die mit einem Jahresumsatz von ca. 3 Milliarden Schilling und einer Beschäftigtenzahi von rund 3800 Mitarbei tern als Wirtschaftsfaktor heute kaum mehr wegzudenken ist. Hervorzuheben ist neben dem hohen Exportanteil, der Dreiviertel des Umsatzes ausmacht und über 1,5 Milliarden Schilling Nettodevisenerlös erbringt, die jährliche Lohn- und Gehaltssumme von etwa 1 Milliarde Schilling, welche wesentlich zum Wohlstand der Bevölkerung im Bezirk Vöcklabruck beiträgt. Das Unternehmen wurde 1938 gegründet und solltesowohlden Mangelan inländischen Naturfasern als auch den ständig steigenden Bedarf an Textilrohstoffen für Textilien ausgleichen. Ausschlaggebend für die Standortwahl war vor allem die auf das Jahr 1891 zurückgehende Zellstoff-Fabrik, die den Rohstoff Zellulose für die Textilfasererzeugung liefern konnte. Daneben wurde die Entscheidung durch die ausrei chende Wasserversorgung der Ager und das Braunkohlenvorkommen im nahen Hausrück begünstigt. Der damaligen Tagesproduktion von rund 60 Tonnen Viskosefasern stehen heute nicht nur 300 Tonnen gegenüber, sondern auch eine breite Produktpalette, die neben Modal- und Acrylfasern auch Kunststofffollen und -gewebe, Maschinen, Papier, Profilholz u. a. beinhaltet. Der in Lenzing nach dem umweit- und energiebewußten Magnesiumbisulfitverfahren gewonnene Zellstoff wird zur Gänze für die Viskose und Modalfaser produktion sowie für die Papierherstellung benötigt. Rund 600.000fm Holz werden jährlich in Lenzing für die Gewinnung von 115.000 to Zellstoff verwendet. Einen Großteil des Buchenholzes liefern die österr. Forstbetriebe, der Rest wird impor tiert. Mit 104.000 Tonnen Viskosefasern ist das Unternehmen der Textiiindustrie welt weit bekannt. Amerika, Südafrika, die VR China oder Polen zählen ebenso wie der europäische Raum zu den traditionel len Absatzmärkten. Wegen Ihrer ausge wogenen Eigenschaften und der großen Ähnlichkeit mit der Naturfaser Baumwolle haben Viskose und Modal einen vieiseitigen Einsatzbereich. Als Ergebnisse inten siver Forschungsarbeit sind schwer ent flammbare Viskosefasern, Quell- und Röntgenkontrastfasern sowie graphit inkorporierte Viskosefasern anzuführen. Seit 1973 werden in Lenzing auch Polyacryifasern hergestellt. Vor allem bei Heimtextiiien und Strickwaren werden die Pflegeleichtigkeit und das hohe Wär merückhaltevermögen dieser Faser ge schätzt. Für die eigene Textilfaserverpackung Lenzing Viscose und Lenzing Modal — Geschwister der Baumwoiie Das Ist richtig. Es gibt auch bei Textilfasern, aus wel chen unsere Kleider und Heimtextiiien hergesteiit werden, Verwandtschaften. Ganz enge Verwandtschaft haben die zeiiulosischen Fasern, nämiich Baumwoiie, Viskose und Modai. Aile drei Fasern sind in der Grundsubstanz gieich, aus reiner Zeiiuiose — und daraus hergesteiite Bekieidungstextiiien haben auch die guten Trageeigenschaf ten: sie sind sehr gut saugfähig, körperfreundiich und sehr angenehm zu tragen. Die Viskose- und Modalfasern lassen sich in 100 % oder in Mischung mit Baumwolle bzw. mit Synthetics sehr gut verarbeiten. Sie haben auch in Mischungen mit anderen Fasern drei hervorragende Eigenschaften: Saugfähigkeit, Körperfreundlichkeit und herrliche Farbbrillanz — eben das, was man heute von moder nen Textilien mit einem natürlichen Tragegefühi ver langt. Beachten Sie bei Kauf von Textilien auch das Auszeichnungsetikett: Viskose und Modal gibt Ihnen die Garantie für das angenehme Tragegefühl! Lenzing Lenzing Modeiiskizze aus dem Modekatalog von Josef Otten, Hohenems wurden Mitte der 60er Jahre Kunststoff folien und -gewebe entwickelt, die sich inzwischen auch in der Bauwirtschaft, Landwirtschaft und Campingindustrie durchgesetzt haben. Das diesbezügliche Maschinenbausystem ,,vom Granulat zum fertigen Gewebesack" sei am Rande erwähnt. Klebebandbasisfolien, Klarsichtverpackungsfolien und geschäumte Fo lienbänder sowie PTFE-Fasern, -Garne und -Gewebe für technische Einsatzge biete zählen zu den Produktinnovationen. Die Papierproduktion ist relativ klein und beschränkt sich auf technische und gra phische Sorten. Ebenfalls zur Chemiefa ser Lenzing AG gehört das Sägewerk am Abfluß des Attersees mit einer Jahres produktion von rund 80.000 m® Schnittund Profilholz. Durch die weitgehende Rückgewinnung und Wiederverwendung der eingesetzten Chemikalien leistet das Werk einen wich tigen Beitrag zum Umweltschutz. Allein in den letzten zehn Jahren wurde über 1 Milliarde Schilling für die Reinhaltung von Luft und Wasser investiert. Verfahren, die den Anforderungen des Umweltschut zes und der Energieeinsparung entspre chen, werden im Rahmen von Know-how und Engineering an andere Zellstoffund Fasererzeuger weitergegeben. Das interesse an der Jugend und den künftigen Mitarbeitern zeigt sich am hohen Lehrlingsstand. Rund 200 Lehrlinge wer den in technischen, chemischen und kaufmännischen Sparten ausgebildet. Fortbildungskurse für Werksangehörige ermöglichen nicht nur Aufstiegschancen, sondern auch den persönlichen Wissens zuwachs. Besonders zu erwähnen wären noch die sozialen Einrichtungen des Unterneh mens. Abgesehen von der medizinischen Versorgung sind für Mitarbeiter bestimm ter Produktionsbereiche kostenlose Erho lungsaufenthalte vorgesehen. Kleinkinder berufstätiger Mütter finden im Werkskin dergarten eine fachgerechte Betreuung, und die mustergültige Werksküche mit zwei Nebenstellen Ist auch für den Schichtbetrieb eingerichtet. Auf persönli che Bedürfnisse der Mitarbeiter wird durch die gleitende Arbeitszeit entsprechend Rücksicht genommen. Für über 1200 Mitarbeiter ist ein Zubringerdienst einge richtet. Viele Werksangehörige wohnen in Werkwohnungen, die zum Teil über eine eigene gemeinnützige Siedlungsge sellschaft verwaltet werden. Auch Eigen heime und Eigentumswohnungen werden über die Siedlungsgesellschaft und durch Firmendarlehen gefördert. p. r.

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