Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 4, 1979

Zu den Anfängen von Steyr Manfred Brandl ■» ±!r-^* < Pff'asP Wenn man über die frühe Geschichte der Stadt Steyr schreibt, ist man mehr als bei anderen Städten in Verlegenheit. Es ist allzu wenig, was uns die Quellen vor dem 14. Jahrhundert über Steyr berichten, und oft genug gehen die Meinungen über diese we nigen Quellen auseinander. Vereinzelte frühgeschichtliche Bodenfunde in und um Steyr lassen keine prähistorische Siedlung erschließen. Nichts gestattet uns die Annahme einer römerzeitlichen Sied lung auf Steyrer Boden, auch nicht die Tat sache eines im Jahr 1297 gefundenen Münzschatzes der Römerzeit. Wenn auch Arbeo für die Zeit um 700 von ,,Städten" zu beiden Seiten der Enns spricht, so war Steyr damals keine Siedlung diesert Art. Nach dem Awarenvorstoß um 700 Hegen durch fast ein Jahrhundert keine urkundli chen Nachrichten über den Zentralraum des heutigen Qberösterreich vor. Qrtsnamen lassen nun erkennen, daß weite Gebiete des Landes von slawischer (karantanischer) Siedlung durchsetzt wurden. Namen der engsten Umgebung stammen aus der Sla wenzelt des 8. Jahrhunderts: Dietach, Ra ming, Garsten, Sarning, Sierning. Qb sich Slawen des 8. Jahrhunderts Im engeren Stadtbereich niedergelassen haben, kann man nicht sagen. Kremsmünster wurde 777 gegründet und wurde zum Mittelpunkt für die Erschließung des Gebietes. Die Grün dungsurkunde, die in der überlieferten Form nicht das Original wiedergibt, gewährt aller dings nur für die ans Stift überwiesenen Ge biete Einblick in den Stand der Siedlung auf der noch weithin mit Wald bedeckten Traun-Enns-Platte. Das Gebiet nördlich des Unterlaufes der Steyr hinüber zur Enns wurde 777 als Rodungsbezirk Dietach dem Stift zugewiesen. Die Qrtsnamenforschung belege nach E. Kranzmayer einwandfrei, daß seit der Spät antike eine ununterbrochene schriftliche Überlieferung des erschlossenen ursprüng lichen örtlichkeitsnamens Stiria bestehe, wie er auch in Urkunden seit dem 12. Jahr hundert verwendet wird (styria, stiria). Lautgesetzllch hätte nämlich die alte Form stiria zu stirre bzw. stirra werden müssen, und das etwa um die 2. Flälfte des 8. Jahrhunderts. Daß sich nun die ältere Form In Urkunden finde, belege schriftliche Überlieferung von älterer Zelt her. Das Wort sei ein keltisches Adjektiv und heiße ,,das zur Flemmung (Stauung) gehörige". Kranzmayer interpre tierte das derart: man habe in alter Zeit be obachtet, wie der eine Fluß, wenn er mehr als der andere Hochwasser führte, den an deren hemme. ,,Stiria" sei aber nicht einer Siedlung, sondern ein einem Landschafts punkt, einem kleinen Bereich, gegebener Name. 900 brachen die üngarn über die Enns nach Bayern ein. Bei ihrem Rückzug wurden sie von Markgraf Liutpold bei Linz besiegt. Im Anschluß daran entstand zum Schutz des Reiches vor künftigen Überfällen die stark befestigte Ennsburg. In der 1. Hälfte des 10.

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