Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

ler Hannes Loderbauer ein Volltreffer In der Wanderllteratur gelungen. Der Seenreichtum des Salzkammergutes hat schon früh, am Beginn des 19. Jahrhunderts, den europäischen Ruf dieser Landschaft begründet. Namen wie Traunsee, At tersee, Mondsee, Wolfgangsee, Hallstätter See sind Werbeschlager des österreichischen Frem denverkehrs. Die ganze Vielfalt dieses Land schaftsraumes Ist bisher jedoch nur wenigen be kannt bzw. bewußt geworden. Franz Lipp schrieb einmal eine Abhandlung über die Salzkammer gutseen. Geologen, Hydrologen und Alpinisten sind sie natürlich bekannt. Eine Gesamtübersicht fehlte aber bisher. Hannes Loderbauer hat sich dieses Gesamtbild mühsam erwandert. Er suchte aus kartographischen Aufzeichnungen alle Seen Im Tal und auf dem Berg zusammen und hat die Steige zu all diesen oft sehr verborgenen Gewäs sern - denken wir nur an die Bergseen Im Dach steingebiet-begangen. Mit dem sicheren Gefühl des erfahrenen Bergstelgers stellte er eine Fülle von ,,Wanderungen und Spaziergängen" zu sammen. Dem eifrigen Benützer des Büchleins winkt sodann als Belohnung bei zehn nachgewie senen Wanderzielen die ,,76-SalzkammergutSeen-Wandernadel", bei 20 nachgewiesenen Wanderungen sogar ein ,,76-SalzkammergutSeen-Pokal". Aus der Tagespresse erfahren wir bereits von einem starken Echo. Dieser Wanderführer Ist aber auch fachlich In struktiv gestaltet. Die wichtigsten Seen sind mit einem ,,Seepaß" versehen, der die jeweils we sentlichen geographischen Angaben enthält. Vorwörter stellten Generaldirektor Dr. Erwin Wenzl ,,Dle Seen des Salzkammergutes und die OKA", Generaldirektor Dr. Gerhard Knezicek ,,Dle Salzseen Im Salzkammergut", Dr. Jens Hemsen ,,Dle Fische der Salzkammergutseen", Roman Pilz ,,Über den Stein" (Dachsteinmassiv) und Medizinalrat Dr. F. Froschauer,,Wandern für Schwangere und zur Herzgesundung" zur Verfü gung. Diesem Wanderführer Ist ein lang anhaltender Erfolg vorauszusagen. Seinem Autor verdanken wir viele neue Anregungen, ob wir nun Spazier gänger, Jochgeier oder Hochalplnlsten sind. Zur Bebilderung steuerte er wirkungsvolle Photos und einige Kartenskizzen bei (Attersee, Traun see, Laudachsee, Vorderer und Hinterer Langbathsee, Wolfgangsee, Gründl-, Töplitz-, Kam mersee, Hallstätter See, Gosausee, Eisseen, Dachsteinseen). Hannes Loderbauer: 76 Salzkammergutseen. Wanderungen und Spaziergänge. Linz: Ober österreichischer Landesveriag 1979, 208 Seiten, 64 Schwarzweißbilder, 10 Zeichnungen, Laden preis S 158.-. Ein neues Werk zur Zeitgeschichte Oberösterreichs Die zeitgeschichtliche Forschung und Publizistik, die In unserem Heimatland von Harry Slapnicka Initiiert worden Ist und vom oö. Landesarchiv so wie dem Oö. Landesverlag vorbildlich betreut wird, hat von kirchlicher Seite eine beachtens werte Ergänzung erfahren. Als Band 11 der,,Lin zer Philosophisch-theologischen Reihe" er schien vor kurzem Im OLV-Buchverlag das Werk ,,Das Bistum Linz Im Dritten Reich". Es Ist ein Sammelband mit Schrlftleltung des bekannten Linzer Kirchenhistorikers Prof. Dr. Rudolf Zinn hobler, der neben der Einleitung selbst vier Bei träge zur Verfügung stellte. Zur Seite standen Ihm elf erfahrene Mitarbeiter, die Abhandlung über Franz Jägerstetter Ist ein Nachdruck aus dem 1972 In der Schweiz bzw. In Westdeutschland er schienenen Buch von Victor Gonzemlus ,,Pro pheten und Vorläufer". Die Lektüre dieses Buches Ist aufregend und fas zinierend. Dieses Urteil erlaube Ich mir als ehe maliger Frontsoldat (Infanterie), der von den Ge schehnissen In der Heimat kaum Kenntnis ge winnen konnte, dem auch die eigene Kriegsnot viel zu nahe war, um Nöte anderer erkennen zu können. Eine weitere Erkenntnis ergibt sich aus diesem Buch, wie sehr nämlich jede Form von Diktatur gegen alle Menschenwürde verstößt und wie sehr es Aufgabe der Überlebenden sein muß, neue Diktaturkeime mit aller Schärfe zu entlar ven. Oberstes Gebot sollte dabei allerdings Tole ranz sein, wie wir sie aus dem Programmwort von Bischof Dr. Josephus Calasanctius Fließer lernen können, dem sein Biograph bescheinigt: ,,Wohl kein Bischof hat jemals die Verantwortung für die Diözese Linz In einer solchen Situation und unter solchen Belastungen übernommen wie Dr. Flie ßer Im Juni 1941." Sein Wort war nun, wie wir es uns merken sollten: ,,Vlnce In bono malum - Überwinde das Böse durch das Gute." Diese tolerante Haltung durchzieht das gesamte Werk, wird von allen Autoren geübt. In der Einlei tung schreibt der Herausgeber: ,,Dle Kapitel des vorliegenden Buches wollen nicht Teile eines Heldenepos für die Kirche sein. Genauso wenig wollen sie die Nationalsozialisten auf die Ankla gebankversetzen. Es geht einfach darum, darzu stellen, wie es gewesen ist. In ehrlicher, keine Seite beschönigender Art und Welse." Den umfassenden Rahmen - wir könnten auch von einer Klammer des Buches sprechen - gibt Harry Slapnicka mit seiner Studie ,,Dle Kirche Oberösterreichs zur Zelt des Nationalsozialis mus". Seine Ausführungen stützen sich auf ge naues Quellenstudium, wobei Ihm die zeitgenös sischen Akten zahlreich zur Verfügung standen, in der Nüchternheit seiner Darstellung wirken die Fakten-Auflösung der katholischen Vereine und Institutionen, Einschränkung des Religionsunter richtes, Auflösung der konfessionellen Schulen, Enteignung der Klöster, Biutopfer der Priester schaft usw. - erschütternd genug. Zu dieser zeitgeschichtlichen Umrahmung gehö ren auch die Abhandlungen von Hans Rödhammer über das sogenannte ,,Generalvikarlat Hohenfurth 1940-1946" mit den kirchenrechtllchen Regelungen der deutschen Gebietsanschlüsse Im Sudetenland und dem Protektorat an den Gau Oberdonau und von Karl Rehberger ,,Dle Stifte Oberösterreichs unter dem Hakenkreuz", die überdle klösterliche Enteignungswelle dIeserÄra Informiert, die In trauriger Welse an den Josephlnlsmus erinnert. Eingehend werden von Rudolf Zinnhobler ,,Dle Haltung Bischof Gföllners gegenüber dem Natio nalsozialismus" und von Anton Naderer,,Bischof Fließer und der Nationalsozialismus" untersucht. Hier wäre anzumerken, daß Bischof Johannes Maria Gföllner eigentlich keine Ehrenrettung oder gar Entschuldigung benötigt. Die abgedruckten Quellenstellen erweisen den Mut und die Größe dieses Kirchenfürsten, dessen persönliche Tra gik es allerdings war. In eine Zelt der politischen Chaotik hineingestellt worden zu sein. Er hat mannhaft genug sein Lebenswerk vollbracht. Sein Nachfolger Ist uns allen noch In bester Erin nerung, eine Persönlichkeit von feinem Kunst verständnis, politischer Klugheit und zu seiner Zelt eben auch von jugendlichem Elan. Sein Werk war die Behauptung und die Versöhnung. Diesen Eindruck bestärken seine beiden Predigten aus dem Jahre 1943, die von Rudolf Zinnhobler als lebendige Zeltlektüre ediert wurden. Dem unmittelbaren kirchlichen Bereich gehören die Abhandlungen von Rudolf Zinnhobler ,,Dle Errichtung ,geschützter Seelsorgeposten' Im Bis tum Linz", von Josef Honeder ,,Dle Schicksale des Kollegium Petrinum 1938-1945", von Flo rentin Nothegger ,,Dle Franziskanerklöster In Oberösterreich 1938-1945" und von Hans Hol lerweger ,,Dle Liturgische Bewegung In der NSZelt" an. Persönliche Schicksale schildern In oft ergreifen der Welse Rudolf Zinnhobler ,,Dle Tätigkeit des Dr. Gantenberg In Oberösterreich", Raimund Bruderhofer ,,P. Paulus Wörndl O.C.D., ein Opfer des Nationalsozialismus" und die schon er wähnte Studie über Franz Jägerstetter. Von unmittelbarer Erlebnisnähe sind die Berichte Ferdinand Klostermanns,,Katholische Jugend Im Untergrund" und Erich Widders ,,Wlrslnd (waren) Deine Jugend". Erschütternd, aber auch als Fanal gegen die Zelt wirkt die gerechte biographische Skizze von Franz Loldl über ,,Gregor Weeser-Kreli, ein na tionalsozialistisch gesinnter Ideallst". Wer erin nert sich heute noch der Verdienste dieses Man nes um die Erneuerung der kirchlichen Kunst In Oberösterreich mit seinen mannhaften Aufträgen In seiner Pfarrkirche Laakirchen? Die DIözesanblldsteile, voran Erich Widder, sorgte für eine eindrucksvolle dokumentarische Bebilderung. Das Bistum Linz im Dritten Reich. Hrsg. Rudolf Zinnhobier. - Linz: Oberösterreichischer Lan desveriag 1979, 470 Seiten, 76 Abb., 1 Faltblatt, Ladenpreis S 298.-.

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