Oberösterreich, 29. Jahrgang, Heft 3, 1979

Oberösterreich aktuell Neue Kulturaktivitäten in der Kulturarbeit des Landes Oberösterreich Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Als erste neue kuiturfördernde Maßnahme wurde im Frühherbst 1974 die Aktion Schu le/Museum ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe ist es nicht, Lehrkräfte und Schüler inner halb eines Ausfiuges in das Linzer Schioßmuseum zu bringen, sondern es geht vieimehr darum, im Museum einen gezieiten Unterricht angesichts von Objekten durch zuführen. Die Unterrichtsdauer soll daher 100 Minuten nicht übersteigen. Die Schüler erhalten zur Verlebendigung des Stoffes sogenannte Handstücke (das sind naturge treue Nachbildungen von Exponaten wie Steinzeitbeii, römisches öliämpchen, Krippenfigur): außerdem steht eine Dia-Reihe zur Verfügung. Der Lehrer einer Klasse ent scheidet sich für ein Sachgebiet; sobald die Schüler ins Museum kommen, werden sie In Gruppen geteilt, von denen jede einen be stimmten Abschnitt (z. B. keramische Gefä ße, Steinwerkzeug, Römerstraßen) mög lichst selbständig zu bearbeiten hat. Nach her werden die Erfahrungen unter der Lei tung der Lehrkraft zwischen den einzelnen Gruppen ausgetauscht. Die Vor- und Nach bereitung der Unterrichtsstunde erfolgt In der Schule. Die Voraussetzungen für dieses Unterrichtsmodeii schuf das Pädagogische Insti tut des Bundes für Oberösterreich. Mitgiieder des Institutes lieferten pädagogisch-di daktisch gestaltete Arbeitsblätter für die Hand des Lehrers und für die Schüler. Diese Arbeitsblätter wurden nach den modernsten pädagogischen Erkenntnissen verfaßt und ermöglichen eine rasche, dennoch gründli che Information sowie eine Anpassung an die jeweilige Schulstufe, so daß sie für Son der-, Volks- und Hauptschulen gleicherma ßen geeignet sind. Anschaulichkeit ist dabei oberstes Gebot. Eine Aktion in dieser präzisen unterrichts gerechten Form gab es bisher in Westeu ropa nicht. Das Interesse des In- und Aus landes Ist daher dementsprechend groß; so Ist es vermerkenswert, daß sich das Bun desministerium für Unterricht und Kunst und das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung für die Aktion lebhaft inter essieren. Die Art, museale Themen in einer so lebensnahen Form aufzubereiten, wurde auch für die Jubiläumsausstellung in Kremsmünster 1977 mit großem Erfolg an gewendet. Für die Aktion Schule/Museum ist in organi satorischer Hinsicht die Kulturabteilung des Amtes der oberösterreichischen Landesre gierung verantwortlich. Dabei hat sich fol gender Vorgang bewährt: Die Lehrer mei den sich telefonisch bei der Kontaktstelle der Kulturabteilung und geben ihre Wün sche bekannt. Sie erhalten einen Termin • V m zum Unterricht im Museum sowie die nöti gen vorhin erwähnten Arbeitsblätter. Es wird ihnen ein Autobus zur Verfügung gesteilt, der vom Amt der oberösterreichi schen Landesregierung bezahlt wird; die Lehrer können Vorschläge machen, wel ches Autobusunternehmen sie und Ihre Klasse vom Schulort Ins Linzer Schloßmu seum und zurück bringen soll. Außerdem wird den Lehrern bei der Anmeldung eine Linzer Stadtrundfahrt angeboten, für die das Pädagogische Institut des Bundes für Ober österreich ebenfalls eine pädagogische Un terlage ausgearbeitet hat. Innerhalb der Ak tion kann auch das Jagdmuseum Schloß Hohenbrunn besucht werden. Bisher wurden in die Aktion die Bezirke Linz-Stadt, Rohrbach, Eferding, UrfahrUmgebung, Linz-Land, Grieskirchen, Vöcklabruck, Braunau, Schärding, Kirchdorf, Perg und Gmunden einbezogen. Auch die Schüler der AHS nehmen an der Aktion teil. Im Vorfrühling 1978 entstand der Gedanke, die ,,Herzogsburg" bzw. das Bezirksmu seum Braunau am Inn für die Aktion Schu le/Museum selbständig zu erschließen. Un ter der Leitung von Direktor Dr. Johann Sturm konstituierte sich in Braunau eine Lehrer-Arbeitsgemeinschaft, der 11 Lehr kräfte aus verschiedenen Schulen des Be zirkes Braunau angehörten und die insge samt 7 Themen aufbereiteten; darunter z. B. die Stadtbefestigung Braunau, das mittelal terliche Braunau und Braunau zur Franzo senzeit (Johann Philipp Palm). Zur Vorbe reitung des Unterrichtes steht in der Braun auer Herzogsburg der kleine Vortragssaal zur Verfügung. Die Aktion begann am 24. Oktober 1978 mit der Einführung sämtlicher Pflichtschullehrer des Bezirkes. Seit diesem Zeltpunkt findet die Aktion lebhaften Zu spruch und kann als voller Erfolg gewertet werden: so besuchten innerhalb weniger Wochen rund 20 Klassen mit mehr als 500 Schülern aus dem Bezirk Braunau das Be zirksmuseum in der Herzogsburg. Neben der Aktion Schule/Museum werden von selten des Landeskulturreferates auch andere kulturfördernde Unternehmungen betrieben wie: Aktion ,,Das Museum kommt in die Schule": Aus den Beständen des 00. Landesmu seums und der Sternwarte Kremsmünster werden Wanderausstellungen und Lehr schauen zu verschiedenen Unterrichtsthe men erstellt und den Schulen zur Verfügung gestellt. Bisher wurden rund 15.000 Schüler erfaßt. Aktion ,,Kinderbuchautoren lesen In den Pfiichtschulen": Den Kindern wird die Mög lichkeit geboten, einen Kinder- und Jugend buchautor im Rahmen einer Unterrichts stunde persönlich kennenzulernen und mit ihm über seine Werke zu diskutieren. Von dieser Aktion wurden bisher 45.000 Schul kinder erfaßt. Aktion ,,Schüiertheater": Jenen Schulge meinschaften, die Theater spielen, wird eine Landesförderung in der Höhe von 3000 bis 5000 S für die Anschaffung von Kulissen, Li teratur etc. zur Verfügung gesteilt. ,,Jugend musiziert": Talentierten jungen Musikern wird die Möglichkeit geboten, beim Landeswettbewerb ,,Jugend musi ziert", und wenn sie gute Erfolge erzielen, beim Bundeswettbewerb teilzunehmen. Hörerziehung in oberösterreichischen Schulen: Das Brucknerkonservatorium ver anstaltet jährlich eine Fahrt durch Ober österreich, wo es ungefähr In 30 oberöster reichischen Schulen Hörerziehung durch führt. Zur neuen Kulturarbeit in Oberösterreich gehören ferner Aktivitäten wie: ,,Kultur In der Gemeinde" und ,,Kultur im Betrieb". So wurde auf Gemeindeebene in der letzten Zeit eine Reihe von Anstrengungen unter nommen, um die kultureile Infrastruktur Im gesamten Lande weiter auszubauen. Es wurden in rund 300 oberösterreichischen Gemeinden eigene Kulturreferate installiert. Diese haben die Aufgabe, als Animator die in der Bevölkerung schlummernden Talente und Fähigkeiten durch gezielte Aktionen zu wecken, die in der Gemeinde vorhandenen

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