Landeskunde Vor 170 Jahren; Die Kämpfe im Mühlviertei 1809 Rudolf Walter Litschel Die Schlacht von Eggmühl -geschlagen am 22. April 1809 - bezeichnete Kaiser Napo leon mit Recht als einen seiner größten Triumphe. Es war ihm gelungen, die öster reichische Armee unter Erzherzog Karl wie mit einem einzigen, gewaltigen Schwerthieb in zwei Teile aufzuspalten, die unverzüglich den Rückzug antreten mußten. Der Genera lissimus wandte sich nach Norden, um durch Südböhmen zu marschieren; südlich der Donau trieben die Franzosen drei kai serliche Korps vor sich her, die mehrmals zu halten versuchten, wie am 3. Mai an der Traun bei Ebelsberg. Doch alle Anstrengun gen blieben vergeblich: am 10. Mal 1809 schlug Napoleon In Schönbrunn sein Hauptquartier auf. Trotzdem war der Kaiser nicht ohne Sorgen. Er wußte, daß im Mühl- und Waldviertel das III. österreichische Korps stand und fürch tete daher um die Nachschublinie Pas sau-Linz-Wien. In Oberösterreich war mitt lerweile das Korps Vandamme - das VIII. Korps (Württembergisches Kontingent) - nachgezogen worden und erhielt von Napo leon den Befehl, nicht nur einen Donau übergang des Gegners bei Linz unbedingt zu verhindern, sondern offensiv zu werden und einen starken Brückenkopf um Urfahr zu bilden. In Urfahr kommandierte Generalmajor Rich ter etwa 1500 Mann: Landwehr, Ver sprengte und Rekruten; dazu kam ein Hu sarentrupp. Trotzdem lehnte Richter die Aufforderung Vandammes, den Ort zu räu men und sämtliche Schiffe an das rechte Donauufer zu steuern, glatt ab. Daraufhin begann Vandamme am frühen Morgen des 5. Mal anzugreifen. Er ließ zwischen 4 und 4.30 Uhr längs der Donaulände aufmar schleren: der rechte Flügel lehnte sich an die Donaubrücke, der linke - bei ihm waren die württembergischen Jägerbataillone ein geteilt - stand bei St. Margarethen. Kurze Zeit später und nachdem Richter nochmals eine Aufforderung Vandammes abgewiesen hatte, eröffnete die Artillerie - 20 Geschüt ze, die auf der Donaulände und auf dem Schloßberg postiert waren - das Feuer. Die Kanonade löste in Urfahr zahlreiche Brände aus und zermürbte die kampfungewohnten Landwehrleute. Um 8 Uhr setzten die Würt temberger, und zwar das 2. Fußjägerbatail lon unter Oberst Neuffer, bei St. Margaret hen über die Donau. Sie landeten unbehel ligt oberhalb von Urfahr und griffen sofort an: ein Zug ging über den Spatzenberg vor, zwei Züge wandten sich gegen den linken Ortseingang, ein Zug rückte frontal an, und der Rest des Bataillons schob sich längs der Donau an Urfahr heran. Die Österreicher wurden völlig überrascht. denn sie hatten ihre rechte Flanke nicht be achtet. Nach einem kurzen Feuergefecht er lahmte jeder Widerstand. Generalmajor Richter versuchte zunächst nach Pflaster auszuweichen und wandte sich dann donauaufwärts, wo er jenem württember gischen Zug in die Falle ging, der über den Spatzenberg vorgedrungen war. Um 9 Uhr war Urfahr von den Württembergern be setzt. Generalmajor Richter, ein Oberst, drei Hauptleute, zehn Subalternoffizlere und 150 Mann wanderten in die Gefangenschaft. Der Rest der Österreicher schloß sich unter Ma jor Rumerskirch einem Nachrichtendetachement an, das bei Leonfelden stand. Vandamme durfte also mit seinem Erfolg zu frieden sein. Noch am Vormittag des 5. Mai befahl er, den Brückenkopf Urfahr so zu ar mieren, daß zwei Bataillone und sechs Ge schütze In ihm untergebracht werden konn ten. Für die Arbeiten forderte er zweitau send Bauern an, die alsbald In Urfahr eintra fen und fleißig schanzten. Sie standen unter dem Kommando des Brigadegenerals Tousard, die technische Leitung hatte Brigade general Hanicque Inne. Bereits am 8. Mal war die ,,Festung Urfahr" verteidigungsfä hig, am 11. Mai konnte Tousard seinem Korpskommandanten den Abschluß der Ar beiten melden. Mächtige Schanzanlagen erhoben sich nun vor dem Spatzenhof, auf dem Auberg, In Pflaster, Im Garten des Pfarrhofes von Urfahr und am östlichen Ortsausgang. Am 19. Mal wurde auch der Pöstlingberg In die Widerstandslinie einbe zogen: das auf ihm errichtete Fort Pontecorvo wurde mit einer Haubitze und zwei Kanonen bestückt. Trotzdem fühlte sich Vandamme unsicher. Er befürchtete wie sein Kaiser, daß die Österreicher doch noch einen Angriff aus dem Mühlviertel gegen Linz wagen könnten; er entschloß sich daher bereits am 7. Mal zu einer bewaffneten Aufklärung In Richtung Freistadt. Dazu ausersehen wurden die Leibeskadron des württembergischen Jä gerregimentes zu Pferd ,,König" und zwei Kompanien vom zweiten Fußjägerbataillon; den Befehl über diese Einheiten führte Ma jor Graf Salm. Er rückte längs der Straße Gallneukirchen-Freistadt vor und stieß tat sächlich auf den Höhen bei Unterweiters dorf auf eine Eskadron Erzherzog-Ferdi nand-Husaren (Husarenregiment Nr. 3, Werbebezirk Budapest) und auf eine Abtei lung von Lindenau-Infanterie (Infanteriere giment Nr. 29, Werbestationen Brünn und Rzeszöw), die sich allerdings nur auf ein kurzes Geplänkel einließen und bis Götschka zurückwichen, wo eine Eskadron Vincent-Chevaulegers (Chevaulegersregiment Nr. 4, Werbebezirk Niederösterreich) unter Rittmeister Schnehen biwakierte. Schnehen war auch sofort zu einem Angriff auf die Württemberger bereit, doch als es diesen gelang, eine günstige Stellung zu beziehen, entschloß sich Schnehen zum Abmarsch in Richtung Neumarkt. Graf Salm vermochte zunächst nicht zu folgen: Mann und Pferd waren völlig erschöpft. Erst am nächsten Morgen kam er nach Neumarkt, das er frei vom Feind antraf, plünderte und brandschatzte. Daraufhin marschierte er nach Urfahr zurück - die Österreicher folg ten ihm bis Götschka. Die Württemberger hatten drei Gefallene, ein öffizler und fünf Mann waren verwundet. Von der LindenauInfanterie gerieten 18 Mann in Gefangen schaft. Auch in den folgenden Tagen kam es zu ei ner Reihe von Scharmützeln - hier muß vor allem der verwegene Streifzug einiger österreichischer Jäger und Klenau-Chevaulegers (Chevaulegersregiment Nr. 5, Wer bebezirk Böhmen) unter Hauptmann Ludwig Paulsen vermerkt werden, die, nachdem sie bei Steyregg die Donau übersetzt hatten, bis unmittelbar vor Linz gelangten. Vandamme erkannte daraus, daß der Gegner nicht ge willt war, sich mit der Situation abzufinden. In dieser Ansicht wurde er noch durch das Treffen bei Leonfelden am 16. Mal bestärkt. An dem Tag stieß ein württembergisches Streifkommando bei Weigetschlag auf einen unerwartet heftigen Widerstand der Öster reicher, der die Württemberger zwang, sich bis Zwettl zurückzuziehen. Vandamme wußte nun, wie ernst die Lage war, und bat deshalb das IX. Korps (Sächsisches Kontin gent) unter Bernadette dringendst um Un terstützung, was ihm zugesagt wurde. Vandammes Reaktion geschah um keine Stunde zu früh. Feldzeugmeister Kolowrat, der Kommandant des österreichischen III. Korps, war endlich und auf heftiges Drängen des Generalissimus aus seiner Le thargie erwacht und stellte seine Truppen am 16. Mai zu einem Angriff auf Linz bereit. Er bildete dazu Im Raum von Freistadt drei Gruppen: die rechte Gruppe unter Feldmarschalleutnant Somariva hatte über Hellmonsödt den Pöstlingberg zu erreichen und die Entscheidung herbeizuführen. Man er wartete ihn dort zwischen 15 und 16 Uhr des 17. Mai. Die Hauptkolonne - angeführt von Feldmarschalleutnant Vukassovich - sollte um 2 Uhr früh aufbrechen und über Neumarkt-Gallneukirchen nach Katzbach vor dringen. Als Aufmarschrichtung galt die Inle Pfenningberg-Kulmerberg. Vukassovich war angewiesen, erst zu jenem Zeitpunkt of fensiv zu werden, wenn Somariva den Pöst lingberg erreicht hatte. Der dritten Gruppe, kommandiert von Feldmarschalleutnant
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