Sportinteressen der oberösterreichischen Jugend Landeshauptmann-Stellvertreter Gerhard Possart Sportreferent der oö. Landesregierung Sport ist heute zu einem unbestrittenen Träger der Gesundheits-, Bildungs- und Gesell schaftspolitik geworden. Als die vielfach zi tierte „wichtigste Nebensache der Welt" hat der Sport in unserer schnellebigen Zeit nicht nur die Funktion eines willkommenen Zeitver treibs, der noch dazu den Vorteil hat, gesund heitsfördernd zu sein, sondern er trägt vor al lem auch wesentlich zur positiven Persönlich keitsentfaltung und sozialen Bildung des Men schen bei. Die meisten Sportarten verlangen nach eige nen Sportstätten. Sie bilden die Voraussetzung für eine echte Breitensportbewegung in unse rem Land. Seit dem Jahr 1971 wurden mit ei nem Wertzuwachs von rund fünf Milliarden Schilling 2200 Sportanlagen der verschiede nen Kategorien errichtet. Mit dieser in Öster reich einmaligen Aufbauleistung, die in einem vorbildlichen Zusammenwirken von Land, Gemeinden und Sportvereinen erfolgte, wurde nicht nur ein sehr dichtes Netz von modernen Sportstätten geschaffen, sondern damit auch ein wertvoller Beitrag zur Belebung von Wirt schaft und Fremdenverkehr geleistet. Mit einem derzeitigen Stand von 3030 Sport anlagen sind die Vorgaben des oberösterrei chischen Sportstättenbauleitplanes zu 96 % erfüllt, und das drei Jahre vor Ablauf der ur sprünglich gesetzten Frist. Die Arbeit der nächsten Zukunft wird unter anderem darin liegen, die bestehenden Sportanlagen noch besser auszustatten, die Zahl der Bezirkssport zentren zu vergrößern sowie die sportspezifi schen Leistungszentren im Einvernehmen mit den oberösterreichischen Fachverbänden aus zubauen. Sportförderung und der Bau von Sportstätten können nur dann voll wirksam werden, wenn sie auf die Bedürfnisse und Interessen der Be völkerung weitgehend Rücksicht nehmen. Das bedeutet jedoch, daß immer ein transparentes Verhältnis auf diesem Gebiet herrschen muß. Das Land Oberösterreich hat einerseits durch die guten Kontakte zu den Gemeinden, Sport verbänden und Vereinen, andererseits auch durch gezielte wissenschaftliche Meinungsum fragen die beste Gewähr für einen praxisnahen Einsatz seiner Förderungsmittel. Im Juli 1979 wurden die neuesten Ergebnisse einer repräsentativen Untersuchung, die das Verhältnis der Jugend zum Sport beleuchtet, der Öffentlichkeit vorgestellt. Die überaus in teressanten Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen neue konkrete Anhaltspunkte sowohl für die Sportförderung des Landes ÖÖ. als auch für alle Institutionen, die mit Jugend und Sport in Berührung sind. Der Kreis der Befragten setzte sich aus ober österreichischen Jugendlichen zwischen dem 13. und 19. Lebensjahr zusammen. Es wurden im Frühjahr 1979 über 1700 Jugendliche aus allen Gebieten Öberösterreichs klassenweise mittels Fragebogen interviewt. Sportaktivität der Jugend Rund zwei Drittel der oberösterreichischen Jugendlichen betreiben regelmäßig Sport (zu mindest einmal pro Woche); ein Drittel beteim ligt sich aktiv an Sportvereinen. Es gibt mehr sportlich inaktive Mädchen als Burschen, und in den Vereinen sind Mädchen seltener anzu treffen als B urschen. In den Berufsschulen und in den AHS ist der Anteil der sportlich aktiven Jugendlichen am geringsten. Reihung der beliebtesten Sportarten Fußball, Schifahren, Tennis, Schwimmen, Rei ten, Gymnastik, Radfahren, Leichtathletik und Tischtennis. Sportliche Selbsteinscbätzung der Jugendlichen Die sportliche Selbsteinschätzung der Jugend lichen steht naturgemäß in starkem Zusam menhang mit dem sportlichen Engagement. Dennoch betrachten sich etwa zehn Prozent der J ugendlichen als sportlich aktiv, obwohl sie kaum selbst Sport betreiben. Sie verfolgen da für die Sportberichte der Medien sehr genau und nehmen auch an Sportveranstaltungen als Zuschauer teil. Sportinteresse der Jugendlichen in den Medien Ein Drittel der Jugendlichen liest fast täglich den Sportteil einer Zeitung; Burschen zu 41, Mädchen jedoch nur zu 27 Prozent. Kein In teresse am Sportteil der Zeitung haben 20 Pro zent der Jugendlichen. Burschen lesen den Sportteil auch ausführlicher. Bei den Rundfunk- und Fernsehübertragun gen hat der Schisport das eindeutig höchste Zuseherpotential. Fast zwei Drittel der Ju gendlichen sehen sich fast immer solche Über tragungen an. Schisport ist geschlechtsunspezifisch für Burschen und Mädchen zumindest im Radio und Fernsehen gleich attraktiv. ,,Sport am Montag" ist die Sendung der enga gierten Sportler. 53 % der Burschen und 30 % der Mädchen sehen sie fast immer, und sie wird fast nur von aktiv sportbetreibenden Jugendli chen angesehen. Im Gegensatz dazu sind bei Motorsportübertragungen aktive und inaktive Jugendliche gleich häufig als Zuseher anzu treffen. Diese Übertragungen sprechen also kein spezifisch sportinteressiertes Publikum an. Vorbilder fördern Sportaktivität Sportlich aktive Jugendliche leben in einer sportlich aktiven Umwelt. Eltern und/oder Freunde sind sportlich engagiert oder zumin dest interessiert. Die Vertrautheit mit sportlich aktiven Vertrauenspersonen motiviert am stärksten das eigene Engagement. Jugend sportförderung muß deshalb immer auch die Eltern einbeziehen. Sportlich aktive Jugendli che haben ein hohes Sozialprestige. Sie werden besonders häufig als Freunde ausgegeben und man ordnet ihnen besonders attraktive Eigen schaften zu. Der sportlich inaktive Jugendliche schneidet imagemäßig wesentlich schlechter ab. Zwei Drittel der Eltern sind ausdrücklich für eine intensive sportliche Betätigung ihrer Kin der; ausdrücklich dagegen sind nur sieben Pro zent. Jugend- und Sportorganisationen Als Gründe für die Teilnahme an einer Sport organisation gehören neben dem selbstver ständlichen „Hineinwachsen" aufgrund elter licher Teilnahme vor allem Bewegungsdrang sowie die Steigerung von Leistungsfähigkeit und Kondition vorrangig genannt. Besonders die Kinder sportlich aktiver Eltern legen Wert auf Leistungs- und Konditionssteigerung. Die Gründe der Nichtteilnahme sind eher dif fus. Persönliches Desinteresse, das allerdings nicht in einer generellen Ablehnung von Sport wurzelt, ist am ehesten anzunehmen. ,,Weil ich keine Zeit habe", ist das am häufigsten ge nannte Argument; die Freizeit der Nichtakti ven ist jedoch ungefähr gleich wie der der Ak tiven. „Weil es keine Sportvereine in meiner Nähe gibt", wird von knapp 20 Prozent der Ju gendlichen angegeben. Der Vergleich dieser 20 Prozent mit den sportlich Aktiven zeigt, daß ihre Verteilung auf Regionen und Ortsgrößen gleich ist wie bei den aktiven Sportlern. Wo ein Wille ist — könnte man abgewandelt sagen — ist auch eine Sportmöglichkeit. Sport fördert Interessenvielfalt der Jugend Sportplätze und Sporthallen werden von den Sportinteressierten am stärksten gewünscht. Die Nähe zu einer solchen Sportstätte korreliert auch eng mit dem eigenen Sportengage ment. Schwimmbäder (Hallen- oder Freibad) sind für alle Jugendlichen gleichermaßen at traktiv, korrelieren jedoch nicht mit dem sportlichen Engagement. Spezifische Sport förderung wird also vor allem durch den Bau von Sportplätzen und Sporthallen erreicht, während Hallen- und Freibäder eher Ange bote für die allgemeine Freizeitbeschäftigung sind. Sportlich aktive J ugendliche sind auch in ande rer Weise aktiver und interessierter. Sie lesen zu einem größeren Prozentsatz regelmäßig auch den politischen Teil einer Zeitung (wohl deshalb, weil sie überhaupt regelmäßig Zei tung lesen) und nehmen auch zu einem größe ren Prozentsatz an kulturellen Veranstaltun gen teil. Hinsichtlich der Anzahl der im letzten Jahr gelesenen Bücher unterscheiden sich sportlich aktive und inaktive Jugendliche nicht, öffensichtlich weisen die sportlich akti ven Jugendlichen ein insgesamt höheres Akti vitätspotential auf, das auch zu einer höheren Partizipation und zu höherem Interesse am außersportlichen Geschehen führt. p. r.
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